Nach wenigen Stunden brennen sieben Polizeiautos, dann zünden Anhänger der Blockupy-Bewegung private Pkw an. Der EZB-Neubau in Frankfurt wird zur Kulisse der Gewalt.
Frankfurt - Viele haben mit Gewalt gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß: Früh am Morgen laufen mehrere tausend Teilnehmer der Blockupy-Proteste in Richtung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Frankfurter Osten. Mindestens sieben Polizeiautos stehen in Flammen. Dann schieben ein paar Teilnehmer ein abgestelltes Auto eines Anwohners auf die Straße, werfen die Scheibe ein und legen Feuer. Wütend schlägt ein Mann mit einem Stein auf die Scheibe eines parkenden Autos ein. "Hör auf, was soll das?", ruft ein anderer. Der Maskierte läuft weiter. Protest auf Twitter Während auf den Frankfurter Straßen die Autos in Flammen stehen, entbrennt auf Twitter ein Proteststurm: Ein Nutzer postet ein Fotos eines ausgebrannten Autos mit einem Kindersitz auf der Rückbank: "Jetzt fackelt #Blockupy erst mal Autos von Arbeiterfamilien ab. So als Solidarität mit der Arbeiterschaft und so ..." Ein anderer Nutzer schreibt: "Die EZB kann man kritisieren. Aber nicht so. #Blockupy" und veröffentlicht ein Bild eines brennenden Polizeiauto dazu. Demonstranten stürmen das Lager eines ReifenhändlersDerweil dröhnt in Frankfurt aus einem Radio auf einem Bollerwagen Techno-Musik. EZB-Gegner tanzen dazu. Und eine Gruppe von Franzosen bemalt Regenschirme. Dann setzt sich die Menge wie auf ein geheimes Kommando in Bewegung. Alle rennen los. Die zunächst fast heitere Stimmung kippt um. Die Demonstranten ziehen sich zurück. Sie sammeln sich in ihren Bezugsgruppen, deren Namen gerufen werden: Schokoriegel! Opossum! Pinocchio! Eine Gruppe kommt bei einem Reifenhändler vorbei, stürmt in das Lager und schichtet Reifen auf der Straße zu einer Barrikade auf. Sekunden später steht sie in Flammen. In der Luft hängt der Geruch von brennendem Asphalt. Kaum eine Kreuzung im Ostend, auf der es nicht brennt. Der markante Klotz der EZB wird von dunklen Rauchschwaden verhüllt. Die Menschen halten sich Tücher vors Gesicht, der Rauch ist zeitweise unerträglich, die Feuerwehr kommt mit dem Löschen kaum nach. Pflastersteine gegen Wasserwerfer An der Flößerbrücke über den Main zerlegen Maskierte das Pflaster. Sie holen die Steine raus, legen sie in einen Korb. Kurz darauf werden die Wurfgeschosse gegen zwei Wasserwerfer geschleudert, die langsam gegen die Menge vorrücken und ihre nassen Massen auf die Menge spritzen. Wieder laufen die Demonstranten zurück, eine Gruppe nimmt einen Weg durch einen Hinterhof. "Widerlich!", ruft eine Nachbarin. Ein Mann schaut aus seinem Fenster im Erdgeschoss und sorgt sich um die Hausfassade, weil Mülltonnen auf der Straße brennen. Das Frankfurter Ostend ist in weiten Teilen nicht das, was man als feines Wohnviertel bezeichnet. Die Bewohner sind kaum die richtige Adresse für Sprechchöre wie "Kapitalismus raus aus den Köpfen!" "Wir nehmen uns die Straße" Es ist eine archaisch anmutende Revolution, die da auf den Straßen von Frankfurt inszeniert wird. "Wir nehmen uns die Straße", ruft ein Mann über Megafon auf einer blockierten Kreuzung. Und auf einem Plakat steht: "People over banks, people over markets." Die Finanzmärkte aber agieren nicht auf der Straße. Ihre Transaktionen finden in den Rechenzentren der Bankenmetropole statt, unsichtbar und ungerührt werden sie auch am Blockupy-Tag in Frankfurt abgewickelt. |
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