Turin - Verkehrte Welt. 2009 war die Allianz mit Fiat für den insolventen US-Konzern Chrysler die Rettung. Ohne den Partner aus Turin wäre der kleinste unter Detroits "Big Three" vermutlich verschwunden.
Damals wurde Fiats Engagement belächelt. Heute sieht es so aus, als sei es die beste Idee der Turiner Bosse seit langem gewesen. Während die Stammmarken des italienischen Konzerns enorme Verluste anhäufen, vermeldet Chrysler aus den USA Rekordgewinne. Unterm Strich steht ein Nettogewinn von rund 300 Millionen Euro aus dem 3. Quartal 2012.
US-Präsident Barack Obama besucht ein Chrysler Werk in Toledo, Ohio. Chrysler überlebte die Lehman-Krise nur, weil Fiat eine Allianz in Aussicht stellte. Quelle: Dapd
In Europa fuhr Fiat ein Minus von 238 Millionen Euro ein, der Umsatz fiel um 13 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. In Nordamerika erreichte Chrysler dagegen ein Absatzplus von 23 Prozent, und einen operativen Gewinn von 664 Millionen Euro. Der Betriebsgewinn für das laufende Gesamtjahr kletterte um 100 Millionen Euro auf knapp unter 1,0 Milliarde Euro
Fiat "verbrannte 15 Millionen pro Tag"
Fiat ist traditionell stark in den südeuropäischen Ländern, die am schlimmsten von der Schuldenkrise gepackt sind. In Italien brach der Automarkt im dritten Quartal um 23 Prozent ein, auf den schwächsten Wert seit 1976. Fiat erwartet, dass die Krise bis weit in das Jahr 2014 reichen wird.
"Fiat hat im Kerngeschäft in 92 Tagen 15 Millionen Euro pro Tag verbrannt. Das ist mehr als wir in jedem anderen Unternehmen der Branche je gesehen haben", zitiert die Automobilwoche einen Automotive-Experten der Credit Suisse.
Der Vorstandsvorsitzende Sergio Marchionne senkte angesichts der schwachen Entwicklung in Europa den Ausblick für das Gesamtjahr. Er rechnet mit einem Nettogewinn von mehr als 1,2 Milliarden Euro. Bisher hatte er 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro als Gewinnziel genannt. Außerdem werde die Verschuldung auf 6,5 Milliarden Euro steigen.
Trotz der schlimmen Zahlen in Europa will Marchionne auf Werksschließungen verzichten. Fiat will die heimischen Überkapazitäten nutzen, um die wachsende Nachfrage in Amerika und Asien zu bedienen. Es sei unsinnig, in Europa Werke zu schließen, nur um dann anderswo neue errichten zu müssen.
Quelle: Automobilwoche, dapd