Wieviel VW, Audi und BMW steckt in meiner E-Klasse?
Hallo ins Forum,
nein, Ihr habt Euch nicht verlesen. Die Titelgeschichte „DAS KARTELL“ in der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL (Nr. 30 vom 22. Juli 2017) lässt mich diese Frage stellen.
Was ist passiert?
Laut Spiegel...:
- Gibt es ein „Auto-Syndikat“ der fünf deutschen Premium-Marken Audi, BMW, Mercedes, Porsche und VW.
- Haben sich BMW, Mercedes und die drei Premiummarken des Volkswagenkonzerns (Audi, Porsche und VW) seit den 1990er Jahren in mehr als 60 Arbeitsgruppen und über 1.000 Sitzungen zu technischen Spezifikationen abgesprochen.
- Es gab unter anderem Arbeitskreise (AK) „Mechanische Anbauteile“, „Bremsregelsysteme“, „Luftfederung“, „Kupplung“, „Ottomotoren“, „Dieselmotoren“ usw.
- Konkurrieren Daimler, BMW, Audi, Porsche und Volkswagen oft gar nicht mehr
- Arbeiten die Hersteller heimlich eng zusammen, so wie man es nur von Töchtern eines einzigen Unternehmens erwarten würde
- Haben dies „sowohl Daimler als auch Volkswagen, Audi und Porsche… gegenüber der EU-Kommission und dem Bundeskartellamt bereits eingeräumt. In einem Schriftsatz vom 4. Juli 2016 erstattet Volkswagen eine Art Selbstanzeige…“
- Erklärt VW in dem Schriftsatz in seinem Schriftsatz auch im Namen von Audi und Porsche, dass es zu kartellrechtswidrigem Verhalten gekommen sei (Seite 14 linke Spalte im Spiegel)
- Haben die Konzerne offenbar über Jahre hinweg in ihren 5er-Kreisen heimlich den Konkurrenzkampf auf vielen Gebieten der Fahrzeugentwicklung ausgeschaltet
- Teilt VW in seiner Selbstanzeige mit, dass es einen „Austausch eigener wettbewerblich sensibler technischer Daten“ gab. Die fünf Hersteller hätten gemeinsam „technische Standards“ festgelegt und sich abgestimmt, in neuen Fahrzeugen „nur bestimmte technische Lösungen“ einzusetzen. Keiner sollte mit einem neuen Modell den anderen so weit voraus sein, dass diese Probleme mit dem Verkauf ihrer Fahrzeuge bekommen. Wenn ein Hersteller eine bahnbrechende Technik einführt, müssen die anderen in der Lage sein, die Technik auch relativ schnell anbieten zu können
- Sind die Absprachen zum Nachteil der Kunden
Ein Paradebeispiel des SPIEGEL-Berichts sind die zu kleinen AdBlue-Tanks mit Größen zwischen 17 und 23 Litern und seine Rolle bei der Entstehung des Diesel-Skandals (siehe dazu auch den AdBlue-Thread).
in Kartellverfahren haben Unternehmen die Möglichkeit, als Kronzeuge straffrei auszugehen. Das Problem ist: Auch Daimler hat sich laut SPIEGEL den Behörden gestellt. "Nur die Behörden wissen, welches der beiden Unternehmen schneller war in der Kunst der Selbstbezichtigung."
An dieser Stelle der klare Hinweis: Ich vermag nicht zu beurteilen, wie weit der Spiegel diese Aussage und die anderen Passagen recherchiert hat und ob die Darstellungen stimmen. Ich berichte an dieser Stelle darüber, was der Spiegel schreibt, mache mir die Aussagen des Spiegel aber explizit nicht zu eigen.
Dennoch komme ich angesichts dessen zu der im Thread-Titel gestellten Frage.
Finde das nur ich ein starkes Stück?
Und ich erinnere mich mit einem gewissen Schmunzeln an die vielen Gefechte zwischen Fan-Boys oder Hater der einen oder Marke. Leute, die hier behaupten, ihr jeweiliges Idol sei den Fahrzeugen der andere Marke überlegen.
Links:
Beste Antwort im Thema
Irgendwie sehe ich das Ganze eher gelassen und sogar von vorteilhafter Seite. Klar, sobald es um Sachen wie den Dieselgate und so weiter geht, hört der Spass auf, aber eine Kooperation der 5 grossen Deutschen Marken begrüsse ich sogar. Immerhin werden Wissen ausgetauscht und Kosten gesenkt. Des Weiteren hat jedes Unternehmen ausgeprägtere Kompetenzen in anderen Bereichen. Eine Fusion ebendieser kommt uns Käufern doch nur zu Gute. Man sollte es auch positiv sehen, denn so dominiert nicht einfach nur die Marke mit dem grössten Umsatz / Gewinn.
