Günstig ist Mercedes' kleiner Roadster als Gebrauchter nicht. Als guter Deal geht die dritte Generation des SLK (nun SLC) trotzdem durch, wenn man einige Dinge beachtet.
Berlin – Sieben Cabrios hat Daimler mit den Marken Mercedes, Smart und AMG aktuell im Programm. „Cabrios sind Leuchtturmprojekte der Marke, sie bringen viel Fahrgenuss und sorgen für Emotionen“, sagte uns einmal Daimler-Chef Dieter Zetsche. Anschauliche Übersetzung des sperrigen PR-Sprechs ist die dritte Generation des kleinsten Mercedes-Roadsters. Der offene Benz mit der internen Typenbezeichnung R172 debütierte 2011 unter dem traditionsreichen Namen SLK, seit dem Facelift 2016 steht SLC am Heck. Bei seiner Markteinführung Mitte der 1990er-Jahre setzte der SLK mit seinem Metallklappdach einen Trend – wenngleich die Technik schon in den 1930er-Jahren bei Peugeot debütierte. Einige Hersteller taten es den Stuttgartern gleich. Allerdings nur ein paar Jahre lang. Direkte Wettbewerber kennt die aktuelle Generation nicht mehr. Offene Audi TT, Porsche Boxster, BMW Z4 und Mazda MX-5 tragen nun allesamt eine leichte Sommerkapuze aus Stoff. Die SLK-Basis der dritten Generation (seit 2011) ist solide und zuverlässig. Solange der Roadster regelmäßige Pflege, Wartung und ausreichend Öl erhält, fährt er problemlos. Kilometerfresser findet man am Markt selten: Gerne wird dieser Benz als Zweit- oder Drittwagen eingesetzt, als Fahrzeug für den Wochenendausflug. Von den rund 1.400 Autos, die auf mobile.de derzeit angeboten werden, besitzen immerhin rund 1.100 Autos ein ausgefülltes Scheckheft. Es gibt nur wenig am SLK zu kritisieren, einen guten Überblick über die dennoch hier und da auftretenden Probleme gibt das „SLC, SLK & AMG GT“-Forum. Historie | Modellwechsel: Von SLK zu SLCDer 1996 eingeführte kleine Benz-Roadster war anders. Statt leichtem Stoff faltete sich eine aufwendige Stahlkonstruktion in seinem Heck. Das Mehr an Gewicht glich sie durch einen wirksamen Schutz vor rauer Winterwitterung aus. Außerdem war der SLK damit Waschstraßen-tauglich. Bis 2004 baute Mercedes das intern R170 genannte Modell, dann folgte die zweite Generation des SLK als R171 mit einer prägnanten Front. Die erinnert an den damaligen Supersportwagen SLR McLaren und stieß nicht bei allen Roadster-Fahrern auf Gegenliebe. Im März 2011 löste der R172 seinen Vorgänger ab. Im Mai 2013 bekam der SLK 250CDI serienmäßig ein Schaltgetriebe, die 7G-Tronik gab es als Option. Für mehr Licht sorgt optional das Intelligent-Light-System mit adaptiven Fernlicht-Assistenten, jedoch nur bis zum Modelljahr 2014. Im Mai 2016 überarbeitete Mercedes das manuelle Sechsgang-Getriebe. Seit demselben Monat erfüllen sämtliche Motoren Euro 6, die Euro-5-Triebwerke flogen aus dem Modellprogramm. Im Zuge der Modellpflege 2016 änderte man neben der Nomenklatur (SLC) einiges an der Optik: andere Scheinwerfer, große Frontschürze und ein überarbeiteter Grill. Der hat nun eine Mittelstrebe, die den Stern im Grill trägt. Dazu gibt es ein neues Basismodell und weniger Zylinder beim Topmotor. Technisch ist der Roadster nach wie vor eng mit der C-Klasse W204 verwandt. MOTOR-TALKer Jochen hat Vor- und Nachfacelift-Modell verglichen. Karosserie | InnenraumDer 4,41 Meter lange Zweisitzer wiegt mindestens 1,4 Tonnen. Die Passagiere können sich einfach in die tiefen Sitze des 1,30 Meter flachen SLK/SLC fallen lassen. Das Aussteigen bereitet erwartungsgemäß etwas mehr Mühe. Es ist halt ein Roadster und kein SUV. Den Passagieren bietet der Mercedes ausreichend Platz, zur Seite wie nach oben – selbst wenn das Dach geschlossen ist. Hinter die Sitze passen noch Jacken und Pullover. Praktisch: Wird der Sitz zurückgefahren, stellt sich die Lehne ab einem gewissen Punkt gerader, um nicht hinten anzustoßen. Rost scheint beim Mercedes SLK bisher kein Problem zu sein. Dafür kann er mit Knarzgeräuschen in den Türen oder an der Rückwand nerven. Daneben stören Windgeräusche einige Fahrer wie MOTOR-TALKer