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Was auf Daimler bis 2019 zukommt - "Zetsche kann über Wasser gehen"

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Heute, anders als vor drei Jahren, ist der Mann mit dem lustigen Schnurrbart unangreifbar: Dieter Zetsche hat bei Daimler keine Konkurrenz, aber viele Herausforderungen.

Vom angezählten Manager zum unumstrittenen Star: Dieter Zetsche blickt auf ein höchst erfolgreiches Jahr 2016 zurück Vom angezählten Manager zum unumstrittenen Star: Dieter Zetsche blickt auf ein höchst erfolgreiches Jahr 2016 zurück Quelle: dpa/Picture Alliance

Stuttgart - Das Jahr 2015 hätte nicht besser laufen können für Dieter Zetsche (62). Erst wurde ihm von seinem Aufsichtsratschef Manfred Bischoff vorzeitig die Vertragsverlängerung in Aussicht gestellt, dann rückten seine Ziele für 2020 in immer greifbarere Nähe.

Die Wogen des VW-Abgas-Skandals prallten an Daimler ab - und schließlich wurde Lewis Hamilton auch noch Weltmeister. Bei der Aufsichtsratssitzung Anfang Februar wird Zetsches Vertrag mit ziemlicher Sicherheit um drei Jahre bis 2019 verlängert. Noch vor drei Jahren wollten Arbeitnehmervertreter den Manager angeblich loswerden.

Diese Herausforderungen muss Dieter Zetsche in seiner nächsten Amtszeit als Daimler-Chef meistern:

Strengere Abgasregeln in Europa

E-Mobilität ist zwar in aller Munde, aber nach wie vor verkauft Daimler in Europa zu zwei Dritteln Dieselfahrzeuge E-Mobilität ist zwar in aller Munde, aber nach wie vor verkauft Daimler in Europa zu zwei Dritteln Dieselfahrzeuge Quelle: dpa/Picture Alliance

Im VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte war Zetsche von Anfang an deutlich: „Bei uns gibt es keinen Handlungsbedarf.“ Daimler habe nicht manipuliert. Die mittelbaren Auswirkungen betreffen jedoch nicht nur VW, sondern alle Hersteller: Die Debatte in der Europäischen Union über neue, realistischere Abgastests und damit verbundene strengere Grenzwerte für CO2 und andere Abgase hat gerade erst begonnen.

Weniger Diesel, mehr Elektro

Sollte der Diesel als Antrieb in näherer Zukunft an diesen Regularien scheitern, muss Daimler Alternativen wie die E-Mobilität dringend vorantreiben. Mehr als zwei Drittel von Daimlers verkauften Autos in Europa sind Diesel. Bislang haben die Stuttgarter neben dem E-Smart nur die B-Klasse mit Elektromotor im Programm. Dazu kommen erst fünf Modelle mit Plug-In-Hybridantrieb.

Bis 2017 soll die Zahl der Hybrid-Modelle verdoppelt werden. Im gleichen Jahr soll ein erstes mit Wasserstoff betriebenes E-Auto in Serie gehen. Ob diese Autos gekauft werden, ist derzeit offen. „Mercedes muss wie andere auch den Anteil der E-Autos erhöhen. Das wird extrem schwierig angesichts des niedrigen Ölpreises“, sagt der Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, Willi Diez. Und Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch-Gladbach betont: „E-Mobilität ist die strategische Frage der nächsten Jahre.“

Neue Märkte erschließen

Zuletzt profitierte Daimler von einem Nachholeffekt in China nach dem Ausbau des dortigen Vertriebsnetzes. 2015 verkaufte Daimler mehr als 300.000 Autos in dem Land, weiterhin deutlich weniger als Audi und BMW. Für 2016 gab sich China-Chef Hubertus Troska deshalb zuversichtlich: „Der größte Automobilmarkt der Welt wird weiter deutlich wachsen.“

Nach Einschätzung von Willi Diez wird die größere Herausforderung in den kommenden Jahren sein, weitere Märkte zu erschließen. „Der Iran beispielsweise hat ein Riesenpotenzial.“ Auch Venezuela und Nigeria seien interessant. „Es braucht Konzepte, wie diese bislang zweitrangigen Märkte bearbeitet werden“, sagt Diez.

Wachsen und profitabel bleiben

Daimler-Werk in Peking (China): Im größten Markt der Welt rechnet Daimler mit weiterem Wachstum Daimler-Werk in Peking (China): Im größten Markt der Welt rechnet Daimler mit weiterem Wachstum Quelle: dpa/Picture Alliance

Das Ziel, BMW und Audi bis 2020 bei Absatz, Umsatz und Profitabilität auszustechen, bleibt Zetsches Aufgabe - auch wenn sein Vertrag nach bisherigem Plan nur bis 2019 verlängert wird. In den ersten neun Monaten 2015 kam Daimler dem Ziel sehr nahe. Bei Absatz und Umsatz hat Daimler Audi schon überrundet, der Umsatz zog fast mit BMW gleich.

In punkto Profitabilität konnte Daimler bereits beide Rivalen übertrumpfen und das Ziel von zehn Prozent Umsatzrendite für die Autosparte erreichen. Nun muss Daimler diese Werte halten. „Kostenoptimierung wird eine Daueraufgabe bleiben“, sagt Diez. Nach der gemeinsamen Übernahme von Nokia Here mit Audi und BMW mache es Sinn, weitere Kooperationen anzugehen, ergänzt Bratzel.

„Zetsche kann über Wasser gehen“

“Mittlerweile kann Zetsche über Wasser gehen“, sagt Bratzel scherzhaft. Sein Kollege Diez wird noch deutlicher: „Es gibt im Moment keine vergleichbare Autorität im Konzern“, sagt er. „Er hat gezeigt, dass er das Schiff wenden kann.“ Das macht es nicht einfacher für einen potenziellen Nachfolger.

Wie im Reflex werden die Namen von Nutzfahrzeugvorstand Wolfgang Bernhard (55), Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius (46) und China-Chef Hubert Troska (55) genannt. Das

“Manager Magazin“ will bereits erfahren haben, dass Källenius auf Zetsche folgen soll. Ein Konzernsprecher wollte die Spekulationen nicht kommentieren. Kein Wunder, denn vor 2019 stellt sich die Frage wohl kaum.

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