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Classic Driving News

Aus drei Ruinen auferstanden

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Der DKW Munga. Auf ihm lasten der rauchende Zweitakter und eine unerquickliche Erinnerung an Drill. Dietmar und André Konegen sehen das anders. Sie haben viel Spaß mit ihrem Munga, den sie aus drei Ruinen aufbauten.

Viel Liebe hatte man den kleinen DKW Munga nicht gegönnt, erinnert sich Dietmar Konegen. Damals, als er in den frühen siebziger Jahren bei der Bundeswehr seine Dienstzeit ableisten musste, quälten die Soldaten ihre zweitaktenden Allradler bis zur Weißglut.

Wer billig kauft, kauft drei Mal

Sie hatten viel Spaß dabei. "Im Gelände war der DKW Munga toll", erinnert sich der 52-jährige Karosseriebaumeister aus Hilden, "überall kam er durch." Niemand muss Treppen mit einem Auto hochfahren. Falls es aber doch mal nötig sein sollte: Der DKW Munga konnte es. Kompakt wie er war, schlängelte er sich behände durchs Unterholz, und dank Geländereduktion und vier angetriebenen Rädern wühlte er sich lässig durch tiefen Matsch. Auch Schnee hielt ihn nicht auf, "nur war es im Winter arg frisch", erinnert sich Konegen an den DKW Munga, mit dem die Bundeswehr in den Kalten Krieg der Weltmächte fuhr.

So militärisch-ernst der DKW Munga daherkommt, so nassforsch ist sein Auftritt abseits der Straßen. Munga nannte DKW den Wurf. Clever war das, weil es sich jeder merken konnte und es viel besser klang als "Mehrzweck-Universal-Geländefahrzeug", für das Munga als Akronym stand. Noch staubiger gab sich, kaum überraschend, die Bundeswehr: "gl LKW 0,25 t" hieß intern der Gelände-DKW.

Familienangelegenheit mit noch mehr Arbeit als gedacht

Alte Autos haben in Konegens Familie Tradition. Schon sein Schwiegervater, der in den fünfziger Jahren die Karosseriebaufirma gründete, restaurierte Klassiker. Dietmar Konegen wollte mit Sohn André, 21, daran anknüpfen. Er gestand ihm sogar zu, als Lehrling im eigenen Betrieb sein erstes Auto zu restaurieren - und so vor der Gesellenprüfung eine Menge zu lernen. "Zu 90 Prozent ist es seine Arbeit", sagt der Vater. Und ist ein wenig stolz.

Die Restaurierung eines Autos wie diesem DKW Munga hat viel mit handwerklichem Können zu tun. Aber nicht nur: Es braucht ein Konzept, es braucht Selbstorganisation und eine Menge Disziplin, wenn das Projekt nicht über die Jahre versanden soll. Für André Konegen war es eine intensive Zeit: "Oft war ich bis spät nachts in der Werkstatt." Es ist nicht schwer herauszuhören, dass er mit dieser Menge Arbeit nicht gerechnet hatte. Auch sein Vater erwartete zunächst weniger Aufwand, um den DKW Munga wieder auf die Straße zu bringen: "Die Technik war so simpel", erinnert er sich, "dass man viel am Straßenrand reparieren konnte." Doch er hatte die Rechnung ohne die Karosserie seines DKW Munga gemacht.

Ihren ersten DKW Munga ersteigerten Vater und Sohn vor zwei Jahren unbesehen übers Internet. Bei 300 Euro stand ihr Gebot, als der Zuschlag kam. Mehr war das Auto auch nicht wert, "Kernschrott war das, ganz schlimm", kommentiert Dietmar Konegen Munga Nummer eins. Der zweite kostete bereits das Doppelte. Etwas besser war er, doch als Restaurierungsbasis ebenso wenig geeignet. Zu marode zeigte sich die Karosserie. Erst der dritte DKW Munga im Bunde, 1.200 Euro teuer, eröffnete eine kleine Chance, obwohl an manchen Stellen im Fußraum fünf Bleche übereinandergenietet und -gebrutzelt waren. Er fuhr sogar, irgendwie. Aber nur im Geländegang.

