Der Straßenkreuzer unter französischer Flagge trifft auf die deutsche Tuningschmiede Carlsson. Denkt man an getunte Autos, so zählt Citroën sicher nicht zu den Marken, die einem auf Anhieb in den Sinn kommen. Dies war sicher auch nicht die Absicht von André Citroën, als er 1920 mit dem Citroën Typ A das erste Großserienfahrzeug auf den Markt brachte. Die frühe Geschichte des Unternehmens war geprägt von einigen Höhen und Tiefen, welche 1934 zum Konkurs führten. Dank der Weitsicht der Gebrüder Michelin, die das Unternehmen übernahmen, konnte das fast fertige Modell Traction Avant auf den Markt gebracht werden und entpuppte sich als sehr erfolgreich. Diesen Erfolg konnte der Unternehmensgründer André Citroën leider nicht mehr miterleben. Er verstarb im Jahre 1935 im Alter von 57 Jahren. Citroën brachte seit dieser Zeit zahlreiche Kultmodelle auf den Markt, darunter den Citroën DS und den 2CV, welcher allgemein als ''Ente'' bekannt ist. Der Carlsson touch Lange ist es her, seit der 2CV den Markt eroberte. Heute genießt die Marke Citroën den Ruf, sehr gediegene Fahrzeuge mit guter Ausstattung zu bauen. Mit dieser Strategie hält sie seit Jahren einen Marktanteil zwischen 2 und 3 %. Es gibt sicher nur wenige Zeitgenossen, die beim Stichwort ''Tuning'' als erstes an einen Citroën denken. Da stellt man sich doch die Frage, warum ausgerechnet dieser Hersteller seine sportlichen Ambitionen entdeckt und Fahrzeuge in Zusammenarbeit mit dem Mercedes-Tuner Carlsson auf den Markt bringt. Vermutlich ist es nicht das Streben nach neuen Märkten sondern vielmehr die Möglichkeit, seinen Kunden etwas mehr Sportlichkeit zu bieten, was die Führungsetage zu einem Kopfnicken bei dieser Entscheidung bewegt hat. Beim dem aktuellen Modell des Citroën C5 hat Carlsson Hand angelegt und dem Luxusliner eine sportliche Note verpasst. Die Veränderungen sind in erster Linie optischer Natur, sowohl im Innenraum als auch beim Exterieur. Neben einem Bodykit spendiert Carlsson dem C5 sportlich anmutende Endrohre sowie Alcantara Einlagen im Innenraum. Hinzu kommen noch Veränderungen am Fahrwerk sowie formschöne 19'' Alufelgen. Harmonische Heckansicht dank 4-Rohr Auspuffanlage und Diffusor Der Erste Eindruck des C5 spaltet die Gemüter. Man ist hin und her gerissen zwischen einem vorsichtigen ''gefällt mir'' und einem ''naja, ein Citroën halt!''. Spätestens beim Betrachten der Heckansicht ist der Citroën-Effekt aber auch beim größten Skeptiker vom Tisch. Die 4-Rohr Auspuffanlage in Kombination mit dem sportlichen Diffusor und der weißen Lackierung unseres Testwagens ergeben ein harmonisches, sportliches Erscheinungsbild, welches das Interesse am Sound des C5 Tourer weckt. Dazu später mehr. Alcantara und Alu-Optik im Innenraum Der Innenraum bringt die größte Überraschung mit sich, denn hierbei hat sich sowohl Citroën als auch Carlsson redliche Mühe gegeben, sämtlichen Vorurteile in Hinblick auf das befürchtete ''Sofa-Feeling'' im Keim zu ersticken. Sowohl die Sitze mit ihren zahlreichen Einstellmöglichkeiten, als auch die Mittelkonsole und die Alcantara Applikationen vermitteln einen hochwertigen und sportlichen Eindruck. Schade nur, dass die Türverkleidungen nicht ebenfalls mit Alcantara bezogen wurden. Dies hätte das angenehme Erscheinungsbild abgerundet. Hart backbord! Für alle, die Citroën nicht wie ihre Westentasche kennen: Die Lenkradnabe mitsamt allen Bedienknöpfen bleibt auch bei Lenkbewegungen in horizontaler Position stehen. Im ersten Moment mag dies zwar etwas ungewohnt erscheinen aber man hat sich nach einigen Kilometern daran gewöhnt und findet Gefallen an diesem kleinen Detail. Mit den Knöpfen im Innenteil des Lenkrades steuert man neben Radio und Navigationssystem auch den Boardcomputer mit all seinen Funktionen. Das ab Werk verbaute Navigationssystem leistet sehr