Stark, schnell und sparsam – aber teuer und alt: Der Porsche 968 floppte. Heute schätzen wir den Youngtimer für seinen genialen 3,0-Liter Saugmotor. Ein Rückblick.
Köln – Vierzylinder in Sportwagen bedeutet heute Downsizing. Ganz anders vor einem Vierteljahrhundert: Damals startete der Porsche 968 maximalem Volumen. Seine 3,0-Liter-Maschine wurde als Hubraum- und Drehmomentgigant unter den Vierzylindern gefeiert. Schon in der 240 PS starken Basisversion setzten die Sportcoupés und Cabriolets 305 Newtonmeter frei – fast so viel wie der V8 im Ferrari Mondial. Welches Potenzial der Porsche 968 unter seiner Haube hatte, demonstrierte er im Frühjahr 1993. Das Topmodell 968 Turbo S ging in Produktion. Mit 305 PS rannte der 2+2-Sitzer 280 km/h schnell. Mehr Tempo bot damals nicht einmal der 911 Turbo. Sparsamer Sportler: Porsche 968 Der 968 war die letzte Ausbaustufe des Vierzylinder-Porsche 924 und zugleich Nachfolger des 944. Technisch machte er vieles besser als seine Vorgänger. An deren Verkaufserfolge konnte der 968 nicht anknüpfen. Zu hohe Preise, zu wenig Image und ein zu betagtes Grundkonzept, urteilten damals viele Sportwagenkäufer. Wer sich dennoch einen der bis 1995 in gebauten Porsche 968 kaufte, erlebte zuverlässigen Fahrspaß. Das weiß und schätzt heute die Youngtimerszene. „Wie man aus einer engen Kurve eine schnelle Kurve macht: der Porsche 968“, präsentierte die Porsche-Werbeabteilung im Spätsommer 1991 ihren jüngsten Neuzugang. Der 968 sei „die schönste Art, in der Porsche Tradition fortzufahren.“ Tatsächlich konnte der 968 damals bereits auf eine beachtliche Tradition verweisen. Seine Basis war schließlich 16 Jahre alt. Kein adäquater Ersatz für den Porsche 944Die Verwandtschaft zu seinen Vorgängern wurde schon beim Betrachten seines Glashauses deutlich. Immerhin bekam der 968 nun eine neue Front. Damit erhielt das Einstiegsmodell ins Porsche-Programm Designmerkmale, die 911 und 928 kennzeichneten. Hinzu kamen Aluräder und Außenspiegel im Look des 911 Turbo. Vor allem aber wurde die Produktion des Vierzylinders mit den modischen Klappscheinwerfern vom Audi-Werk Neckarsulm ins Porsche-Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen verlagert. Dies geschah nur aus Prestigegründen. Der 968 sollte das Werk Stuttgart auslasten. Immerhin befand sich der Sportwagenmarkt um 1990 in einem Abwärtstrend. Die Porsche AG baute in Zuffenhausen sogar Auftragsmodelle wie den Mercedes 500 E und den Audi RS2. Mit dem (überarbeiteten) Motor des 944 S2 mischte sich der 968 in ein Sportwagen-Startfeld, das so dicht wie noch nie besetzt war. Neben neuen Europäern wie Alpine A610 Turbo, Audi S2 und BMW M3 waren vor allem Japaner Konkurrenten. In Deutschland erzielten Nissan 300 ZX, Toyota Supra, Subaru SVX oder Mazda RX-7 zwar nur Achtungserfolge. Aber die Amerikaner bevorzugten die serienmäßig vollausgestatteten Nippon-Racer mit Sechszylindern und Wankelpower. Hohe Preise, schlechte Verkaufszahlen In vier Jahren entstanden hingegen nur 12.800 Exemplare des 968, davon rund 4.000 Cabriolets. Daran änderte auch der 1992 nachgeschobene 968 CS nichts, trotz 17.000 Mark Preisnachlass wegen einer abgemagerten Serienausstattung. Die enthusiastischen Urteile der Fachwelt fruchteten ebenfalls nicht. „Bester Vierzylinder-Saugmotor der Welt“, schrieb die Presse. Einlassnockenwellen-Steuerung und der neue Kurbelwellentrieb beeindruckten – schließlich holte Porsche mehr als 100 Newtonmeter Drehmoment aus jedem Liter Hubraum. Mindestens 255 km/h Höchstgeschwindigkeit waren ebenfalls eine Bestleistung. Als erster Porsche erhielt der 968 ein manuelles Sechsganggetriebe. Eine Schaltung, über die damals sonst nur Lotus Omega, BMW 850i und Audi 100 S4 verfügten. Zudem bekam er eine „Tiptronic“-Automatik mit manueller Schaltoption – noch vor dem Topmodell 928, aber nach dem 911 Carrera 2. Bei anderen Herstellern gab es keine vergleichbare sportliche Getriebeautomatik. Bunte Lacke und starke Topmodelle
Genutzt hat es dem 968 nichts. Nicht dem Basis-Vierzylinder, nicht den 1993 nachgelegten, extrem teuren Topmodellen. Im 968 Turbo S steckten 305 PS und ein Sperrdifferenzial. Der 968 Turbo RS startete mit bis zu 350 PS bei GT-Rennen. Beide Modelle liefen nach Kleinstserien aus – parallel gab es schließlich den 911 Carrera RS 3.8. So war die Erfolgsliste des 968 Turbo RS bei Rundstreckenrennen ebenfalls kurz, ein sechster Platz beim 4-Stunden-Rennen von Dijon war das bescheidene, beste Resultat. Im Jahr 1995 fauchten die 968 zum letzten Mal aus ihrem dicken Endrohr. Ein 968 Roadster entstand nur noch als Prototyp, dann wurde Platz gemacht für einen ganz anderen Flitzer: Der Porsche Boxster spurtete im Folgejahr in den Sportwagenverkaufscharts nach vorn. Technische Daten Porsche 968
Chronik Porsche 968
|
