Fiat konnte man lange fast für tot halten. Jetzt leben die Italiener wieder auf. Hier lest Ihr, wie es in Zukunft weitergeht und wann es einen E-Fiat geben könnte.
Von Wolfgang Gomoll Berlin - Für Fiat scheint nach Jahren des Schattens wieder die Sonne: Neue Autos wie der coole Fiat 124 Spider, der Pickup Fullback oder der Tipo haben die Marke wiederbelebt. Vor allem der günstige Kompakte Tipo findet in Europa viel Anklang, denn er besetzt die Nische der Preis-Leistungs-Autos, die Skoda sukzessive verlässt. Mit der neuen Kombi-Version soll sich die Bilanz noch verbessern. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mit dem momentanen Geschäftsverlauf unzufrieden bin“, strahlt Fiat-Chef Olivier Francois. Quelle: Fiat Trotzdem nehmen die Italiener den Fuß vom Gas. Einen neuen Punto wird es nächstes Jahr nicht geben. Einen weiteren Italo-Golf, der besser ausgestattet wäre als der Tipo, soll es nicht geben. „Wir sind nicht Volkswagen. Wir müssen unseren Werten treu bleiben." Deren Definition bleibt Francois nicht lange schuldig: „Was Fiat speziell macht, ist die Fähigkeit bezahlbare Autos anzubieten, die auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.“ Auch eine große Mittelklasse-Limousine wird Fiat nicht bauen. „Wir sind eine Klein- und Kompaktwagenmarke“, stellt der Fiat-Mann klar. Das Symbol dieses Bekenntnisses ist der Verkaufsdauerbrenner Fiat 500. Doch eine neue Generation der Kleinwagen-Ikone kommt aller Voraussicht nach erst 2019 auf eine Messe - dabei gibt es den aktuellen schon seit 2007. Schwarz und WeißIn Olivier Francois‘ Fiat-Welt sind die Produkte in schwarz und weiß unterteilt. Auf der dunklen Seite stehen die emotionalen Produkte, wie 124 Spider und der Fiat 500. Ja, der. Von ihm gibt ja auch eine Jet-Set-Version, die Anleihen bei klassischen Riva-Booten nimmt, edles Mahagoni-Holz inklusive. Auf der weißen Seite stehen die Vernunftautos, wie der Tipo. Klingt ganz stimmungsvoll. Doch bei genauerem Hinsehen gibt es Brüche im tollen Marken-Bild. Denn bei der Qualität hakt es nach wie vor. "Fiat rangiert in unseren Qualitäts- und Kundenzufriedenheits-Studien im letzten Drittel", stellt Dr. Axel Sprenger, Europachef des renommierten Marktforschungs-Institutes J.D. Power fest. Dass die Basis-Version des Tipo beim EuroNCAP-Test mit lediglich drei von fünf Sternen abgeschnitten hat, ist ebenfalls kein Ruhmesblatt. E-Studien kommen, wenn die Zeit reif istQuelle: Fiat Auch finanziell lockern sich die Fesseln nur langsam. Fiat verdiente im vergangenen Halbjahr mehr Geld. Dennoch drücken den FCA-Konzern Schulden, die die Entwicklung von Zukunftstechnologien hemmen. „Fiat hat im Bereich der alternativen Antriebstechnologie ein Problem. Bei der Innovationsstärke im Bereich E-Mobilität liegt der Konzern im Vergleich der 19 globalen Automobilkonzerne auf den hinteren Rängen. Auch in den In den wichtigen Zukunftsfeldern Connected Car und Elektromobilität fährt FCA hinterher“, stellt der Automobil-Experte Professor Stefan Bratzel fest, dessen Institut Center of Automotive Management (CAM) die Innovationskraft der Automobil-Hersteller in regelmäßigen Abständen untersucht. Doch da ist Oliver Francois nicht bange. Für den umtriebigen Manager sind reine Messe-Autos, wie der VW I.D. nur Protzerei. „Wir können diese Sachen auch und werden Sie zeigen, wenn die Zeit reif dafür ist“, trommelt Francois. Er verweist außerdem auf die Plug-in-Hybrid-Version des Familien-Vans Chrysler Pacifica, die in den USA angeboten wird. Für den Fiat-Mann ist klar, dass nur die Autos Fiat nützen, die auch Profit versprechen. |