Volkswagens neuer 1,5-Liter-TSI ist der Vorzeigebenziner im Skoda Octavia, das bekannte 7-Gang-DSG aber nicht das Vorzeige-Getriebe. Der große Kombi im Alltagstest.
Berlin – Das Facelift des Skoda Octavia liegt rund ein Jahr zurück. Technisch änderten die Tschechen damals wenig am kompakten Golf-Verwandten. Er bekam vier Augen, dahinter zunächst nur bekannte Motoren. Inzwischen wanderte der neue 1,5-Liter-TSI mit Zylinderabschaltung unter die Haube. Ein Motor, der uns schon im Golf gefiel. Jetzt konnten wir die Version mit 150 PS im Octavia Combi ausprobieren, kombiniert mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Karosserie | Platzangebot | Abmessungen Dafür wirkt der doppelte Laderaumboden sehr solide und lässt sich in verschiedenen Positionen arretieren. So lassen sich wunderbar kleinere Dinge transportieren, ohne dass sie durch das große Heckabteil poltern. Clever: Das Rollo für den Laderaum und das Trennnetz sind in einer Kassette untergebracht, die an der im Verhältnis 40 zu 60 teilbaren Rücksitzlehne montiert ist. Man kann die Lehne bei eingebautem Rollo ruckzuck umlegen und erhält einen großen, recht planen Laderaum. Praktisches Detail: Der Eiskratzer steckt in der Tankklappe. Das half im Winter mehrmals. So richtig glänzt der Octavia auf der Rückbank. Mehr Platz für die Beine bietet selbst die obere Mittelklasse üblicherweise nicht. Die Kopffreiheit stimmt ebenfalls, nur der Mittelplatz ist für lange Strecken etwas zu unbequem. Innenraum | Verarbeitung | MaterialienUnser Octavia wirkte innen mit hellbeiger Cockpit-Verkleidung freundlich, aber nicht hochwertig. Immerhin steckt hartes Plastik erst unterhalb der Klima-Bedienelemente. Das ist in der Kompaktklasse nicht selbstverständlich. Hinten wird das Plastik nochmals günstiger. Angenehm in den kalten Monaten: Die Sitzheizung bringt den Hintern flott auf Temperatur. Auch die Lenkrad-Heizung lernt man schnell zu schätzen. Beim Skoda lässt sie sich in drei Stufen regulieren, leider muss man das über den Touchscreen einstellen. Ein eigener Schalter wäre schöner. Infotainment | Radio | BedienungSkoda baut ausschließlich analoge Rundinstrumente in den Octavia. Die weiß unterlegten Skalen wirken allerdings etwas altmodisch. Das Infodisplay zwischen Tacho und Drehzahlmesser zeigt alles an, was man wissen will, die Lenkradtasten navigieren zügig durch die verschiedenen Anzeigen. Das Infotainmentsystem ist ebenfalls übersichtlich und einfach zu bedienen. Doch die Touchflächen neben dem Screen funktionieren schlechter als die Drucktasten, die Skoda früher einsetzte (und bei kleinen Systemen weiter einsetzt). Assistenzsysteme | SicherheitSkoda hat mit dem Facelift bei Assistenzsystemen nachgebessert. Serienmäßig gibt es ab der zweiten Ausstattung eine Notbremse mit Fußgängererkennung. Gegen Aufpreis hilft der Octavia beim Spurhalten und –wechseln. Der intelligente Tempomat hält bis 160 oder bis 210 km/h den Abstand, je nachdem, ob man 280 oder 680 Euro dafür ausgibt. Das funktioniert zuverlässig und entspannt. Der Parkpilot ist ebenfalls gelungen. Er rangiert souverän auch in kleinere Lücken und bei Bedarf wieder heraus. Der Park-Piepser allerdings ist deutlich zu nervös. Manchmal schlägt er an, obwohl weit und breit kein Hindernis in der Nähe ist. Antrieb | Motor | Getriebe | Fahrleistungen Vor allem beim Anfahren nervt das Getriebe, indem es urplötzlich zu viel Moment an die Vorderräder schickt. Auf rutschiger Straße muss man bewusst behutsam anfahren, um durchdrehende Räder zu vermeiden. Gleichmäßiges, sachtes Anfahren geht nur mit viel Gewöhnung und Feingefühl. Das DSG-typische Ruckeln bei Langsamfahrt, zum Beispiel bei der Parkplatzsuche, ist ein weiterer Nachteil. Immerhin: ist der Octavia einmal in Fahrt, macht das DSG keine Probleme. Es schaltet sanft von Gang zu Gang und benimmt sich unauffällig. Erst beim Anhalten irritiert es manchmal wieder. Der neue Motor hingegen gefällt. Er läuft ruhig und vibrationsarm, hat genügend Kraft in fast allen Lebenslagen und verbraucht nicht viel. Im Berliner Stadtverkehr lassen sich ohne Probleme Verbräuche zwischen sieben und acht Litern auf 100 Kilometer erreichen. Über Land kann es deutlich weniger werden, sechs Liter sind ohne Mühe machbar. Auf zügigen Autobahn-Etappen waren es knapp mehr als 8,0 Liter. Für einen Benziner ein akezptabler Wert. Fahrwerk | Lenkung | Fahrverhalten Insgesamt federt der Octavia gut. Komfortabel, aber nicht zu weich rollt er über Schlaglöcher und Bodenwellen. Die Lenkung wirkt gut gewichtet und ausreichend gefühlvoll, direkt und präzise lässt der Octavia sich durch Kurven zirkeln. Die Bremsen neigen jedoch zum Schleifen. Das ist nicht dramatisch, stört aber den guten Eindruck. Ausstattung | Preis | Kosten | FazitMindestens 20.450 Euro muss man für einen Skoda Octavia Combi ausgeben. Viel Geld für einen Kompaktwagen, aber wenig Geld für ein Auto mit so viel Platz. Der 1.5 TSI kostet mit DSG fast 27.000 Euro, weil er mindestens in der Ausstattung Ambition kommt. Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber hinten, Klimaanlage, Tempomat, Parksensoren für hinten, höhenverstellbarer Fahrersitz und die City-Notbremse sind dann an Bord. Trotzdem bleibt ein gut ausgestatteter Octavia Combi bezahlbar. Unser Testwagen hatte unter anderem das Verstellfahrwerk an Bord, den Abstandstempomaten, das Businesspaket mit großem Navi, Leder-Alcantara-Polster, adaptive LED-Scheinwerfer und teure Alu-Felgen. Damit landet er bei knapp 42.500 Euro. Wie gesagt: Viel Geld für einen Kompakten. Einen ähnlich großen und ähnlich ausgestatteten Mittelklässler zu diesem Listenpreis wird man dennoch nicht leicht finden. So viel Gepäckraum und Beinfreiheit pro Euro gibt es nur selten. 1.800 Euro lassen sich außerdem direkt einsparen, indem man auf das DSG verzichtet. Technische Daten Skoda Octavia 1.5 TSI DSG
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