Toronto (Kanada) – Brandon ist gerade einmal 17 Jahre alt, als er sein Leben bei einem tragischen Unfall verliert. Sein Vater hat den Schock noch lange nicht verkraftet, da trifft ihn der nächste: Die Fahrerin des Unfallwagens verklagt den toten Brandon, seine Eltern und zwei weitere Jungen, die ebenfalls von dem Auto angefahren wurden.
Es geht um 1,35 Millionen Dollar
"Es fühlt sich an wie ein Schlag in den Magen. Ich bin außer mir", sagt Derek Majewski, der Vater von Brandon, in einem Interview mit der "Toronto Sun". Die Fahrerin, Sharlene Simon (42), fordert von allen zusammen rund 1,35 Millionen kanadische Dollar (rund 887.000 Euro) Schadensersatz.
Brandon erlag zwei Stunden nach dem Unfall seinen Verletzungen Quelle: Facebook
Das ist bizarr, unfassbar grausam und unmenschlich. Auch der Anwalt von Brandons Eltern, Brian Cameron, ist geschockt: So etwas habe er in seiner Laufbahn noch nie erlebt. "Ich habe es nicht fertig gebracht, den Eltern davon zu erzählen", sagt er der kanadischen Zeitung. Doch die Frau verlangt Schmerzensgeld. Seit dem Unfall leide sie an Depressionen und irreparablen post-traumatischen Schäden. Ihre Lebensfreude sei für immer verringert, zitiert der „Ottawa Citizen“ die Klageschrift.
Es war dunkel, es hat geregnet
„Sie hat mein Kind getötet und will nun davon profitieren?“, sagt Brandons Mutter, Venetta Mylnczyk, der "Toronto Sun". „Sie sagt, sie leidet? Dann soll sie in meinen Kopf schauen, dort wird sie Leid, Panik und Albträume finden“. Für die Mutter klingt die Klageschrift wie Hohn.
Der Unfall liegt mittlerweile eineinhalb Jahre zurück. Am 28. Oktober 2012, um 1.30 Uhr, radelte Brandon (17) mit zwei Freunden durch die Nacht. Die drei Teenager hatten Hunger und wollten sich Hotdogs kaufen. Auf dem Weg zu einem Coffeeshop wurden alle drei von einem schwarzen SUV erfasst. Brandon starb zwei Stunden später im Krankenhaus. Richard McLean (16) lag wochenlang mit einer gebrochenen Hüfte und anderen Knochenbrüchen im Krankenhaus. Jake Roberts (16) kam mit Schürfwunden davon.
Sharlene Simon gibt zu: Sie fuhr mit 90 km/h in einer 80er-Zone. Nach Angaben der South Simcoe Police stand sie nicht unter dem Einfluss von Alkohol. Sie sagt, sie habe die Jungen nicht gesehen. Simons Ehemann ist Polizist, er fuhr in einem anderen Auto hinter Sharlene, als es zu dem Unfall kam. Brandons Mutter glaubt, dass der Ehemann die ermittelnden Polizisten beeinflusst haben könnte. Sie hätte sich deshalb eine unabhängige Untersuchung gewünscht.
Schuld sind die Jungen und schlechte Straßen
An der Unfallstelle erinnern ein Rad und Blumen an den verstorbenen Teenager Quelle: Facebook
In einem Bericht des South Simcoe Police Service heißt es, dass die Fahrerin des Kia die Radfahrer nicht gesehen habe und deshalb nicht reagieren konnte. Sharlene Simon selbst glaubt, dass die Schuld vor allem bei den Jungen liegt. Sie seien unaufmerksam gewesen, seien unangemessen gefahren und ihre Bremsen hätten nicht richtig funktioniert. Außerdem verklagt sie den Bezirk für die schlechten Straßenverhältnisse.
Familie verklagt Simon
Der Anwalt der Familie hat Sharlene Simon ebenfalls verklagt, auf 900.000 Dollar. Das Geld sei dazu da, die Kosten für die Beerdigung und die Rechnungen des Krankenhauses zu bezahlen, meint der Anwalt. In der Anklage heißt es, Sharlene könnte getrunken oder während der Fahrt eine SMS geschrieben haben.
Wer wirklich schuld an dem Unfall war, kann niemand abschließend beantworten. Darum geht es auch gar nicht. Brandons Vater betont: "Es sind Kinder. Sie haben das Recht, Fehler zu machen. Es hat geregnet, die Straße war dunkel. Wie wäre es mit langsamem Fahren gewesen?"
Der Fall macht Schlagzeilen. Es gibt eine Facebook-Seite mit dem Titel "Justice for Brandon Majewski" und es soll auch eine Petition geben. Am 1. Mai gibt die Polizei von South Simcoe dem öffentlichen Druck nach und verkündet, dass es eine neue Untersuchung geben wird, dieses Mal von unabhängigen Ermittlern.
Quelle: Toronto Sun, Ottawa Citizen, Justice for Brandon Majewski