Die Technik ist einfach, doch die Reparatur fällt vielen schwer. Bei alten Autos hilft kein Computer, sondern Handwerk und Erfahrung. Die Oldie-Services der Autobauer.
München/Stuttgart - Der Oldtimer ruckelt und schüttelt sich, aber anspringen will er nicht. Ein Diagnosestecker zum Fehlerauslesen fehlt und Unterbrecherabstand oder Vergaser-Grundeinstellung sind Fremdworte für moderne Mechatroniker. Oft fehlen außerdem passende Ersatzteile. Gute Mechaniker werden deswegen in der Young- und Oldtimerszene heiß gehandelt. Das spüren auch die Hersteller. Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Lamborghini und VW haben längst erkannt, dass sich mit altem Blech gutes Geld verdienen lässt. Sie lassen Ersatzteile nachbauen und bieten über Händler auch Service und Wartung an - bis hin zu vollständigen Restaurationen. Auch Tuner wie Abarth, Brabus und Ruf mischen mit ihren Klassikabteilungen mit. Jaguar und Land Rover haben gerade ihre "Reborn"-Initiative vorgestellt und bringen auch Kundenautos wieder auf Vordermann. Was bieten die Hersteller? Porsche Classic ist für die Versorgung aller Fahrzeuge zuständig, deren Produktionsende mehr als 15 Jahre zurückliegt. So baut man zum Beispiel die Armaturentafel des 911 aus den Baujahren 1969 bis 1975 nach. Die Tafel besteht aus einem modernen Unterbau mit der ursprünglichen Oberflächenstruktur. Riffelung und Haptik, Glanz und Farbe sind mit dem Original identisch. Das Neuteil lässt sich über das Porsche-Zentrum bestellen. Wo der Autohersteller nicht helfen kann, springen unter Umständen Zulieferer ein, große Unternehmen wie Bosch oder ZF etwa. "Wir fertigen nach Kundenwünschen Getriebe oder Ersatzteile nach, prüfen jede Nachfrage", sagt Janine Vogler von ZF. Einige Verschleißteile wie Synchronringe für Getriebe von BMW, Maserati und Mercedes hält ZF Tradition auf Lager oder fertigt sie anhand historischer Zeichnungen nach. Bei der Produktion kommen allerdings zeitgemäße Härteverfahren zum Einsatz und auch die Oberflächen werden nach aktuellen Standards bearbeitet. Reparatur und Wartung beim Hersteller Damit auch jüngere Mechaniker die alte Technik lernen, schult Porsche Mitarbeiter in Technik und Service. Der Inhaber des Porsche-Zentrums Gelderland in den Niederlanden eröffnete 2015 das erste Porsche-Zentrum weltweit speziell nur für Klassiker. Wobei Eigentümer alter Porsche nicht zwingend einen solchen Händler in der Nähe haben müssen. "Jedes Porsche-Zentrum kann generell klassische Porsche-Fahrzeuge warten und reparieren", sagt Ingo Ferkel, Leiter des Kundenzentrums bei Porsche. Bis zur kompletten RestaurierungAuch bei Mercedes haben sich über Jahrzehnte einzelne Betriebe gezielt den Klassikern gewidmet. Seit 2015 gibt es den Verbund Classic Partner. Als Partner können sich Betriebe bewerben, die eine bestimmte Werkstattausstattung, Spezialwerkzeug, Literatur und ein besonderes Verständnis der Funktionsweise auch solcher Bauteile und -gruppen haben, die nicht mehr zum aktuellen Programm gehören. Viele Händler und Niederlassungen bieten auch komplette Restaurierungen an. "Entscheidend sind aber auch Erfahrung und gelebte Praxis, vor allem von solchen Mitarbeitern, die bereits vor 20 oder sogar mehr Jahren an den Fahrzeugen gearbeitet haben, als diese noch Teil des Alltags und keine Objekte von Sammlern waren", sagt Dietmar Göllner von Mercedes-Benz Tradition. BMW startet spät ins Klassiker-Geschäft Diese Stützpunkthändler verfügen über geschultes Personal und eine entsprechende Werkstatteinrichtung. Sie stehen in Kontakt mit den Experten der Klassikabteilung und beraten sich untereinander, wenn Fragen auftreten. Entscheidet sich der Händler gegen eine zeitraubende Vollrestaurierung, kann die Classic-Werkstatt in München helfen. Wie bei einem BMW 507 aus den USA. Für den desolaten Zustand des Roadsters verlangte der Besitzer eine besonders fachkundige Reparatur. Schließlich gehörte das Auto mal einem besonderen Autoliebhaber: Elvis Presley. |
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