Münchberg - Es ist kurz nach 7:00 Uhr, als der Notruf bei der Feuerwehr eingeht: Busbrand auf der Autobahn 9 in Oberfranken zwischen Münchberg und Gefrees. Als die Rettungskräfte eintreffen, stehen ein Reisebus und ein Lastwagenanhänger in Flammen.
30 Menschen aus dem Bus konnten sich verletzt retten. Insgesamt saßen 48 darin. Was ist mit den 18 anderen? "Als wir eingetroffen sind, kam niemand mehr aus dem Bus", sagt Andreas Hentschel von der Feuerwehr Münchberg. Erst Stunden nach dem Unglück teilt die Polizei mit: "Die verbleibenden Personen dürften wohl in dem brennenden Reisebus ums Leben gekommen sein."
Im Laufe des Montag sind alle 18 vermuteten Todesopfer geborgen worden. Das teilten die Einsatzkräfte am an der Unfallstelle mit. 30 der 48 Menschen in dem Reisebus wurden bei dem Unglück verletzt - einige von ihnen schwer. Zwei der Verletzten waren in den Stunden danach in Lebensgefahr.
Dass sich jemand ins Gebüsch retten konnte und dort liegt, schließen Polizei und Feuerwehr aus. Dort seien Wildschutzzäune angebracht. Die habe garantiert niemand überklettert. Nach Polizeiangaben saß eine Reisegruppe aus Sachsen in dem Bus. Die Verletzten seien ältere Deutsche, keine Schülergruppe.
Unterwegs zum Gardasee
Der Reisebus gehörte einem Unternehmen aus Sachsen. Das Fahrzeug sei drei Jahre alt gewesen und zuletzt im April ohne Beanstandungen vom TÜV geprüft worden, teilten der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) und der Landesverband des Sächsischen Verkehrsgewerbes (LSV) am Montag mit. Er sei vorschriftsmäßig mit zwei Fahrern unterwegs gewesen.
Der Kollege, der zum Zeitpunkt des Aufpralls am Steuer saß und umkam, war demnach seit mehr als zehn Jahren bei dem Unternehmen beschäftigt und 2013 für langjähriges unfallfreies und sicheres Fahren ausgezeichnet worden. Er hatte zuletzt im November 2016 ein Fahrsicherheitstraining gemacht.
Laut einer Mitteilung des Landrats von Bautzen, Michael Harig, handelt es sich um einen Bus aus der Oberlausitz, nach dpa-Informationen gehörte er einem Busunternehmen in Löbau. Der Inhaber bestätigte der "Sächsischen Zeitung", dass der Bus in der Nacht zum Montag um 0.30 Uhr mit dem Ziel Gardasee dort losgefahren ist. Er habe in Weißwasser, Senftenberg (Brandenberg) und Dresden Fahrgäste aufgenommen.
Seelsorge für die Einsatzkräfte
Experten der Spurensicherung sind am Unglücksort im Einsatz Quelle: dpa/Picture Alliance
Hentschel von der Feuerwehr sagt: "Der Bus stand lichterloh in Flammen." Die Beamten der Polizei und die anderen Rettungskräfte - rund 200 sind im Einsatz - warten am Vormittag auf Rechtsmediziner und die Staatsanwaltschaft. Um 11:30 Uhr fahren die ersten Leichenwagen vor.
Auch Notfallseelsorger sind vor Ort, sie kümmern sich um die Einsatzkräfte. "Feuerwehrangehörige sind für außergewöhnliche Situationen ausgebildet", sagen Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, und Alfons Weinzierl, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Bayern. Ein derartiges Geschehen mit zahlreichen Toten und Schwerverletzten sei jedoch auch für die Einsatzkräfte belastend. "Wir hoffen, dass sie die bedrückenden Bilder gut verarbeiten können", heißt es in einer Erklärung.
Der Unfallort dürfte vielen in der Region in schlechter Erinnerung sein: Am 19. Oktober 1990 hatte es auf der A9 bei Münchberg schon einmal einen folgenschweren Unfall gegeben. In einer Nebelwand krachte ein fast 40 Tonnen schwerer Milchlaster mit viel zu hoher Geschwindigkeit in eine Unfallstelle: Zehn Menschen starben damals. 122 wurden verletzt, 38 davon schwer.
A9 komplett abgeriegelt
Am Montagvormittag schützen Feuerwehrfahrzeuge und Planen das Buswrack vor neugierigen Blicken. Experten der Spurensicherung haben mit ihrer Arbeit begonnen. Die 30 Menschen, die sich retten konnten, sind in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Rettungshubschrauber landeten dafür auf der Autobahn und flogen die Opfer in Kliniken. "Sie haben teils sehr schwere Verletzungen erlitten", sagt Polizeisprecherin Anne Höfer.
Die Polizei hat die A9 komplett abgeriegelt. Lange Staus auch auf den Umgehungsstraßen sind die Folge. Am Nachmittag wollen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zur Unglücksstelle kommen. Das Mitgefühl aller Beteiligten ist bei den Opfern des verheerenden Unfalls und deren Angehörigen.
Quelle: dpa