Sie sind gleich groß, rollen vom selben Band, nutzen die gleiche Plattform und haben fast identische Antriebe. Gleich sind Audi Q8 und VW Touareg aber nicht. Vergleich.
Einmal im Jahr trifft sich alles, was auf dem Automarkt neu ist, im hohen Norden Dänemarks. Kurz vor Skagen an der Nordseeküste haben die Juroren des europäischen Auto-Preises „Car Of The Year“ (COTY) beim sogenannten Tannistest Gelegenheit, Neuheiten unter die Lupe zu nehmen und zu fahren. Wir waren zum dritten Mal dabei und haben getestet, was uns in die Finger kam. Von Michael Specht Tversted – „Premium“ gegen „Nicht-Premium“, diese Kategorisierung ergibt beim Vergleich Audi Q8 gegen VW Touareg nur begrenzt Sinn. Auch wenn Volkswagen als Volumenhersteller gilt, war der Touareg stets ein Luxus-SUV. Die jüngste, dritte Generation ist eine Art Phaeton fürs Gelände. Feinstes Leder, angenehme Materialien, schickes Design und beste Verarbeitung: Ein „Wow-Effekt“. Jede Dekor-Leiste sitzt auf den Zehntelmillimeter genau. Nach dem Einschalten der Zündung folgt ein „Wow-Effekt“ der anderen Art. Welche Digital-Nerds haben sich denn hier ausgetobt? So sieht also Fortschritt aus. Der zentrale Bildschirm ist ein Mega-Gerät. 38 Zentimeter misst er in der Diagonale. Außer bei Tesla lässt sich nirgendwo sonst die Navi-Karte so groß darstellen wie im neuen VW Touareg. Trotzdem gestaltet sich die Bedienung nahezu selbsterklärend. Audi Q8: Ganz schön virtuell Klar, dass dies den Wagen, verbunden mit der niedrigen Silhouette und den großen 22-Zoll-Rädern, knackig aussehen lässt. Hinzu kommen ein großer Octagon-Grill (die Limousinen tragen sechs Ecken) und sogenannte Blister über den Kotflügeln. „Letztere sollen den Quattro-Antrieb betonen, die DNA von Audi“, begründete Lichte seine Linien. Der Vertrieb habe sich zudem ein optisch „lautes“ Auto gewünscht. Im Interieur folgt der Q8 der Design-Philosophie von A8, A7 und A6. Die Schalttafel hat nichts mehr mit dem Q7 zu tun, sondern besteht aus einem schwarzen Panel, einem virtuellem Cockpit und zwei großen Touchscreens in der Mitte. Der obere Screen ist für die Bedienung von Infotainment und Navigation zuständig, der untere für die Klimatisierung. Er kann auch als Schreibfläche zur Eingabe von Fahrzielen genutzt werden. Knöpfe und Schalter sind weitestgehend verschwunden. Wer mit seinem Q8 reden möchte, kann dies tun. Das System ist dabei so intelligent, dass ein „Mir ist kalt“ ausreicht, um die Temperatur zu erhöhen. Tippen, schieben, drücken oder drehen gehören der Vergangenheit an. Audi Q8, VW Touareg: Motoren Wie alle neuen Audi-V6-Motoren verfügt er über eine Mildhybrid-Technik in Form eines Riemen-Startergenerators (RSG) mit 48 Volt Spannung. Der Motor lässt den Q8 zwischen 55 und 160 km/h „segeln“ und kann über den RSG beim Bremsen bis zu 12 kW Leistung rekuperieren. Audi sagt, dies spare im „Kunden-Fahrbetrieb“ bis zu 0,7 l/100 km. Der gleiche Grundmotor, allerdings ohne den RSG, sitzt im neuen VW Touareg. An der Leistung ändert dies nichts. Beide Autos basieren auf der gleichen Architektur (MLB Evo) und sind ähnlich schwer. Müssten da nicht beide Autos auch sehr ähnlich fahren? Der Audi hat mehr DämmungNein. Dabei geht es nicht um die letzten Zehntel in der Beschleunigung. Die Fahrleistungen liegen auf ähnlichem Niveau. Doch insgesamt fühlt sich der Q8 einen Tick ruhiger und gedämpfter an, satter und solider. Laut Audi ist dies technisch begründet. Die Akustiker haben im Q8 gezielt eine Extraportion Dämmung eingesetzt. Einer der Gründe hierfür ist die Positionierung des Q8. Man strebt einen Reisekomfort vergleichbar zu dem der Limousine A8 an. Dabei stört weniger die Länge von fünf Metern als die Breite von zwei Metern, mit Spiegeln sind es rund 2,20 Meter. Sensoren, Kameras und Vogelperspektive helfen zwar. Aber kaum eine Parklücke ist breit genug, um genügend Abstand zum Nachbarauto halten und bequem aussteigen zu können. Mehr Platz im VW TouaregDas flache Heck des Q8 kostet Platz. Zwar sitzen Passagiere in beiden SUV auch hinten sehr gut, doch der VW nutzt den Raum hinter den Passagieren besser. 810 Liter Kofferraumvolumen sind eine Ansage. Liegen die Rücksitzlehnen flach, passen sogar 1.800 Liter in das VW-Flaggschiff. Der Audi Q8 fasst 675 Liter Gepäck (maximal 1.755 Liter) und enttäuscht den Kunden mit dem Fehlen einer Fernentriegelung der Lehne vom Kofferraum aus. Beim Touareg ist diese nützliche Funktion lieferbar. Möchte sich die Audi-Kundin beim Shopping am Rodeo Drive etwa die Fingernägel an den Sitzhebeln abbrechen? Sicher nicht. Audi Q8, VW Touareg: Assistenten Gut gefallen haben uns in beiden Autos die Nachtsichtgeräte. Fahrradfahrer ohne Licht oder schwarz gekleidete Fußgänger werden schon in rund 100 Meter Entfernung am Fahrbahnrand erkannt und blinkend gelb-orange im Display dargestellt. Lange bevor das menschliche Auge sie erfassen konnte. Richtig interaktiv wird es, wenn die Person in einer Kurve steht und die Sensorik denkt, das Auto würde auf sie zufahren. Dann blinkt es rot im Display und die Person wird – Matrix-LED-Licht vorausgesetzt – mehrmals gezielt angeblitzt. Audi Q8 oder VW Touareg?Welchem der beiden Luxus-SUVs man den Vorzug gibt, ist keine Frage von Fahrleistungen und Verbrauch. Der Touareg bietet mustergültigen Komfort, eine hervorragende Raumausnutzung und einen sehr guten Qualitätseindruck. Dabei kostet er in der (im Vergleich weniger umfangreichen) Basisausstattung rund 15.000 Euro weniger als der Audi Q8. Das mag für einige Käufer Grund genug sein, sich für das Wolfsburger Top-SUV zu entscheiden. Der Audi hat zweifellos das ambitioniertere Design. Er ist sportlicher geschnitten, ohne sich funktionale Schwächen zu leisten und wirkt insgesamt nobler. Audi lässt sich das jedoch üppig vergüten. Mit einigen Konfigurations-Klicks liegt ein Audi Q8 schnell im Bereich der 100.000-Euro-Marke. VW Touareg: Technische Daten
Audi Q8: Technische Daten
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