Porträt: Motorradrennfahrer Helmut Dähne -
40 Jahre Raserei
verfasst am 18.02.2014
Sein Rekord ist 20 Jahre alt und immer noch aktuell: Helmut Dähne ist eine Legende unter Nordschleifen- und Motorradfans. Wir sprachen mit dem King vom Ring.
Nürburg - 7:49:71 Minuten. Das ist seine Zeit. Eine Zeit für die Ewigkeit. Schon seit 20 Jahren. In dieser Zeit fuhr Rennfahrer Helmut Dähne mit seiner Honda VFR 750 R RC30 über die Nordschleife und stellte damit einen Rekord für Serienmotorräder auf. Das machte Dähne zum King vom Ring.
Auch heute noch ist der 69-Jährige unter Motorradfreunden eine Legende. Allerdings nicht nur wegen der Rekordfahrt in der Eifel. Neben der Nordschleife beherrscht der Münchner noch eine weitere traditionelle Strecke: Weltweit bekannt wird Dähne mit einem Sieg bei der 61 Kilometer langen „Isle of man Tourist Trophy“ 1976 in der Produktions-Klasse. „Wenn auch durch einen Ausfall des Schnelleren. Dafür war meine BMW zuverlässiger“, sagt er.
Ist er einmal eins mit dem Motorrad, überholt ihn so schnell keiner. Dauervollgas über Kuppen, Kurven, ganz gleich ob bei Sonne oder Regen. In den fast 40 Jahren Raserei bleiben Verletzungen und Stürze nicht aus. „Aber einen Unfall hatte ich bis auf einen bei der TT 1994 nicht. Ich bin nur ab und zu mal auf der Strecke abgeschossen worden“, sagt der Bayer.
Zwischen 1965 und 2005 gewinnt er insgesamt 15 Mal die Deutsche Meisterschaft im Serienmaschinen-Rennsport, wird 1980 Dritter bei der Endurance Langstreckenweltmeisterschaft und gewinnt bis 2001 18 Mal die 1.000 Kilometer vom Hockenheimring. Von 369 Rennen fährt er 126 Mal als Erster durchs Ziel. Damit zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Motorradrennfahrern.
Dass kein anderer Fahrer bisher seinen Streckenrekord auf dem Nürburgring unterbieten konnte, liegt allerdings nicht nur an Dähnes flottem Fahrstil. Schon ein Rennen nach seinem Rundenrekord wird die Nordschleife für Motorradrennen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Heute geht es entweder über den Grand-Prix-Kurs oder im Publikumsverkehr über den Ring. Allerdings auf einer verkürzten Strecke.
Stolz auf den Juniorpokal
Dähne hat mit seinen 1,90 Meter keine typische Rennfahrer-Statur. Dafür hat er eine geschmeidige Gashand Auch heute noch fährt der 69-Jährige gerne MotorradQuelle: Helmut Dähne
und als Reifenentwickler ein gut eingestelltes „Popometer“. Es sind aber nicht die großen Erfolge, auf die er heute stolz ist. „Mein schönstes Rennen war 1966 beim Motocross. Da bin ich auf den dritten Platz im Juniorenpokal gefahren und habe es allen gezeigt.“
Dass Dähne so sattelfest am Gashahn dreht, war keinesfalls vorbestimmt. Eigentlich wollte der junge Helmut eine Ausbildung zum Flugzeugmechaniker machen. Er bewirbt sich bei Dornier, aber auch bei BMW. Von beiden Firmen bekommt er eine Zusage. „Da BMW viel näher an meiner Wohnung lag, habe ich mich für die Firma entschieden“, sagt der 69-Jährige. 1959 beginnt er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und arbeitet danach in der Entwicklungsabteilung für Auto und Motorrad.
Sein erstes Rennen bestreitet er 1965 im Gelände. Ein Jahr später nimmt er zum ersten Mal bei einem Straßenrennen teil, dem Sudelfeld Bergrennen, und gewinnt. Dähne ist infiziert. Dennoch bleibt die Rennfahrerei ein Hobby. „Ich wollte nie Profi werden, auch keinen Grand-Prix fahren, sondern möglichst lange Distanzen“, sagt er. So wie die Nordschleife.
Auf der Suche nach der Ideallinie
Helmut DähneQuelle: Helmut Dähne
Die erste Begegnung mit dem Eifelkurs ist privater Natur. Der junge Mann will 1965 die BMW-Entwicklungsabeilung, bei der er inzwischen arbeitet, am Ring besuchen. Er schaut zunächst seinen Kollegen zu, fährt dann ein paar Runden und ist von den Kurven und dem Streckenverlauf fasziniert. Unzählige Male fährt er über den Ring, studiert ihn, immer auf der Suche nach der Ideallinie.
1974 wechselt er in die Entwicklungsabteilung des Reifenherstellers Metzler. Die Liebe zum Motorrad und zum Ring bleibt. Heute kennt er jeden Zentimeter der rund 20,8 Kilometer langen Strecke, feilt immer noch an der Ideallinie, immer auf der Suche nach dem perfekten Ritt. Langweilig ist ihm nie, obwohl er es heute langsamer angehen lässt. „Ich fahre immer noch sehr schnell, wenn auch nicht mehr mit dem Einsatz wie früher. Aber deutlich unter acht Minuten könnte ich immer noch über den Ring, wenn ich wollte“, sagt Dähne.
Die Gashand juckt noch
Der Hobbypilot mit der rot-weißen Lederkombi liebt jede der 73 Kurven. Doch noch viel mehr liebt er die Bewegungsabläufe beim Fahren, das dynamische, runde, gleichmäßige Fahren, das Hin- und Herschwenken in den Kurven. „Und man sitzt direkt an der Luft und riecht, was drum herum passiert.“ Auch mit 69 Jahren fährt er noch regelmäßig in die Eifel. Seit einigen Jahren nimmt er den Asphalt auf der Rennstrecke meist als Instruktor unter die Räder.
Wenn er zum eigenen Vergnügen fährt, dann am liebstem mit seiner RC30 mit 112 PS. Dieses Motorrad habe ein einmalig ansprechendes Fahrwerk, einen phantastischen Sound und sei perfekt für eine schnelle Runde auf der Nordschleife, auch heute noch, schwärmt Dähne, der King vom Ring.
Hier seht Ihr Helmut Dähne bei einer Fahrt über die Nordschleife: