Die chinesische Neuauflage von Borgward versucht sich am alten Heimatmarkt: Im Sommer startet der BX7 in einer limitierten Sonderserie in Deutschland.
Stuttgart – Der Name Borgward kehrt nach Deutschland zurück. Mit Geld aus China und einer digitalen Verkaufsstrategie sollen bald Borgward-SUVs auf dem einstigen Heimatmarkt fahren. Die Marke war vor allem für die zur Wirtschaftswunderzeit produzierte Isabella bekannt. Jetzt kommt zunächst das Modell BX7 auf den deutschen Markt. Zunächst in nur einer Ausstattungsvariante. Der BX7 Limited Edition misst 4,72 Meter in der Länge, fährt also in der gleichen Klasse wie ein BMW X3. Borgward bietet ihn in Deutschland ausschließlich mit einem 2,0-Liter-Vierzylinder mit 224 PS an. Allradantrieb, Xenonlicht und ein Navi gibt es serienmäßig. Zum Start erreicht der Motor nur die Abgasnorm Euro 6b. Eine Variante mit Partikelfilter soll erst später folgen. Der Preis liegt bei 44.200 Euro. Borgward: Keine Autohäuser, Service bei ATUBorgward-Autohäuser wird es nicht geben. „Wir setzen auf den digitalen Vertrieb“, sagte Marketing- und Vertriebschef Tom Anliker. Verkauft werden sollen die in China gebauten Autos weitgehend über das Internet. Reparaturen, Inspektionen oder Reifenwechsel übernimmt die Werkstattkette ATU. 90 Prozent aller möglichen Servicefälle könnten in allen Filialen abgewickelt werden, darüber hinaus soll es besonders spezialisierte Werkstätten geben, sagte ATU-Geschäftsführer Andreas Schmidt. Außerdem kümmere sich das Unternehmen für Borgward um die Logistik und das Teilemanagement. Gut zwei Jahre hätten beide Seiten an den Details der Kooperation gefeilt, sagt Schmidt. Borgward war einer der bekanntesten Autohersteller Deutschlands, ging aber Anfang der 1960er-Jahre pleite. Christian Borgward, Enkel des Firmengründers, belebte die Marke wieder. Heute gehört sie zum Lastwagenhersteller Foton, in dessen Heimat China der Autobauer bislang nach eigenen Angaben knapp 100.000 Fahrzeuge absetzen konnte. Auch in Südostasien, Südamerika und im Mittleren Osten sind Autos von Borgward mittlerweile erhältlich. Etwa 360.000 Autos könnten pro Jahr in der Fabrik bei Peking vom Band laufen - neben dem BX7 auch der kleinere BX5, zudem soll es bald einen BX6 geben. Außerdem peilt der Autobauer weitere Länder in Europa an. Online-Verkauf, Roadshows, Brand-CenterWie das Vertriebsmodell in der Praxis funktionieren kann, ist auch für Borgward selbst noch nicht endgültig sicher. Bislang gibt es erst ein „Brand Center“ in Stuttgart, in dem potenzielle Kunden das Fahrzeug auch mal anfassen und fahren können, bevor sie es kaufen. Weitere Standorte seien angedacht, sagte Anliker, zudem „Roadshows“, bei denen Borgward-Mitarbeiter mit den Autos durch die Lande touren und sie Interessenten vorführen. „Wir glauben, dass das Geld sehr gut im Online-Geschäft investiert ist“, sagte Europa-Chef Gerald Lautenschläger. „Statische Repräsentanzen sind teuer, die Wirtschaftlichkeit ist fraglich.“ Ganz ohne Partner, also Händler, die Borgward-Autos in ihren Häusern verkaufen, werde es nicht gehen, räumte Anliker ein. „Wir können nicht Zalando sein“, sagte er mit Blick auf den reinen Online-Handel, bei dem Kunden Produkte auch zur Ansicht bestellen und zur Not zurückschicken können - was beim Auto schlecht geht. „Hier sind wir für Kooperationen offen.“ Kein Diesel, aber bald ein ElektroautoVom Diesel will Borgward die Finger lassen. Bisher gibt es nur Benziner. Ein Elektro-SUV soll in der zweiten Hälfte 2019 auf den Markt kommen. Bauen will das Unternehmen es in einem neuen Werk in Bremen, wo die Marke ihre Wurzeln hat. An dem Plan halte man aus jetziger Sicht auch fest, hieß es. Investor Foton warte allerdings noch auf das Okay der chinesischen Regierung, die das Projekt genehmigen müsse. Hinzu komme nun auch noch der Streit um Strafzölle und damit verbundene mögliche Konsequenzen. SUVs sollen langfristig auch nicht die einzigen Autos aus dem Hause Borgward bleiben. Konkrete Pläne für andere Modelle sind bisher aber nicht bekannt. Auf der IAA in Frankfurt hat der Autobauer vergangenen Herbst bereits ein neues Sportcoupé mit Namen Isabella präsentiert - vorerst allerdings nur als Konzeptfahrzeug. Quelle: dpa
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