Ein Maserati als Dienstwagen? Für Chinas hochrangige Militärs scheinbar kein Problem. Im Netz kursieren viele Fotos davon. Doch die Regierung steuert jetzt dagegen.
Peking - Die Sonne scheint in Peking. Passanten flanieren über Bürgersteige im Zentrum der Stadt. Vor einem großen Kaufhaus steht ein teures, schwarzes Luxusauto. Menschen bleiben kurz stehen. Sie interessieren sich mehr für das Nummernschild als für das Auto. Es ist weiß - und damit ein Wagen des chinesischen Militärs. Das chinesische Militär steht in der Kritik. Obwohl Staats- und Parteichef Xi Jinping eigentlich der Verschwendung bei öffentlichen Stellen den Kampf angesagt hat, tauchen auf Onlineplattformen wie dem twitterähnlichen Weibo ständig Fotos von Luxuskarossen mit Militär-Nummernschildern auf. Teure Dienstwagen in der KritikSelbst ein Professor der renommierten chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften geht mittlerweile mit den luxusverliebten Soldaten hart ins Gericht. Im Netz hatte er ein Foto eines schwarzen Maserati mit einem geschätzten Wert von umgerechnet etwa 250.000 Euro gesehen. "Das hat mir die Augen geöffnet. Ich war immer skeptisch gegenüber Aussagen, dass Leute mit Autos im Wert von mehreren Millionen Yuan durch die Gegend fahren. Aber nun bin ich überzeugt", sagt er in einem Interview. Im Netz fragten viele, ob der Wagen wirklich nur für die Arbeit genutzt wurde, und warum überhaupt ein Militär so ein teures Dienstauto braucht. Lukrativer NebenerwerbProfessor Chen Jierong von der Sichuan Universität geht sogar einen Schritt weiter. Seiner Einschätzung nach haben Militärs aus den Luxuskarossen mit den weißen Nummernschildern ein eigenes Geschäft gemacht. Sie vermieten ihre Wagen für umgerechnet etwa 100 000 Euro im Jahr an Menschen aus der Wirtschaft. "Dafür bekommen die Geschäftsleute viele Vorteile. Sie können etwa den Eindruck vermitteln, dass sie sehr gute Beziehungen zum Militär pflegen. Das passiert nicht nur in Peking, sondern auch in anderen Städten", sagt er. Aber nicht nur für Geschäftsleute scheint das Image der Wagen mit den weißen Nummernschildern einen besonderen Charme zu haben. Im März berichteten chinesische Medien, dass Action-Star Jackie Chan sich von einem Militärauto durch Peking kutschieren ließ. Verbot zum ersten MaiSolche Spritztouren könnten bald der Vergangenheit angehören. Bis zum 1. Mai sollen alle Nummernschilder der Militärautos getauscht werden, teilte Chinas Verteidigungsministerium mit. Autos wie Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen Phaeton oder Porsche sollen dann keine weißen Militärnummernschilder mehr bekommen. "Das Militär muss zuerst die Korruption auf Rädern bekämpfen, bevor es seine Fähigkeit verbessern kann, unser Land zu verteidigen", hieß es in einem Kommentar der Nachrichtenagentur Xinhua. Experten zweifeln, ob das wirklich hilft. "Sie wurden in den vergangen Jahrzehnten schon fünfmal verboten, aber tauchten danach trotzdem wieder auf. Dieses Mal wird es genauso sein", sagt Professor Chen Jierong. Quelle: DPA |