Vor zwei Jahren erlitt eine querschnittsgelähmte Frau Verbrennungen dritten Grades. Jetzt verklagt sie GM: Die Sitzheizung eines Chevrolet Suburban soll schuld gewesen sein.
Yarmouth/USA – Emma Verrill sitzt seit ihrem 15. Lebensjahr im Rollstuhl. Eine Operation an ihrem Rückenmark ging schief. Sie spürt seitdem in der unteren Hälfte ihres Körpers zwar Druck auf der Haut, aber keine Wärme oder Kälte. Deshalb hat sie ihre Verletzung erst bemerkt, als es bereits zu spät war: In der Nacht nach einer langen Autofahrt spannte die Haut an ihrem Po. Sie entdeckte eine Blase, so groß wie ihre Handfläche. Ein Arzt diagnostizierte Verbrennungen dritten Grades. Eine Sitzheizung soll Schuld gewesen seinVerrill brachte die folgenden drei Monate im Bett zu. Sie war auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen. Gegenüber der US-amerikanischen Nachrichtenseite pressherald.com sagte die 26-Jährige: „Ich konnte nichts selbst machen. Ich musste nicht nur zuhause bleiben, ich lag wortwörtlich auf meinem Bauch.“ Quelle: GM Jetzt, zwei Jahre nach dem Vorfall, hat Verrill Klage eingereicht. Die Sitzheizung eines Chevrolet 2008er Suburban LT GMT900 soll die Verbrennungen verursacht haben. Verrill sei vor dem Vorfall in diesem Auto von New York nach Connecticut gefahren, trotz milder Temperaturen offenbar mit aktivierten Wärmematten. Davon habe sie aufgrund ihrer Behinderung nichts gemerkt. In der Anklageschrift wirft Verrill dem Konzern vor, fahrlässig gehandelt und die Sitzheizungen nicht ausreichend getestet zu haben. Klage: Verrill gegen General MotorsGeneral Motors bestreitet in einer ersten Antwort, dass die Sitzheizung solche Verbrennungen verursacht haben könne. Ein Sprecher der amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA sagte zu dem „Portland Press Herald“, dass es sonst keinerlei Beschwerden über solche Fehlfunktionen von Sitzheizungen gebe. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK sagte ein Sprecher des Sitzheizungsherstellers Waeco, dass diese Verletzungen nach deutschen Sicherheitsstandards nicht vorstellbar sind. Sitzheizungen würden über Schutz vor Überspannung, Überlastung und Überhitzung verfügen. Falls ein Schutzmechanismus ausfalle, ließe sich die Heizung nicht mehr aktivieren. Üblicherweise würden in den USA schärfere Sicherheitsrichtlinien gelten als hier. Seitdem der Rechtsanwalt Ralph Nader in den 60er-Jahren hohe Summen für verunfallte Chevrolet-Corvair-Fahrer erstritt, fürchten Automobilhersteller dort teure Klagen bei technischen Defekten. Verbrennungen durch Sitzheizungen: Probleme bei BMW, VW und JeepTrotzdem kam es in den vergangenen Jahren in Deutschland zu Problemen mit Sitzheizungen. BMW rief im Jahr 2004 75.000 Fahrzeuge der 5er- und 7er-Serie zurück, weil mechanisch beschädigte Heizmatten zu Verbrennungen führen könnten. Ähnliche Probleme gab es im vergangenen Jahrzehnt bei VW: Einige MOTOR-TALK-Nutzer berichteten von Hautverbrennungen und Gestank. Der Hersteller verlängerte daraufhin den Kulanzrahmen. Zuletzt rief Jeep einige Cherokee aus den Baujahren 2002 und 2003 wegen starker Hitzeentwicklung zurück. Die Gerichtsverhandlung zwischen Verrill und General Motors ist für den 4. Mai 2015 angesetzt. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK konnte ein US-amerikanischer GM-Sprecher nichts zu dem Vorfall sagen. Er verwies auf die laufende Ermittlung. Er ergänzte jedoch, dass GM seit vier Jahren Warnungen zu Sitzheizungen in den Bedienungsanleitungen der Fahrzeuge abdruckt. Quelle: Portland Press Herald |