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ADAC Eco-Test: Benziner mit hohem Feinstaubausstoß - Benziner müssten (auch) verboten werden

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Alle reden über Dieselverbote. Doch wird der Selbstzünder zu Unrecht verteufelt? Auch moderne Benziner stoßen häufig zu viel Feinstaub aus. Das sagt der ADAC.

Das Smart Fortwo Cabrio schneidet im aktuellen ADAC-Eco-Test schlecht ab. Der Ausstoß an Feinstaub-Partikeln überschreitet den künftigen Grenzwert um das 138-fache Das Smart Fortwo Cabrio schneidet im aktuellen ADAC-Eco-Test schlecht ab. Der Ausstoß an Feinstaub-Partikeln überschreitet den künftigen Grenzwert um das 138-fache Quelle: Daimler

Berlin – Sechs mal zehn hoch elf. Vor dieser Zahl zittert die Autoindustrie. Sie gibt die Feinstaubpartikel an, die neu homologierte Autos ab dem 1. September 2017 maximal ausstoßen dürfen. Und, noch schlimmer: Ein Jahr später darf kein Auto, das neu zugelassen wird, den Wert überschreiten. 600 Milliarden Teilchen, mehr dürfen pro Kilometer Fahrt nicht aus dem Auspuff kommen. Egal, ob das Endrohr an einem Diesel oder an einem Benziner hängt.

Feinstaub macht seit Jahren Ärger. Vor allem in Stuttgart, aber auch in vielen anderen Städten, werden die zulässigen Grenzwerte regelmäßig überschritten. Als Sündenbock gelten vor allem ältere Diesel, die nicht die Schadstoffnorm Euro 6 erfüllen. Fahrverbote werden diskutiert.

Doch moderne Direkteinspritzer haben damit ebenfalls Probleme. Trotz aktueller Abgasnorm und nicht nur wegen anderer Feinstaubquellen, die in der Diskussion meist vernachlässigt werden, wie etwa aufgewirbelter Reifenabrieb. Sie verbrauchen zwar um bis zu 15 Prozent weniger als herkömmliche Ottomotoren, stoßen also weniger CO2 aus, doch dafür steigt der Ausstoß anderer Schadstoffe.

Neu ist das nicht. Die EU hat den Grenzwert schon vor Jahren festgelegt. Dass schon ab September 2017 auch bei Straßentests kein Unterschied mehr zwischen Benziner und Diesel gemacht wird, wurdeim vergangenen Dezember beschlossen. Das Problem: Diesel fahren längst mit Feinstaubfiltern, Benziner nicht. Ohne Filter werden die Grenzwerte für viele Direkteinspritzer-Benziner nicht zu schaffen sein.

Der ADAC hat im Rahmen seines Eco-Tests diverse Benziner auf ihren Partikelausstoß getestet. Die wenigsten halten den ab Herbst 2017 geltenden Grenzwert ein Der ADAC hat im Rahmen seines Eco-Tests diverse Benziner auf ihren Partikelausstoß getestet. Die wenigsten halten den ab Herbst 2017 geltenden Grenzwert ein Quelle: ADAC

Die Direkteinspritzer und der Feinstaub

Das zeigen Messungen des ADAC. Im Rahmen des Eco-Tests hat der Club inzwischen 77 Automodelle nach dem künftig geltenden WLTP-Zyklus gemessen. Ergebnis: Viele Benziner stoßen deutlich zu viel Feinstaub aus. Vor allem unter den Testbedingungen des ADAC. Denn beim Eco-Test stellt der WLTP nur die Basis dar. Der Club lädt außerdem 200 Kilo zu und fährt einen zusätzlichen Autobahnzyklus mit höheren Geschwindigkeiten.

Unter diesen Bedingungen stießen nicht nur stark motorisierte Benziner wie beispielsweise der Ford Focus RS zu viel Feinstaub aus. Auch der VW Tiguan 1.4 TSI oder der Opel Corsa 1.0 Turbo ecoFlex Edition sind Feinstaubsünder, so der ADAC. Im Schnitt überschreiten die getesteten Benzindirekteinspritzer (DI) den Grenzwert um das 4,6-Fache. Zudem sind auch Modelle mit Saugrohreinspritzung betroffen. Sie liegen mehrheitlich über dem ab September gültigen Grenzwert.