peter-slk. Probleme mit dem hydraulischen Dach treten selten auf. Bei der ersten Generation gab häufiger einer der drei Microschalter seinen Geist auf – und das Dach ließ sich nicht mehr steuern. Motor | GetriebeMercedes bot und bietet bei diesem Roadster eine große Auswahl an Motoren an. Innerhalb der vergangenen sieben Jahre waren es neun Versionen, davon acht unterschiedliche Leistungsvarianten. Rund zwei Drittel der Kunden bestellten einen der Vierzylinder. Eine gute Wahl. Als Basis diente anfangs ein 1,8-Liter-Turbo-Reihenvierer mit 184 PS im SLK 200, der im Januar 2016 vom SLC 180 mit dem 1,6-Liter-Turbo-Vierzylinder mit 156 PS unterboten wurde. Der SLK 250 mit dem 1,8-Liter-Turbo leistet durch eine höhere Aufladung 204 PS. Der 200er-Motor reicht vielen MOTOR-TALKern im Alltag. „Der 4-Zylinder ist für die normalen Fahrten durchaus ausreichend“, schreibt Walldorf98. Mit dem 184-PS-Motor erreicht der Mercedes in 7,3 Sekunden Tempo 100 und fährt bis zu 240 km/h schnell. Angenehm: 300 Newtonmeter Drehmoment (ab 2015) liegen schon zwischen 1.200 und 4.000 Touren an. „Ich fahre den 200BE als Handschalter, mein Verbrauch liegt im Sommer regelmäßig knapp unter sieben Litern, im Winter (mehr Verbraucher, SSA funktioniert später, niedrigere Temperaturen) liege ich so um die 7 Liter“, schreibt mmslk. Souveräner arbeitet der V6 des SLC 300 mit 370 Newtonmeter. Er verlangt jedoch nach teurem Super-Plus-Sprit. Die AMG-Modelle zielen stärker auf die Heizerfraktion ab. An die Vierzylinder koppelt Mercedes serienmäßig ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Einizge Ausnahme: der SLC 300 mit Neunstufen-Automatik, ebenso wie bei SLC250d und SLC 43. Optional war das Siebengang-Automatikgetriebe 7G-Tronic Plus für den SLK 200 und SLK 250 sowie SLK 250 CDI erhältlich. Das manuelle Getriebe passt zum SLK aber gut. FahrwerkFür einen Roadster bietet der SLK viel Komfort. Sein Fahrwerk ist schön straff, doch frei von unnötiger Härte. Außerdem überzeugt das Fahrwerk (wie eigentlich das gesamte Auto) die TÜV-Prüfer. Das in Bremen gebaute Cabrio gewann den 2018er TÜV-Report-Preis. In allen zu prüfenden Bereichen schnitten R172-Fahrzeuge deutlich besser ab als vergleichbare Wettbewerber. Wenn etwas nicht stimmt, liegt es selten im Bereich der Achsaufhängung, nur gelegentlich wird von ausgeschlagenen Dämpfern berichtet. Bei den ersten R172-Fahrzeugen kann die Feststellbremse nach langer Standzeit feststecken. Äußerst selten beanstandeten die Prüfer Ölverlust an Motor oder Getriebe. Ausstattung | Sicherheit Praktisch außerdem: Intelligent-Light-System mit LED-Tagfahrlicht und der adaptive Tempomat Distronic Plus. Wer im Herbst und Winter viel mit dem SLK unterwegs ist, kann ein Modell mit dem Glasdach „Panorama-Variodach“ wählen. Auf das Sportfahrwerk mit kürzeren Federn kann man ebenso verzichten wie auf die Einparkhilfe. Seit der Modellpflege arbeitet ein neues Entertainmentsystem im SLC. Marktsituation | PreiseSo richtig groß ist das Angebot an guten Gebrauchten nicht. Bei mobile.de gibt es derzeit rund 360 Fahrzeuge, die eine Laufleistung von weniger als 125.000 Kilometer aufweisen, ein ausgefülltes Scheckheft und eine mindestens zwölfmonatige HU-Plakette besitzen. Vom neueren SLC sind es rund 580 Fahrzeuge, die Preise beginnen bei rund 30.000 Euro. Fazit | EmpfehlungGroße Fallen und klassische "böse Überraschungen" scheint es beim kleinsten Mercedes Roadster nicht zu geben. Orientiert man sich an den Erfahrungen der MOTOR-TALK-Community, sind SLK und SLC mit einem der Vierzylinder-Aggregate ausreichend stark motorisiert. Wir empfehlen SLK 200 oder SLK 250. Es kommt schließlich nicht auf die Spitzenleistung, sondern den Fahrgenuss an. Der lässt sich mit Sitzheizung und Airscarf steigern. Von SLK 200 und 250 gibt es bei mobile.de rund 250 Fahrzeuge ab 18.000 Euro. Viel Geld. Doch ein neuer SLC kostet mindestens 35.348 Euro. ***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |
