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VW-Chef Diess: Elektroautos mit Kohlestrom sei "Wahnsinn" - "Dann fahren wir mit Kohle statt Erdöl"

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Nach der Verschärfung der CO2-Vorgaben aus Brüssel hat VW-Chef Diess den Energiemix in Deutschland kritisiert. E-Autos dürften nicht mit Kohlestrom betrieben werden.

Volkswagen-Chef Herbert Diess kritisiert die deutsche Energiepolitik. Es sei "Wahnsinn", wenn Elektroautos mit Kohlestrom fahren Volkswagen-Chef Herbert Diess kritisiert die deutsche Energiepolitik. Es sei "Wahnsinn", wenn Elektroautos mit Kohlestrom fahren Quelle: Picture-Alliance

München/Wolfsburg - Im Streit um schärfere Klimaschutzvorgaben für die Autoindustrie sieht Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess den Energiemix in Deutschland als Problem. Das Elektroauto werde mit dem Diesel bei der CO2-Bilanz auf langen Strecken auf absehbare Zeit auch deshalb nicht mithalten können, warnte er in der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag). "Denn die Wahrheit ist: Sie stellen nicht auf Elektro um, sondern auf Kohlebetrieb." Bei der Produktion einer Batterie mit Kohlestrom entstünden fünf Tonnen Kohlendioxid (CO2). "Und wenn Sie dann noch mit Kohlestrom fahren, wird E-Mobilität wirklich zum Wahnsinn", meinte Diess.

Die EU-Staaten hatten sich darauf verständigt, dass Neuwagen im Jahr 2030 im Schnitt 35 Prozent weniger CO2 ausstoßen sollen als 2020. Die Bundesregierung wollte ursprünglich nur 30 Prozent Minderung, wie von der EU-Kommission vorgeschlagen - ein Wert, den deutsche Autobauer als machbar erachteten. Andere Länder wollten hingegen eine Reduktion um 40 Prozent und mehr. Die Klimabilanz der ansonsten sehr sauberen Elektroautos wird maßgeblich auch dadurch beeinflusst, aus welchen Quellen der Strom für die Batterien in Betrieb und Produktion stammt.

Um den CO2-Ausstoß der Autoflotte bis 2030 um 30 Prozent zu senken, werde ein Drittel dieser Fahrzeuge vollelektrisch unterwegs sein müssen, erklärte Diess. Wäre ein Rückgang um 40 Prozent angepeilt worden, müsste bis dahin über die Hälfte der Autos rein elektrisch fahren. Ein Wandel in diesem Tempo sei kaum zu managen, warnte er - binnen zehn Jahren müsse dann ein Viertel der Jobs bei VW entfallen.

Auto-Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte dagegen dem NDR, die neuen Klimavorgaben beschleunigten den Wandel. Diess' Warnung mit Blick auf die Arbeitsplätze wies er zurück: "Ich glaube, das Gegenteil wird der Fall sein. Wenn die Vorgaben zu lasch wären, dann hätten wir das Risiko, dass wir 200.000 Jobs verlieren." Die Trends E-Mobilität und Digitalisierung fordern die Hersteller stark. E-Autos sind aber noch weit davon entfernt, sich am Markt durchzusetzen.

Verkehr und Energiewirtschaft sind die größten Verursacher von CO2-Emissionen

Der Verkehr ist nach der Energiewirtschaft der zweitgrößte Verursacher von CO2-Emissionen Der Verkehr ist nach der Energiewirtschaft der zweitgrößte Verursacher von CO2-Emissionen Quelle: Picture-Alliance Auch in der Energiebranche stieß der EU-Kompromiss auf Zustimmung. Der Verkehr sei nach der Energiewirtschaft zweitgrößter Verursacher von Treibhausgasen und liege bei der Minderung "massiv im Rückstand", hieß es aus dem Verband BDEW. Bosch-Chef Volkmar schrieb in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt", auch die Autoindustrie könne für den Klimaschutz mehr tun, als sie muss: "Wer für Klimaschutz ist, kommt auch um eine Kohlendioxid-Gesamtbilanz des Straßenverkehrs nicht herum." Für das Klima zähle nicht nur der Ausstoß des Autos, sondern auch derjenige aus der Kraftstoff- und Stromerzeugung.

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte sich gegen neue Grenzwerte ausgesprochen. Nicht wenige Politiker verlangten minus 50 oder 75 Prozent bis 2030: "Wenn das im Europäischen Parlament so beschlossen wird, dann können wir das Autobauen in Deutschland vergessen."

Zum Streit über die - nun gestoppte - Rodung des Hambacher Forsts meinte Diess, es sei "völlig unverständlich", nur daran zu denken, ein Braunkohle-Abbaugebiet zu erweitern. "Was die Energiewirtschaft da machen will, führt unsere ganze Elektrifizierungsstrategie ad absurdum", sagte er. Es sei nicht sinnvoll, Elektroautos auf die Straße zu bringen, wenn der Strom für sie aus Kohle stamme: "Dann fahren wir mit Kohle statt Erdöl und produzieren mehr CO2 als heute."

Quelle: dpa

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