gute Arbeit, kündigt die bevorstehenden Fahrmanöver zur richtigen Zeit an und macht einen besseren Eindruck als die Navigationsgeräte so manch anderer Premiumhersteller. Vom integrierten Soundsystem haben wir uns im Gegenzug jedoch noch etwas mehr ''Bumms'' gewünscht. Vielleicht ist dies jedoch auch eine Frage der Erwartungshaltung und nicht mit den Fahrzeugen aus unserem gewohnten Tuning-Umfeld zu vergleichen. Der gediegene Citroën Fahrer mitte 50 wird mit den Leistungen sicher mehr als zufrieden sein. Nachdem wir uns im Innenraum ordentlich umgesehen, jeden Knopf mindestens einmal betätigt haben (inklusive der Massagefunktion auf der Fahrerseite) und die Sitzposition eingestellt und gespeichert wurde, folgt nun der Blick aus der Windschutzscheibe. Das erste was uns dabei auf dem schönen weiten Lack auffällt sind die schwarzen Spritzwasserdüsen auf der Motorhaube. Warum diese Düsen auf der Motorhaube montiert und nicht versteckt am oberen Rand integriert wurden, ist ein Rätsel, welches wir leider nicht lösen konnten. Vielleicht ist aber genau dies einer der Gründe, warum so mancher Autokäufer lieber zu einem deutschen Fahrzeug der gleichen Klasse greift. Beim Starten des Motors gleich die nächste Enttäuschung: Der Sound der Auspuffanlage kann leider nicht halten was die Optik verspricht. Ein Blick in die Fahrzeugpapiere lüftet das Geheimnis: Unser Testwagen ist ein ein Diesel mit serienmäßigen 204 PS. Hierbei hat Carlsson übrigens keine Hand angelegt. Die Leistung reicht aber auch aus um im Alltag zügig unterwegs zu sein. Motor läuft, Sitzposition passt - die Testfahrt kann beginnen Einfach losfahren, das kann ja jeder. Die Herausforderung liegt nun darin, die ca. 50 Meter lange Einfahrt rückwärts mit unserem Flaggschiff hoch zu fahren. Mit dem C5 lässt sich diese Herausforderung allerdings spielend leicht nehmen. Trotz der Größe des Fahrzeugs ist er nach hinten sehr übersichtlich und die großen Außenspiegel tragen den Rest dazu bei. Schießt man dann doch mal über das Ziel hinaus, meldet sich die Einparkhilfe auch direkt zu Wort und zeigt die grobe Entfernung zudem in der mittleren Displayeinheit des Navigationssystems an. Im ersten Augenblick fühlt man sich wie ein Kapitän, der sein Schiff aus dem Hafen manövrieren möchte - ob die weiße Lackierung daran schuld ist? Nach den ersten Kilometern auf offener Straße stellt man sehr schnell fest, der C5 ist gar nicht so bieder wie vermutet. Man kann sich damit, sofern gewünscht, auch sportlich bewegen. Ein Knopfdruck bei der Härteverstellung des Fahrwerks ist jedoch notwendig um schnelle sportliche Kurvenfahrten genießen zu können. Wer sich darunter jetzt einen Kurvenfeger vorstellt, der liegt allerdings falsch. Auch bei harter Fahrwerkseinstellung merkt man auf Anhieb, dass man eine schwere Limousine und nicht etwa einen sportlichen Kleinwagen unter sich hat. Das Getriebe bietet neben der Automatik Funktion auch noch die Möglichkeit, die Gänge mittels Tiptronic manuell zu wechseln. Auffällig sind jedoch sowohl beim manuellen Gangwechsel als auch im Sport-Modus die leichten Verzögerungen beim Gangwechsel. Hier hätte ein beherzter Eingreifen von Carlsson sicher Wunder bewirken können. Alles in Allem kann man den Citroën C5 von Carlsson als komfortablen und sportlichen Zeitgenossen bezeichnen, der mit seiner grundsoliden Art eher zum Cruisen als zum Gas geben auffordert. Im direkten Vergleich mit den sportlichen Mitbewerbermodellen wird die Wahl vermutlich eher auf einen Mitbewerber fallen. Ein eingefleischter Citroën-Fahrer, welcher den Kauf eines neuen C5 plant, sollte in jedem Fall einen Blick auf die Carlsson Edition werfen - er wird mit Sicherheit Gefallen an der Extraportion Sportlichkeit finden.
Quelle: Tuningsuche |
verfasst am 15.04.2011
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