Moderne Kunststoffe sind Leder oft überlegen. Autodesigner Lutz Füngener erklärt, warum sie trotzdem nicht akzeptiert werden und warum Innenräume so konservativ sind.
München - Ledersitze kosten beim Autokauf meist mehrere tausend Euro extra. Ist das gerechtfertigt? Der Autodesigner Lutz Fügner von der Hochschule Pforzheim findet, dass Leder „ein unsinniger Bezug für eine Auto ist“. In einem Interview mit dem Fachmagazin "Werben und Verkaufen" sagt Fügner: „Eigentlich sitzt man auf dicken Farbschichten, nicht auf dem Leder“. Moderne Kunststoffe seien in vielerlei Hinsicht besser. Allerdings akzeptiere der Kunde bislang nur einen Markennamen als hochwertig: Alcantara. Weniger ist oft mehrGenerell wünscht sich der Designer von der Autoindustrie mehr Kreativität bei der Gestaltung des Innenraums. "... die Vielzahl an Informationen, die heute im Auto dargestellt werden können, sind eigentlich die perfekte Vorlage, um sich radikal neue Lösungen einfallen zu lassen“, sagt Fügner in dem Interview. Viele Hersteller, wie etwa Peugeot, hätten bereits erkannt, dass im Cockpit weniger Knöpfe oft mehr seien. „Man muss nicht alles einbauen, weil es technisch möglich ist“. Vorbildlich: Das Cockpit des MonzaDas Cockpit der neuen Mercedes S-Klasse ist für den Geschmack des Designers zu verhalten, der Tacho zu konventionell, das Display zu grobschlächtig und überfrachtet. Besonders gut gefallen hat Fügener hingegen das Cockpit des Opel Monza, der auf der IAA 2013 gezeigt wurde. Das Konzeptfahrzeug hat ein von links nach rechts durchgehendes, schmales Display direkt unter der Windschutzscheibe. Bislang sind jedoch keine Pläne bekannt, dass der Monza jemals gebaut werden soll. Der perfekte Innenraum hat nach Ansicht von Fügener einen Dachhimmel, der ein einziges Display ist. „Bisher haben die Autohersteller viel zu sehr nur vom Fahrer aus gedacht, für den Beifahrer oder die hinteren Insassen wurde zu wenige gemacht.“ Die Autoindustrie hat vergleichsweise alte Kunden. Im Schnitt ist ein Neuwagenkäufer heutzutage rund 50 Jahre alt. Das hat auch Auswirkungen auf das Design. Denn Trends müssen laut Fügener erst von der Jugend durchgesetzt werden. "Das beste Beispiel sind Turnschuhe."
Quelle: Werben und Verkaufen |