Japanische Autos bieten viel ab Werk. Doch eines bieten die Japaner oft nicht: individuelle Autos. Ein Subaru-Händler hilft. Wir waren bei der Veredelung eines BRZ dabei.
Duisburg – Bunte Kataloge, seitenlange Preislisten. Wer sich ein deutsches Auto bestellt, hat die Qual der Wahl: Das Traumauto lässt sich aus verschiedenen Ausstattungsvarianten, Technik-Paketen, Felgen, Farben, Stoff- und Ledersorten konfigurieren. Selbst mit Basismotor und Standardausstattung reichen die Optionen von Lederlenkrad (VW Golf) bis Leder-Dakota (BMW 318i). Koreanische und japanische Herstellern bieten meist weniger Möglichkeiten zur Individualisierung. Die Pakete sind geschnürt und lassen sich selten öffnen. Lederausstattung gibt es selten zur Basisausstattung, sondern nur in der teuersten Variante – mit viel Komfort-Schnickschnack, auf den mancher verzichten kann. Es gibt jedoch Möglichkeiten, an einen individuellen Japaner zu kommen, ohne auf zweifelhafte Tuning-Anbauteile zurückgreifen zu müssen. Zum Beispiel die Umrüstung des Neuwagens vor der Auslieferung an den Besitzer. Subaru Deutschland bietet das seit 2001 in Kooperation mit einem Händler im Ruhrgebiet an. Ein Lederatelier neben dem AutohausMarc Wingenter aus Duisburg, hat dafür 2007 neben seinem Subaru-Autohaus sein Auto-Lederatelier gegründet. Er stellte zwei Sattler ein und fertigt seitdem Innenausstattungen nach Maß. „Wir schneidern für alle Marken passende Innenausstattung, zu 90 Prozent aber für Subaru-Modelle“, sagt er. Warum? Der Umsatz ist das eine, aber Marc Wingenter ist Überzeugungstäter. „Ich habe mich früher geärgert, dass ich nicht flexibel auf Kundenwünsche reagieren kann, konnte nur das anbieten, was auch im normalen Prospekt stand“, sagt er. Lederausstattung ist meist nur in der höchsten Ausstattungsvariante verfügbar. Wer auf das ganze andere mitangebotene Zubehör verzichten kann, sitzt automatisch auf Stoff. So wie Nico Strauss. Als sein erstes Auto die Fühler streckte, ein Opel Corsa B mit 45 PS, wollte er ein sportliches Auto kaufen. Eines mit Hinterradantrieb. Die Wahl fiel auf einen Subaru. „Der BRZ gefiel mir auf Anhieb, fährt sich sehr sportlich und frisst mir nicht die Haare vom Kopf“, sagt der Soldat aus Idar-Oberstein. Das passende Leder zur SpurverbreiterungDer 21-Jährige las Inserate und fand einen fast neuwertigen Vorführwagen. Ein paar Aufkleber, eine Spurverbreiterung an der Hinterachse, das war sein Tuning-Programm am Anfang. Aber etwas fehlte ihm zum Traumwagen: eine edle Innenausstattung. Nico Strauß nahm über seinen Händler Kontakt mit Marc Wingenter auf, der ihm ein paar Vorschläge per E-Mail schickte. „Da waren schöne Sachen dabei, wie das Grundmuster des Sitzes. Ich wollte es aber individueller haben, sportlicher, rallyemäßiger“, sagt er. Anstatt Stoff bezieht der Sattler die Sitze mit Leder, die Kontrastnähte sind alle in Subaru-Blau gestrickt. „Da ich ein großer Fan von Colin McRae bin, wollte ich auch die Unterschriften auf den Kopfstützen haben“, sagt Nico. Als weitere Hommage an die legendären Rallyewagen beklebt er die Seiten mit einem 555-Sponsor-Aufkleber. Montagabends brachte er sein Auto weg, bekam einen Leihwagen und konnte seinen BRZ am Mittwoch wieder