Teile sind günstig - wenn es sie gibt

In der Summe bot das traurige DKW Munga-Trio genug Teile, um die Arbeit zu starten. André Konegen begann mit einem der Rahmen. Schrauben und Muttern waren nur noch zu erahnen, so dick war er mit Fett, Öl und Sand paniert. Auf die Reinigung des  DKW Munga folgte das Aufatmen: kein Unfall, kaum Rost, nur verbastelte Bremsleitungen und widerspenstige Gummilager. Und niemand hatte, ein großes Plus, am vorderen Querträger gesägt, um einen größeren Motor einzubauen. Denn dieses Schicksal ereilte viele DKW Munga.

André Konegen strahlte und lackierte das Chassis des DKW Munga samt einer nicht enden wollenden Zahl an Kleinteilen wie Halteblechen oder Federn, bevor er es aufbaute. Er überholte den Haupt- und die Radbremszylinder, fertigte Bremsleitungen an, die er selbst bördelte, schnitt Filzringe und montierte neue Spurstangenköpfe. Die Buchsen rieb er passend auf, für die speziellen Doppelkugellager, auf denen die Räder des DKW Munga drehen, fertigte er einen passenden Abzieher nach Zeichnung. Frisch glänzten anschließend auch die Blattfederpakete. Statt ächzend zu knarzen, arbeiteten sie nun wieder butterweich und lautlos.

Kaum Kummer bereiteten die Technikteile des DKW Munga, die Konegen sich neu wünschte: Jeder Stoßdämpfer schlug mit nur 24 Euro zu Buche, einer der grobstolligen Reifen kostete 125 Euro. Für ein Lenkgetriebe, das einst für die Bundeswehr überholt, aber nie montiert worden war, zahlte er 60 Euro. Die Lager der Händler scheinen gut bestückt zu sein.

Auch ein originaler Motor für den DKW Munga findet sich, weil immer noch Bastler Vierzylinder und manchmal gar schwere Diesel-Motoren unter die Haube klemmen. 500 Euro zahlten die Konegens für ein solides Exemplar des Dreizylinder-Zweitakters, den André komplett zerlegte: "Der Block war gut, sogar die Kolben und Kolbenringe konnte ich wieder verwenden."

Die meiste Arbeit steckt im Blech

Akribisch säuberte er das Gussgehäuse von mehreren Farbschichten, nur dieses Mal nicht mit der Strahlpistole, sondern per Drahtbürste und Verdünnung. Zu groß war die Sorge, dass in irgendeinem Kanal Sand hängenbleiben könnte, der später einen kapitalen Motorschaden auslöst. Grundlegend griff André auch in das Getriebe des DKW Munga ein. Er tauschte die Synchronringe und reparierte das defekte Vorgelege. Dann stellte er das Differenzial mittels Touchierpaste ein, nachdem er einen Auszieher für die Doppelkugellager gefertigt und neue Synchronkörper montiert hatte.

Seine größte Hürde allerdings stellte sich ihm erst jetzt - das Blech der offenen Karosserie. Auch wenn DKW einst den Munga mehr oder minder über der Kantbank geformt hat, forderten aufgelöste Seitenwände, faustgroße Löcher rund um Halterungen und kräftig blühende Falze viel Geduld.

Ersatz konnte André Konegen vereinzelt aus den beiden anderen DKW Munga-Karosserien schneiden. Viele Bleche fertigte er jedoch selbst an. Für den Übergang der Radläufe in den Schweller baute er sich eigens Werkzeuge aus Stahl, mit denen er das ein Millimeter dicke Blech in Form brachte. Geschweißt hat er mit Schutzgas auf Stoß und nur dort die Punktschweißzange angesetzt, wo sie schon bei DKW am Band im Einsatz war: "Im unteren Bereich des DKW Munga habe ich letztlich rundum neues Blech eingesetzt."

Zwischendurch plagte Vater Konegen bereits das schlechte Gewissen. Doch der Sohn spielte seinen Ball. Nach rund einem Jahr Arbeit sah der DKW Munga wieder so unverbraucht aus, als habe ihn DKW soeben bei der Wehrverwaltung abgeliefert. Über 4.000 Kilometer sind die beiden in der ersten Saison mit ihrem DKW Munga gefahren. Alle Aufgaben hat der Kleine gemeistert, während Dietmar Konegen an die kalten Winter denkt, damals im Kalten Krieg. André dagegen genießt das Militär-Relikt völlig unvoreingenommen - die Bundeswehr hat sich nie bei ihm gemeldet. So anders sind heute die Zeiten.

 

Quelle: Motor Klassik

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