Elf Jahre nach der Premiere des Arnage zeigt Bentley seine neue Luxuslimousine. Unter dem bereits früher verwendeten Namen Mulsanne wird das Flaggschiff der britischen VW-Tochter Mitte 2010 erscheinen – größer, sparsamer und moderner als bisher. Erstmals in natura zu sehen war das Auto am Wochenende auf dem Pebble Beach Concours d'Elegance im kalifornischen Monterey - eine Bühne der Reichen und Schönen, die dieses Jahr auch Infiniti für eine (nur virteulle) Fahrzeugpremiere wählte. Der Name Mulsanne ist bei Bentley nichts Neues. Erstmals nutzte der britische Hersteller die Bezeichnung ab 1980 für das Schwestermodell des Rolls-Royce Silver Spirit. Es wurde - später auch u.a. als Brooklands - bis 1998 gebaut und dann vom Arnage abgelöst, dessen Coupé weiterhin Brooklands heißt. Der neuzeitliche Mulsanne, bisher als "Grand Bentley" durch den Blätterwald rauschend, setzt naturgemäß nicht mehr auf eine Rolls-Plattform, sondern wurde von Bentley komplett selbst auf die Räder gestellt. Dabei schon in punkto Linienführung den Spagat zwischen der Tradition des Hauses und dem zwischen Luxus und Understatement pendelnden Anspruch der Kundschaft heute und im nächsten Jahrzehnt zu schaffen, darf als anspruchsvolle Aufgabe gelten. Die Operation ist dem ersten Eindruck nach gelungen. Der Mulsanne behält das klassische Vier-Augen-Gesicht der Marke, interpretiert es aber mit den verschiedenen Scheinwerfer-Größen und deren LED-Innenleben durchaus erfrischend neu. Der vertikal geteilte Draht-Kühlergrill bleibt ebenso erhalten wie die nach vorne abfallenden Lichtkanten der Karosserie; die Frontschürze präsentiert sich mit einem nicht mehr dreigeteilten Lufteinlass und der mittig herausragenden "Nase" deutlich aufgefrischt. Die Seitenlinie profitiert einerseits von der nochmals auf über 5,50 Meter gestreckten Fahrzeuglänge, von den stärker akzentuierten Linien speziell im Bereich der hinteren Türen und der stärker modellierten Schulterlinie oberhalb der Türgriffe. Neu sind außerdem u.a. ein kleines Dreiecksfenster vor den Außenspiegeln, die nun integrierte Seitenblinker tragen, flachere Türgriffe und tiefer sitzende seitliche Schutzleisten. Am Heck fällt die flachere Scheibe ohne Chromrahmen, der aufgesetzt wirkende Kofferraumdeckel und der Entfall der mittleren Leuchten auf. Sehr breite, ovale Endrohre entlassen die Abgase in die Umwelt. Dass es insoweit weniger sein sollen als bisher, ist klar. Rund 20 Prozent Fortschritt beim Verbrauch und damit beim CO2 sind zu erwarten - was immer noch gut und gerne 15 Liter wären. Mit den etwa 100 Litern aus dem Tank käme der Mulsanne-Fahrer dann immerhin an die 600 Kilometer weit - wenn er nicht zu viel an die Herkunft des Namens Mulsanne (ein Teilstück der Rennstrecke von Le Mans, auf dem die höchsten Tempi erreicht werden) denkt und die Höchstgeschwindigkeit von etwa 290 km/h ausprobiert. Möglich wird der Verbrauchs-Fortschritt durch viel Detailarbeit an dem prinzipiell vom Vorgänger übernommenen 6,75-Liter-Achtzylinder und einem neuen - möglicherweise achtstufigen - Automatikgetriebe. Auch soll der Mulsanne trotz Größenzuwachses und mehr Ausstattung nicht schwerer werden als der Arnage. Die Leistung dürfte nur leicht höher liegen als das aktuelle Niveau von 507 PS. Mutmaßlich darf der Mulsanne auch mit E85 (Bio-Ethanol) betrieben werden. Aber mit solchen technischen Feinheiten wollte sich die VW-Tochter am Wochenende in Pebble Beach nicht abgeben. Technische Details gibt es erst im Zuge der Vorstellung auf der IAA Mitte September, ausgeliefert wird der große Bentley ab Mitte 2010. Die Preise sind ebenfalls noch Verschlusssache, aber 300.000 Euro sollten potentielle Kunden mindestens übrig haben.
Quelle: Autokiste |
verfasst am 17.08.2009
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