So kann ich auch nur die Umfrage des Manager-Magazins belächeln. In spätestens 6 Monaten erinnert sich keiner mehr an ein dt. Kartell im Automobilbereich. Und selbst wenn es ein einziges, riesiges Kartell wäre: Als ob sich niemand mehr einen BMW, Audi, Mercedes oder sonst was kaufen würde. Was bleibt denn noch? Die Amis sind für die Tonne und die asiatischen Marken meines Erachtens nach nicht das Geld wert. Von mir aus könnten die dt. Fahrzeuge sogar 100% gleich sein und nur andere Marken tragen - ich würde dennoch ein deutsches Auto kaufen.
Deutlich besorgniserregender sind für mich die Technologie-Kartelle. Apple, Samsung und so weiter stecken doch auch alle unter einer Decke... Was ist mit Google, der Datenkrake schlechthin? So etwas interessiert natürlich am Ende des Tages niemanden, solche Stories sind für den "Verkauf" an die breite Masse zu komplex. Also muss eben mal wieder die deutsche Automobilindustrie herhalten...
Ähnliche Themen
34 Antworten
Nur ein Hinweis: VW gilt nach offizieller Definition des VDA nicht als Premiummarke. Aktuell gilt lediglich der Touareg als Premiummodell. Redet es Ihnen bitte nicht auch noch ein.
So, dann jetzt auch noch ein kurzes Statement.
Es war ja irgendwo klar, dass viele Bauteile über den Bezug bei identischen Zulieferern über ein gleichartiges Qualitätsniveau verfügen. BMW und Daimler hatten sogar als quasi sensationelle Meldung verlautbaren lassen, dass man viele, nicht sichtbare, Teile baugleich verwendet um Skalenerträge erzielen zu können.
Das, was sich da jetzt andeutet, zieht einem aber irgendwie die Schuhe aus. Macht doch ein deutsches Volkskombinat für Fahrzeugbau auf und gebt uns nur äußerlich unterschiedliche Einheitskisten, die geschmackliche Nuancen der Kundschaft berücksichtigen.
Noch ist ja nichts endgültig spruchreif, aber die Enttäuschung nagt. Ich habe noch nie ein Fahrzeug aus asiatischer Produktion besessen. In der Vergangenheit habe ich mich sogar zu den Witzeleien vom Format "Reisschüsseln" hinreißen lassen. Muss ich überdenken.
Ooohh, die bösen deutschen Autobauer. Haben uns jahrelang den Fortschritt vorenthalten. Und ganz raffiniert (oder immens blöd) bei Hunderten von Beteiligten gedacht, sie könnten das unter der Decke halten. Na, hat Winterkorn ja wohl auch angenommen... Ich würd mal entspannt bleiben, der Spiegel ist ja auch kein Enthüllungsblatt mehr, sondern läuft nur bereits Bekanntem hinterher und versucht, daraus Skandalstories zu machen. Zu spät, die Staatsanwaltschaft ist euch monatelang voraus. Einfach nur noch peinlich dieses Blatt. Entweder, da ist was dran, dann sollen die Vorstandschefs zur Bestrafung und Warnung an andere für Jahre in's Gefängnis, oder die Sache geht ihren Gang. Kann ich mir grad bei Zetsche und dessen Erfahrungen mit der amerikanischen Justiz aber kaum vorstellen. Locker bleiben ist die Devise für User.
Zitat:
@Samsonz schrieb am 23. Juli 2017 um 16:39:51 Uhr:
Ooohh, die bösen deutschen Autobauer. Haben uns jahrelang den Fortschritt vorenthalten. Und ganz raffiniert (oder immens blöd) bei Hunderten von Beteiligten gedacht, sie könnten das unter der Decke halten. Na, hat Winterkorn ja wohl auch angenommen... Ich würd mal entspannt bleiben, der Spiegel ist ja auch kein Enthüllungsblatt mehr, sondern läuft nur bereits Bekanntem hinterher und versucht, daraus Skandalstories zu machen. Zu spät, die Staatsanwaltschaft ist euch monatelang voraus. Einfach nur noch peinlich dieses Blatt. Entweder, da ist was dran, dann sollen die Vorstandschefs zur Bestrafung und Warnung an andere für Jahre in's Gefängnis, oder die Sache geht ihren Gang. Kann ich mir grad bei Zetsche und dessen Erfahrungen mit der amerikanischen Justiz aber kaum vorstellen. Locker bleiben ist die Devise für User.
Klar! Locker bleiben
- Süddeutsche: Ungeheurer Verdacht gegen deutsche Autokonzerne
- Focus: Schadenersatz für hunderttausende Autofahrer? Das sind Ihre Rechte gegen das Kartell
- Blick: Totalschaden!