Von den mehr als 30 untersuchten Benzinermodellen schaffen es nur acht, den Grenzwert zu unterbieten: darunter zwei Direkteinspritzer und ein Erdgasfahrzeug. Unter den Saugrohreinspritzern halten fast alle die aktuell gültigen Grenzwerte ein (6,0x10 hoch 12). Unrühmliche Ausnahme: das Smart Fortwo Cabrio. Der 0,9-Liter-Turbo-Benziner ohne Direkteinspritzung überschreitet den ab dem Herbst geltenden Grenzwert mit 828x10 hoch 11 Partikeln pro Kilometer um das 138-Fache. Der Ford Focus RS reißt den derzeit gültigen Grenzwert knapp, alle anderen Benziner schaffen ihn.

Bis zum Herbst 2018 wird sich etwas tun müssen. Viele der jetzt vom ADAC getesteten Autos könnten dann noch als Neuwagen auf die Straße kommen. Den Feinstaubgrenzwert werden sie aber nicht schaffen. Darunter auch einige vermeintlich "grüne" Modelle, wie der Hyundai Ioniq Hybrid. Oder auch Plug-in-Hybride, die wegen ihres geringen CO2-Ausstoßes so beliebt sind. Doch wenn der E-Motor mit einem Verbrenner mit Direkteinspritzung kombiniert wird, schaffen auch sie den Grenzwert nicht. BMW 225xe Active Tourer, der Kia Optima Plug-in-Hybrid und VW Passat GTE stehen dann beim Feinstaub genauso schlecht da, wie Benziner ohne Elektrounterstützung.

Die zweite Feinstaubschleuder im ADAC-Test ist der Ford Focus RS, er liegt knappt über dem aktuell zulässigen Wert Die zweite Feinstaubschleuder im ADAC-Test ist der Ford Focus RS, er liegt knappt über dem aktuell zulässigen Wert Quelle: Ford

Die Filtertechnik ist längst serienreif

So gesehen scheint die Kritik des Verbands der Automobilindustrie (VDA) an den EU-Grenzwerten auf den ersten Blick nachvollziehbar. Die Lobbyisten beklagten nach dem offiziellen Beschluss der EU das fehlende "Veto der Bundesregierung“. Die Frist für neue Modelle bis 2017 könne zwar gemeistert werden, dass schon ein Jahr später die Vorgaben für alle Fahrzeugtypen gelten sollten, sei "zeitlich nicht zu schaffen".

Dass Benzin-Direkteinspritzer mit der Abgasnorm Euro 6c Schwierigkeiten mit den Grenzwerten bekommen würden, dürfte indes niemanden überraschen. Der Zulieferer Faurecia hatte bereits 2011 mit der Entwicklung von Benziner-Partikelfiltern begonnen. Seit 2014 produziert das Unternehmen den Filter in Serie. Im Mercedes S 500 steckt er schon.

Weitere Modelle werden in diesem Jahr folgen. PSA hat angekündigt, Filter in Peugeot und Citroen-Modelle zu bauen, Porsche und VW ebenfalls. Neben Faurecia haben auch andere Zulieferer wie Tenneco und BASF Filterlösungen serienreif. Entsprechend kommt der ADAC zu dem Ergebnis, dass die Abgassysteme der meisten Benziner- und Dieselmodelle nicht dem Stand des technisch Machbaren entsprechen würden. Wobei: Es gibt durchaus einige wenige direkteinspritzende Benziner, die nah an die Grenzwerte kommen oder sie sogar unterbieten - auch ohne Filter.

Trotzdem: Der Filter wird kommen. Für Autokäufer könnte das Mehrkosten bedeuten. Denn mehr Technik kostet mehr Geld, das die Hersteller gerne umlegen würden. Hohe zweistellige bis niedrige dreistellige Beträge dürften realistisch sein.

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