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"Wir haben einen schlechten Job gemacht"

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Williams steht auf Platz neun der Konstrukteurs-WM. Abgeschlagen mit fünf WM-Punkten. Seit das Team an der Börse ist, geht es mit den Ergebnissen bergab. Die Fachwelt fragt sich, ob es da irgendeinen Zusammenhang gibt.

Seit dem 2. März 2011 ist Williams ein börsennotiertes Unternehmen. Am Ausgabetag kostete eine Aktie 25,25 Euro. Am 20. September um 11 Uhr war die Williams-Aktie auf dem Frankfurter Parkett nur noch mit 15,60 Euro notiert. Im Gleichklang mit dem Kurs an der Börse rutschte Williams auch sportlich ins Niemandsland.

Das Team steht mit fünf Punkten abgeschlagen auf Rang neun im Konstrukteurspokal - ohne Aussicht noch Achter zu werden. ToroRosso hat bereits 29 Zähler auf dem Konto. Frank Williams kommentierte den WM-Stand kürzlich mit einem Stoßsäufzer: "Was für eine Demütigung. Aber wir haben es verdient. Wir haben einfach einen schlechten Job gemacht."

Entscheidungen nach wirtschaftlichen Kriterien

Trotzdem lässt der eiserne General nichts auf seinen Statthalter Adam Parr kommen. "Er findet immer wieder Geld." Zu welchem Preis, fragen die Zweifler. Williams treffe heute viele Entscheidungen, bei denen mehr das Geschäft als der Sport im Vordergrund steht. Zum Beispiel der Börsengang. Zum Beispiel die Trennung von Technikdirektor Sam Michael und Aerodynamikchef Jon Tomlinson. Patrick Head zieht sich im Winter aus dem operativen Geschäft zurück.

Warum ausgerechnet Mike Coughlan für den Posten von Sam Michael ausgewählt wurde, bleibt das Geheimnis der Entscheidungsträger. Coughlan war nach dem Spionageskandal bei McLaren vier Jahre aus dem Geschäft. Vor ein paar Jahren hätte Frank Williams bei dem Gedanken an eine solche Personalie noch die Nase gerümpft. Jetzt hat er sie abgenickt.

Auch der drohende Austausch von Rubens Barrichello gehört zu einer Reihe von Entscheidungen, die eher wirtschaftlich als sportlich begründet sind. Barrichello kostet Geld. Ein Paydriver würde Geld mitbringen. Mit dem Brasilianer würde den Technikern das technische Gewissen verloren gehen. Pastor Maldonado ist noch nicht so weit, dass er das Team führen kann.

Barrichello kämpft mit dem Auto

Williams verweist darauf, dass das Trainingsduell mit 7:6 für Barrichello praktisch ausgeglichen ist, während der Oldie im letzten Jahr gegen den wesentlich höher eingeschätzten Nico Hülkenberg deutlich vorne gelegen habe. Doch Barrichellos durchwachsene Saison hat seine Gründe. Der Rekordteilnehmer braucht ein Auto, das unkritisch auf der Bremse ist. Das war schon bei Brawn GP so. Barrichello brauchte eine halbe Saison, um die Bremsprobleme zu lösen. Danach hatte er den späteren Weltmeister Jenson Button im Griff.

Beim Williams FW33 ist das kritische Fahrverhalten beim Bremsen nicht zu kurieren. Es ist aerodynamischer Natur. "Das Grundübel bei diesem Auto", doziert Technikpapst Patrick Head in der aktuellen Ausgabe von sport auto (Heft 10/2011), "ist die Instabilität beim Bremsen. Die Fahrer bringen das Auto nicht richtig in die Kurve rein. Sie fahren mit zu viel Lenkeinschlag auf den Scheitelpunkt zu, verlieren Abtrieb und sind deshalb zu spät auf dem Gas."

Ein zweites Problem zeigt sich im Rennen. Der FW33 frisst seine Hinterreifen. Je schneller die Kurven, umso größer die Schwierigkeiten. "Auf den Stop-and-go Kursen von Monte Carlo, Montreal und Valencia haben wir unsere Schwäche kaschiert", sagt Patrick Head. Deshalb zählt Singapur zu den Strecken, für die sich Williams Hoffnungen macht.

Williams frisst den Reifen

Das Auto hat bereits mehrere Rosskuren hinter sich. Jedes zweite Rennen gab es einen neuen Frontflügel. Der Heckflügel musste in Valencia stabiler montiert werden. Er hatte bei hoher Last derart gewackelt, dass es bereits einen Anpfiff von der FIA gab. Die sieht es nicht gerne, wenn sich aerodynamische Hilfen während der Fahrt zu stark bewegen. Die Reifenproblematik liegt vermutlich auch daran, dass die Hinterachse mit ihren ungewöhnlichen Anlenkpunkten am Heckflügel auch nach einer Verstärkung weniger verwindungssteif ist als bei der Konkurrenz.

Sie hat aber auch mit der schlechten Fahrbarkeit des Cosworth V8 zu tun. Die Power setzt zu brutal ein. "Es ist unheimlich schwierig, die Power so zu dosieren, dass die Hinterräder beim Beschleunigen nicht durchdrehen", stöhnt Barrichello. "Das Reifenproblem ist immer noch da, vielleicht nicht mehr so stark ausgeprägt."

Barrichello will bei Williams bleiben

Der Brasilianer besuchte nach dem GP Europa die Fabrik in Grove. "Ich wollte wissen, was unser neuer Technikchef Mike Coughlan für Pläne hat." Was Barrichello sah, hat ihm gefallen. "Wir sprechen die gleiche Sprache." Dazu kommt der neue Motorenvertrag mit Renault.

Barrichello deponierte bei Teamchef Adam Parr, dass er auch 2012 gerne für Williams fahren würde. Der vertröstete den dienstältesten Fahrer auf spätere Zeiten. "Genau die gleiche Leier wie bei mir letztes Jahr", warnt Nico Hülkenberg. "Dann sitzt du am Ende der Saison ohne Vertrag da und hast keine Alternativen mehr. Letztes Jahr war Rubens noch der Hero im Team. So schnell kann das gehen."

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport

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