Custom-Motorcycles: Leicht, handlich und vor allem schön. Rund um die individuellen Motorräder ist eine eigene Szene entstanden, und zwar weltweit.
Von MOTOR-TALK Reporter Fabian Hoberg Dünne Sitzbank, schmaler Tank und ein spartanisches Cockpit. Auf den ersten Blick sieht die BMW wie eine Rennmaschine aus den 1960er Jahren aus. Doch der Café Racer ist eine Neuinterpretation einer alten Gattung. Zumindest bei einigen Hobby- und Profischraubern. Kleine Custom Motorcycles-Werkstätten entwickeln neue Maschinen mit neuer Strahlkraft - eine ganz eigene Motorrad-Szene. Entkernte Gebrauchte aus Berlin„Die Reduktion auf das Wesentliche, gepaart mit dem richtigen Style und der Konsequenz in der jeweiligen Linienführung, ist uns wichtig“, sagt Peter Dannenberg, Geschäftsführer von Urban-Motor in Berlin. An einem Objekt wie der BMW „Earl Grey“ arbeiten die Mechaniker bis zu 200 Stunden. „Letztlich muss sich ein Umbau aber auch gut fahren lassen und straßentauglich sein“, sagt er. Je nach Aufwand und Material kostet ein handgefertigtes Motorrad zwischen 8.000 und 30.000 Euro. Moderne Technik mit klassischer OptikDabei geht es um Leichtigkeit, Handling und Individualität, Ästhetik und Lifestyle. Dadurch werden die Maschinen nicht nur radikaler, sondern präziser und fahrbarer. Moderne Technik ist nicht verpönt: Bessere Bremsen, LED-Beleuchtung und präzisere Fahrwerke machen das Motorrad schließlich agiler, schneller und sicherer. Hauptsache, es sieht dabei noch cool aus. Aus einer langweiligen 90er-Plastikschüssel wird so beispielsweise ein Café Racer. Gestylt zur 60er-Jahre-Rennmaschine, mit tiefem Lenker, Startnummerplatte und einer kleinen Sitzbank inklusive Höcker. Aus einer Brot-und-Butter-Mittelklasse-Schleuder wird ein abenteuerlustiger Scrambler, mit grobstolligen Reifen und hochgelegtem Auspuff. Edel-Tuner mit 100.000-Dollar-Bikes Bekanntester Veredler dürfte der in den USA lebende Japaner Shinya Kimura sein. Für seine Kunstwerke benutzt er Modelle von Harley-Davidson und Indian aus den vierziger Jahren, Triumph aus den Sechzigern und japanische Einzylinder sowie Ducati aus den Siebzigern. Seine Motorräder sind exklusiv und rund 100.000 Dollar teuer. Walt Siegl aus New Hampshire verwandelt gern Ducati-Maschinen in Café Racer. Deus in Australien, USA, Indonesien und Italien schraubt eher an japanischen Retroklassikern. El Solitario MC aus Spanien bringt viele Einflüsse aus der Surf- und Graffiti-Szene mit und spricht damit mehr junge Fahrer an. Manufakturen in Deutschland In Deutschland haben sich ebenfalls viele kleine Custom-Manufakturen etabliert. Dazu zählt neben Urban-Motor auch der Moto-Guzzi-Spezialist Kaffee-Maschine aus Hamburg und JvB-Moto in Köln. Einen guten Überblick über die lebendige Szene gibt das jetzt neu erschienene Buch „The Ride“ aus dem Gestalten-Verlag. |
