Müdes Design, ständige Personalwechsel und der Dieselskandal: Audi hatte schon bessere Zeiten. Die sollen nun mit dem Q8 zurückkommen. Eine erste Studie steht in Detroit.
Von Stefan Grundhoff Ingolstadt - Wenn am heutigen Montag in Detroit das Tuch von der blau lackierten Studie eines großen Audi-Crossovers gezogen wird, ist das für die Ingolstädter mehr als einfach nur eine Fahrzeug-Enthüllung. Der Q8 markiert den Startschuss weg vom Einheitsbrei-Design. Es lief ja gut bei Audi: Die Technologie stimmte, die Verkaufszahlen sowieso. Bis zur Premiere des aktuellen Audi A8. Der sollte die Mercedes S-Klasse und den BMW 7er angreifen, blieb jedoch mit seinem blassen Äußeren hinter den Erwartungen. Obwohl die Interieur und Motorisierung überzeugten - abgesehen vom deplatzierten Hybridmodell mit Vierzylinder-Motor und Frontantrieb. Recht hat er: Auch die Modelle nach dem A8, also Audi A3, A4, A5 und Q5, sahen ihren Vorgängern zum Verwechseln ähnlich. Spät zogen die Verantwortlichen die Notbremse und ersetzten den Designer Wolfgang Egger durch Marc Lichte, der zuvor bei Volkswagen den Stift geschwungen hatte. Noch in VW-Diensten, zeichnete er vor rund drei Jahren eilig A8, A6 und A7 und zog dann nach Ingolstadt. Spät dran beim SUV-CoupéDas Design war nicht Audis einzige gravierende Baustelle. Mindestens ebenso schwer wog das Hin und Her auf dem Posten des Entwicklungsvorstands. Der ambitionierten Wolfgang Dürheimer kam von Bentley/Bugatti und war schneller als geplant wieder weg. Seine Nachfolger, erst Ulrich Hackenberg und dann Stefan Knirsch, stolperten über den Diesel-Skandal. Jetzt soll es ab Mitte des Jahres der Ex-Volvo-Mann Peter Mertin richten. 2017 wird für Audi vielleicht eines der wichtigsten Jahre in den vergangenen drei Jahrzehnten. Der Startschuss ist das Audi Q8 Concept mit seiner 5,02 Meter langen Karosserie. Es ist mehr als eine Konzeptstudie: Das Serienmodell rollt im Frühjahr 2018 in den Handel und soll sich von der Studie nur in Details unterscheiden. Front und Heck der Studie enthalten noch einige Nebelkerzen. Das soll sich bald ändern. Das Audi Q8 Concept interpretiert sein Segment trotz technischer Gemeinsamkeiten mit dem Q7 etwas anders als die Konkurrenz: Der Wagen protzt mit einer mächtigen Front und ausgestellten Radhäusern und verzichtet auf die bei BMW und Mercedes obligatorische abfallende Dachlinie. Stattdessen erinnert die C-Säule an den Ur-Quattro von 1980. Krieg den Knöpfen„Mit dem Audi Q8 Concept und dann in der Serie mit dem Audi A8 wird ein komplett neues Bedienkonzept ohne Schalter eingeführt – ein Grundprinzip, dem alle nachfolgenden Modelle folgen werden“, erklärt Marc Lichte. Besucher der CES in Las Vegas konnten im Januar vergangenen Jahres bereits einen Ausblick auf das Cockpit sehen. Die Instrumente sind ebenso animiert wie die beiden Bedieneinheiten in der Mittelkonsole, Schalter gibt es nur noch für Zentralfunktionen wie Warnblinkanlage oder Einparkhilfe. Einen weiteren Schritt nach vorn strebt Audi bei Innenraumqualität und Vernetzung an, ebenso beim Platzangebot im Fond und bei Fahrerassistenzsystemen. Das Ladevolumen bleibt allerdings mit 630 Litern deutlich unter dem des Audi Q7, ebenso wie die weiteren Abmessungen des Innenraums. V8-Diesel als AlleinstellungsmerkmalIn die seriennahe Studie baut Audi einen 448 PS und 700 Newtonmeter starken Plug-in-Hybrid und Allradantrieb. Der 3,0 Liter große Sechszylinder-Benziner mit Turboaufladung wird von einem 100 Kilowatt starken Elektromotor unterstützt. Damit fährt das zwei Tonnen schwere Auto aus dem Stand in 5,4 Sekunden auf Tempo 100, hat Audi errechnet. Abgeregelt wird bei 250 km/h. Der Normverbrauch des Plug-in-Hybriden liegt bei 2,3 Litern. Die im Heck verbaute Batterie besteht aus 104 Lithium-Ionen-Zellen. Mit 17,9 kWh Kapazität ermöglicht sie bis zu 60 Kilometer elektrische Reichweite. Eine Vollladung mit 7,2 kW Leistung dauert rund zweieinhalb Stunden. In die spätere Serienversion wird Audi neben Sechszylinder-Dieselmotoren auch einen Achtzylinder-Diesel einbauen. Darauf verzichten Mercedes beim GLE Coupé und BMW beim X6. Hinzu kommen 48-Volt-Technik und Elektroboost. Das Leistungsspektrum wird bei 280, 350 und 435 PS liegen. Bei den Benzinern plant Audi mit einem Spektrum zwischen 250 und knapp 500 PS. Ein Audi S Q8 ist fest eingeplant. Obligatorisch sind bei allen Modellen Allradantrieb und eine Achtstufenautomatik. Die Preise dürften bei rund 70.000 Euro beginnen. Quelle: Stefan Grundhoff; press-inform |
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