Adelbert Engler steht auf Ponys. Die von Ford. Mittlerweile besitzt er 6.500 kleine und ein paar große Mustang. Und lebt davon. Die Geschichte von einem, der über seine Autoliebe zu seinem Beruf kam.
Heusden-Zolder/Belgien - Frisch geputzt stand er da, weiß wie die Unschuld. Lange her, aber für den damals siebenjährigen Adelbert noch heute der vielleicht wichtigste Moment in seinem Leben. Denn dieser erste Anblick eines Ford Mustang sollte sein Leben nachhaltig prägen. Es wurde eine Liebe, die nie mehr verschwand. Adelbert Engler kann sich noch Jahrzehnte später genau erinnern. Daran, wie er jedes Mal um den Mustang schlich, wenn der in seiner Straße parkte. Einmal fasste er seinen ganzen Mut zusammen und sprach den Besitzer an. Ob er nicht mal eine Runde mitfahre dürfe. Er durfte. Die Fahrt hat ihn nachhaltig geprägt: „Es war die schönste Fahrt meines Lebens“, sagt der heute 54-Jährige. Engler ist seitdem vom Mustangfieber infiziert. Schon kurz nach dem Erlebnis kauft er sein erstes Mustang-Modellauto: ein Fastback, Modelljahr 1968, Maße 1:64 in Goldgelb. Seine Lieblingsfarbe. Mit zehn Jahren begann er, den Ford Mustang zu zeichnen, akribisch und detailgenau. Und er fing an, zu sammeln. „Kein Spielzeugladen war vor mir sicher, egal wo ich war“, sagt der Belgier. Das Auto wird zur großen LiebeQuelle: Fabian HobergEr kaufte vom Taschengeld alles über den Ford Mustang, das er bekommen konnte: Modellautos, ferngesteuerte Autos, Figuren, Themenparks, Plaketten, Flaschenöffner und Poster. „Ich weiß nicht mehr genau, was mich damals so begeistert hat. Sicherlich die Form. Im Vergleich zu den damaligen Autos in der Straße, all den Simca, R4, Käfern und Peugeot 404 sah der Mustang um Welten besser aus“, sagt er. Vielleicht war es auch der rennende Hengst auf dem Kühlergrill – ein Symbol von Freiheit. Mit 13 Jahren bemerkte Engler erst richtig, was das Auto für ihn bedeutet. Es war nun keine Spielerei mehr, sondern seine große Liebe. Wenn auch nicht die einzige: „So genau kann ich die Beziehung zum Mustang nicht erklären. Ich habe den Mustang damals gesehen und mich gleich verliebt. Das war so ähnlich wie bei meiner Frau“, sagt Engler. Nicht nur der Mustang I gefällt ihm: „Der Mustang II ist zwar für viele Fans das schwarze Schaf, weil er nicht so klassisch aussieht wie die Autos der ersten Generation. Aber ich mag die Baureihe, weil ich mit ihr groß geworden bin“, sagt Engler. Die Autos sind kleiner und schmaler als die Vorgänger. Erster „echter“ Mustang mit 36Bis zu seinem ersten richtigen Mustang war es noch ein langer Weg. Englers erstes Auto hatte keine Wildpferde unter der Haube, sondern nur ein paar zahme Pferdchen: „Zuerst musste ein Ford Escort 1.1 reichen, ein Mustang war mir zu teuer“, sagt er. Erst mit 36 Jahren kaufte er seinen ersten fahrbaren Mustang, einen 1972er Mark I. Das meiste Geld floss allerdings in den Rallyesport. Adelbert Engler fuhr lange Zeit in der Gruppe A in Belgien. Als Werkzeug mussten Opel Kadett C Coupé, Manta B und Astra GSI herhalten. Er baute 15 Rallyefahrzeuge für Amateure und testete für die Autoindustrie. Als er 38 Jahre alt war, stieg er in ein Unternehmen ein, das auf Ford Mustang spezialisiert war. Dafür musste er allerdings seinen ersten Mustang verkaufen, es ging nicht anders. „Das tat weh, aber ich brauchte das Geld“, sagt er. Er restaurierte anfangs die Autos selbst, überholte Motoren und Getriebe, schweißte Karosserien. Seit 2000 handelt Engler in seiner „The Mustang Garage“ mit den US-Fahrzeugen. Bisher hat er rund 600 Ford Mustang verkauft. Manche davon sieht er mehrmals: Einige Käufer kommen nach ein paar Jahren wieder und verkaufen ihm die Autos zurück. Engler kümmert sich um den An- und Verkauf, seine vier Mechaniker um den Zustand der Autos. Nur ein Auto? ÖdeKlar, dass bei diesem Job das eine oder andere Pony hängenbleibt. Engler besitzt sieben Mustang, darunter ein aktuelles Modell. Dabei kommt es ihm nicht nur auf V8-Geblubber an. „Die neuen Vierzylinder-Turbo bieten viel Drehmoment und saufen nicht so viel Sprit“, sagt er, auch wenn er im Alltag lieber einen Mustang II mit 5,0-Liter-V8 fährt. Von Elektromobilität hält er wenig, zumindest in einem Mustang. Das sei ein emotionales Auto und da gehöre ein emotionaler Motor rein. Dann eher ein Hybrid mit ein bisschen Sound. Außerdem stimme die Gesamt-CO2-Bilanz beim heutigen Strom-Mix noch nicht. Einmal hatte er die Chance, sein Traumauto zu kaufen: eins von nur sechs gebauten Monroe-Showcars. Damals hatte er das Geld dafür nicht – heute allerdings auch nicht. „Wenn ich meine Sammlung verkaufen würde, könnte es zwar passen. Aber dann habe ich nur noch ein Auto. Das ist mir zu öde“, sagt er. So investiert er sein Geld weiter in die Sammlung. Mittlerweile stehen die Modelle in einer 25 Meter langen und mehr als 2 Meter hohen Glasvitrine. Thematisch sortiert parken die Modelle auf dem Glasboden. Regelmäßig sortiert Engler seine Sammlung um, nimmt die Modelle in die Hand, säubert sie. Und nach wie vor sucht er. Noch heute freut er sich wie ein Kind auf jedes neue Paket. Vielleicht ist es das einzige, was sich in den Jahrzehnten am Sammeln nicht geändert hat. Seinen ersten Mustang besitzt er immer noch. Das goldgelbe Modellauto von 1969 belegt in der Glasvitrine einen Ehrenplatz. |