Ärger oder Aufreger? EU-Forscher haben laut einem Zeitungsbericht erhöhte NOx-Werte bei einem aktuellen Audi A3 ermittelt. Doch für eine Bewertung ist es noch zu früh.
Berlin – Droht neuer Abgasärger für Audi? Der aktuelle Audi A3 soll bei Abgastests negativ aufgefallen sein. Der Verdacht: Der aktuelle Diesel könnte in dem Kompaktwagen mit einer Abschalteinrichtung versehen sein, die dafür sorgt, dass nur unter den Laborbedingungen im NEFZ-Test eine ausreichende Reinigung der Abgase stattfindet. Getestet hat das Forschungszentrum der Europäischen Kommission Joint Research Centre (JRC). Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet über die Ergebnisse. Demnach soll der A3 in einer nicht näher genannten Motorisierung auf dem Prüfstand deutlich mehr Stickoxid ausgestoßen haben, als nach Euro 6 zulässig ist. Jedenfalls dann, wenn beim Test von den festgelegten NEFZ-Bedingungen abgewichen wird. So habe der Wert beim Start mit warmem Motor bei 163 Milligramm pro Kilometer gelegen. Bei einem Test bei zehn Grad Celsius seien es 140 Milligramm gewesen. Erlaubt sind 80 Milligramm. JRC-Daten zum Audi A3: Widerspruch zu KBA-TestsDie Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den Untersuchungen, die das Kraftfahrtbundesamt durchgeführt und im April veröffentlicht hat. Auch das KBA hatte einen A3 getestet. Der war mit dem 2,0-Liter-Diesel EA 288 ausgerüstet und wurde nicht beanstandet: „In allen NEFZ-Tests liegt das Fahrzeug unterhalb der gesetzlichen NOx-Grenzwerte“, resümierte das KBA. Auch bei den Messfahrten im realen Straßenverkehr unterschritt der A3 den Grenzwert. Beim NEFZ mit warmem Motor hatte das KBA 44,8 Milligramm NOx gemessen, statt der 163 des JRC. Allerdings: Für den Test bei 10 Grad Außentemperatur weist der Bericht kein Ergebnis aus, wie die „SZ“ feststellt. Was für diverse Modelle gilt. Offenbar hat das KBA nicht in jedem Fall den NOx-Ausstoß bei 10 Grad Außentemperatur ermittelt, oder ihn nicht ausgewiesen. Beim Audi A6 mit demselben Motor und anderer Abgasreinigungstechnik allerdings schon. Das Ergebnis: Er schafft den Grenzwert (77 mg/km). Bei Audi tut man sich schwer mit den jetzt veröffentlichten JRC-Zahlen. Konkret dazu äußern möchte der Hersteller sich nicht. "Wir wissen nicht, welche Motorvariante da getestet wurde, wir kennen die konkreten Testbedingungen nicht", sagt ein Audi-Sprecher auf Nachfrage. Einen Hinweis auf "Manipulationen", wie die "SZ" unter Berufung auf den Abgasexperten Axel Friedrich schreibt, mag Audi jedenfalls nicht erkennen. Testergebnisse des JRC noch nicht validiertFriedrich lässt sich mit der Aussage zitieren, dass "deutlich höhere Werte beim Warmtest (...) als im Kalttest" den Verdacht aufkommen lassen, "dass hier ein Defeat Device vorliegt, da dies technisch nicht zu erklären ist." Tatsächlich entstehen jedoch bei höheren Verbrennungstemperaturen mehr Stickoxide, wie der Audi-Sprecher erläutert. Zudem verweist er darauf, dass die Überschreitung der Grenzwerte um den Faktor zwei bei anderen als den vom NEFZ festgelegten Bedingungen nach einem EU-Beschluss auch künftig erlaubt sein werden. Was jedenfalls auf die RDE-Messungen zutrifft, die ab dem kommenden Jahr eingeführt werden. Tatsächlich scheint es für eine abschließende Bewertung zu früh. Die EU-Kommission teilte der „SZ“ auf Anfrage mit, die Testergebnisse würden intern noch geprüft. Erst danach könne man beurteilen, ob sie technisch valide seien. Bleibt der Verdacht nach der Prüfung bestehen, würden die Ergebnisse mit den „relevanten Typ-Genehmigungsbehörden geteilt“. |