abholen. „Dass der Sattler so schnell und perfekt arbeitet, hätte ich nicht gedacht“, sagt Nico Strauß. Alcantara am Schaltsack„Wir konnten vorarbeiten. Von dem BRZ hatten wir noch Türverkleidungen, die wir vorher beziehen konnten“, sagt Maurice Stockfleth. Zusätzlich zu Sitzen und Türverkleidungen schneiderte er Schaltsack, Handbremsknauf- und sack aus Alcantara. Auch das Lenkrad bezog er neu mit Alcantara und setzte eine gelbe 12-Uhr-Markierung ein. Sechs Stunden gingen allein dafür drauf. „Alcantara lässt sich stärker dehnen als Leder und wird anders verarbeitet, das kostet Zeit“, sagt Maurice Stockfleth. Am aufwändigsten sei aber nicht das Kleben, sondern die Vorarbeit. „Das ist wie bei einem Lackierer. Wir müssen erst alle Reste auf dem Lenkrad, Handbremsgriff oder Schaltknauf entfernen, notfalls nachschleifen. Denn sonst spürt man später die Reste durch das feine Alcantara“, sagt der Sattler. Vor dem Kleben malt er Linien auf die Bauteile – dorthin, wo später die Nähte sitzen sollen. Erst dann fertigt er eine Schablone fürs Leder. „Da wir aber schon einige BRZ veredelt haben, ging das zügig von der Hand“, sagt Maurice Stockfleth. Für eine komplette Innenausstattung benötigt er mit seinem Kollegen rund zwei Tage, zehn Quadratmeter Leder werden im Schnitt verarbeitet. Sitzheizung zum Nachrüsten im AngebotSeit 2010 führt Marc Wingenter mit seinem Bruder Ralf das Autohaus seiner Eltern. Die beiden sind Subaru-Fans durch und durch, besitzen einen WRX STI S206, SVX, Legacy RS Rallyeauto und einen seltenen Subaru 360. Mittlerweile kommen die Kunden von Marc Wingenter aus ganz Deutschland. Das Leder-Atelier übernimmt Aufträge für die 182 Subaru-Handelspartner und rund 240 Servicebetriebe. Dazu zählt nicht nur der Umbau von Stoff auf Leder, sondern auch die Nachrüstung von Sitzheizungen, Aufpolsterung von Sitzbänken und Armlehnen sowie Reparaturarbeiten an Ledersitzen. Meist landen die Neufahrzeuge vom Hafen Rotterdam direkt bei ihm in Duisburg. Der Vorteil: Die Kunden bekommen das neue Auto gleich mit ihrer individuellen Ausstattung. Der Betrieb rüstet aber nicht nur Neufahrzeuge um, sondern auch Gebrauchtwagen und Oldtimer – wie ein normaler Autosattler. 2.590 Euro kostet die Lederausstattung „Subaru Exklusive Leder“ inklusive Seitenverkleidung, ein neu bezogenes Lenkrad und die Stickereien werden extra berechnet. Zwischen 2.500 und 3.000 Euro für die LederkurFür andere Marken verlangt er, je nach Modell, zwischen 2.500 und 3.000 Euro. „Die meisten Kunden bestellen schwarzes, perforiertes Leder mit Kontrastnähten“, sagt Wingenter. 100 bis 150 Autos verschönert sein Team pro Jahr, darunter auch Messeautos für die IAA oder die Motorshow Essen. Wenn kein Sondermodell dazwischenkommt. Vergangenes Jahr waren das 200 Stück. Heißt: 200 Lenkräder beziehen, 400 Sitze, 200 Rückbänke und 800 Türverkleidungen. Bis vor Kurzem steckten sie viel Herzblut in den BRZ Rennwagen für das 24-Stunden-Rennen. Das Team nennt sich: „Alles auf Horst“ nach einer Szene aus dem Film „Bang Boom Bang“. Gemeint ist ein Rennpferd, nicht der Jockey. Ganz ohne Leder geht es auch hier nicht – die Rennfahrer kurbelten an einem mit Wildleder bezogenen Lenkrad um die Nordschleife. |