- Automobilwoche: EU-Kommission prüft Kartellvorwürfe
Auch wenn sich VW bislang beharrlich weigert, seine Kunden in Europa wie in den USA zu entschädigen: Wenn das mit den Kartellabsprachen zutrifft, eröffnet sich für die Leute doch noch ein Einfallstor. Und Kartellstrafen können ganz schön happig sein. Auch für Mercedes.
Was das völlige OT-SPIEGEL-Bashing soll - das weiß ich allerdings nicht. Bist Du berufener Medienexperte oder gar Insider? Ich finde die Arbeit des SPIEGEL ganz überwiegend gut. Viel mehr Substanz als die oberflächlichen Betroffenheitsstückchen bei Panorama, Monitor oder Frontal21.
"...wenn stimmt, was der Spiegel behauptet..." Na, da bleib ich als User sogar sehr entspannt
Es gibt ja inzwischen eine Stellungnahme der Aufsichtsbehörden und weitere Berichte.
http://www.handelsblatt.com/.../20085722.html
Der Konditionalsatz "wenn es stimmt" stammt von mir. Also wegen einem einfachen User wie mir entspannt zu bleiben...
Dein AdBlue-Tank ist wegen Audi kleiner als er sein müsste.
Dein Fahrwerk und Dein Getriebe ist mit BMW abgestimmt
Warum sollen nur beim Mercedes die Bremsen rubbeln?
Bosch, Continental, Scheffler, Mahle und ZF gemeinsam klein kriegen - warum nicht?
Obwohl. In der Medizin gibt es auch die Zweitmeinung. Alles super klasse!
Zitat:
@rus schrieb am 23. Juli 2017 um 17:14:13 Uhr:
Es gibt ja inzwischen eine Stellungnahme der Aufsichtsbehörden und weitere Berichte.
http://www.handelsblatt.com/.../20085722.html
Der Konditionalsatz "wenn es stimmt" stammt von mir. Also wegen einem einfachen User wie mir entspannt zu ...
Witzig: "Wettbewerb gab es offensichtlich keinen zwischen den fünf großen deutschen Autobauern Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler - wenn stimmt, was der Spiegel behauptet." stammt nicht von dir, sondern aus dem von dir gepostetem Link aus der Süddeutschen.
...aber egal, ich finde deine Posts hier im Forum klasse, @rus, hat mir viel geholfen und meine Vorfreude auf meinen immer wieder gesteigert! Danke dafür
Zitat:
@Samsonz schrieb am 23. Juli 2017 um 17:31:55 Uhr:
...aber egal, ich finde deine Posts hier im Forum klasse, @rus, hat mir viel geholfen und meine Vorfreude auf meinen immer wieder gesteigert! Danke dafür
Oh. Dann habe ich dasselbe geschrieben, wie die Süddeutsche. Ist ja naheliegend, sowas zu pinseln. Am Ende finde ich am bemerkenswertesten, dass sich somit die Autos also beim Design noch am weitesten differenzieren. Und bei der Technik, dann wohl eher weniger.
Das musss ein Schock für denjenigen Kollegen sein, der hier den A4-Schock-Thread gestartet hat
Doch unter der Haube sind wir alle geistige Brüder der 5er-Arbeitskreise
Edit / Nachtrag: FAZ - BMW weist jegliche Manipulationsvorwürfe zurück
"Absprachen mit anderen Herstellern hätten lediglich dazu gedient, eine „Betankungsinfrastruktur“ aufzubauen."
Ich meine: Seit 2006 Absprachen über die "Betankungsinfrastruktur" -klingt irgendwie nach Mallorca und Ballermann - und wo sind nun die AdBlue-Zapfsäulen für PKW?
Na denn - Prost
Hoffentlich hahen die mehr Champus oder Bier als AdBlue
Holst Du im September in Sindelfingen ab?
Cheers!
Yep! Freu mich wie damals zu Weihnachten
Zitat:
@rus schrieb am 23. Juli 2017 um 18:05:27 Uhr:
Zitat:
@Samsonz schrieb am 23. Juli 2017 um 17:31:55 Uhr:
...aber egal, ich finde deine Posts hier im Forum klasse, @rus, hat mir viel geholfen und meine Vorfreude auf meinen immer wieder gesteigert! Danke dafür
Das musss ein Schock für denjenigen Kollegen sein, der hier den A4-Schock-Thread gestartet hat
Doch unter der Haube sind wir alle geistige Brüder der 5er-Arbeitskreise
Daran habe ich heute auch gleich gedacht. Was haben wir uns da für Schlachten in dem Thread geliefert Und jetzt sitzen wir offensichtlich alle in einem Boot. Nur das Blech ist noch anders geformt und die Farben unterschiedlich bezeichnet.
Zitat:
@Samsonz schrieb am 23. Juli 2017 um 18:33:10 Uhr:
Yep! Freu mich wie damals zu Weihnachten
Und vor dem Weihnachtsmann kommt jetzt der Arbeitskreis Knecht Rupprecht. Trifft sich immer beim Kartellamt