Die Freude von Mikko Hirvonen über seinen 15. WM-Sieg währte nur siebeneinhalb Stunden. Nach einer turbulenten Rallye Portugal fiel der Citroën DS3 durch die technische Endabnahme. Überraschungssieger ist der Norweger Mads Östberg. Was hatten sich die Strategen der Werksteams bezüglich Startposition, hereinbrechender Dunkelheit und nahendem Regen für Gedanken gemacht. Am Ende war alle Taktik Makulatur in einer Rallye voller Turbulenzen. Es begann schon am Donnerstagabend, als Tabellenführer Loeb eine Ansage von Copilot Daniel Eléna überhörte, einen Rechtsknick verpasste und seinen DS3 kopfüber eine Böschung hinunter stürzte. Der Überrollkäfig war angeknackst, die Rallye war für den Champion schon am ersten Abend vorbei. Ford Werksteam verschießt Elfmeter Ford hatte vor dem vierten WM-Lauf schon einen erklecklichen Rückstand in Marken- und Fahrer-WM eingesammelt, und daran änderte auch das Missgeschick der Konkurrenz nichts. Am Freitagmorgen standen Latvala und Solberg vor dem leeren Tor und verschossen beide ihren Elfmeter. Es hatte in Strömen geregnet, Sturzbäche liefen über die Strecken und Nebelschwaden behinderten die Sicht. Latvala traf einen Fels und musste mit gebrochener Radaufhängung aufgeben, Solberg rutschte in einen Graben und verbrannte beim Ausbruchsversuch die Kupplung. Teamchef Malcolm Wilson verzog sich in einen stillen Winkel der Hospitality, Technikchef-Loriaux maulte öffentlich über seine Fahrer. Immerhin hatte Ford Glück im Unglück. Am Nachmittag war ein Bach so stark angeschwollen, dass ein Teil der Teilnehmer die Furt nicht mehr überqueren konnte. Der Tanklastwagen der FIA wartete auf der anderen, unerreichbaren Seite. Der Veranstalter sagte die gesamte Nachmittagsschleife wegen Unbespielbarkeit ab, und weil Latvala so vor dem Restart am Samstag nicht fünf, sondern nur zwei Prüfungen ausgelassen hatte, kassierte er auch nur zehn Strafminuten, bei Solberg waren es gar nur fünf. Novikov repariert Gaspedal selbst Weil Latvala am Samstag mit einem defekten Benzinpumpensensor kämpfte blieben ihm am Ende trotzdem nur die zwei Punkte vom zweiten Rang auf der abschließenden Powerstage. Solberg pflügte am trockeneren Samstag von Platz 13 durchs Feld und hätte es fast aus eigener Kraft noch aufs Podium geschafft.
Ford-Privatier Evgeny Novikov brach auf der letzten Schleife das Gaspedal. Aber der Russe reparierte das havarierte Teil mit Kabelbindern und rettete im Kunden-Ford Fiesta 22 Sekunden vor Solbergs Werks-Ford ins Ziel. Der erst 22-Jährige freute sich über seine erste Treppchenplatzierung und die erste eines Russen in der WM. Er war dennoch nicht bester Privatfahrer, denn vor ihm lag der Norweger Mads Östberg in einem weiteren Fiesta, der wiederum am Sonntagmorgen seine Schrecksekunden hatte, als sein Fiesta wegen Spätfolgen der Regenfälle vom Freitag nur auf drei Zylindern lief. Sordo lässt Mini-Potenzial aufblitzen Elektronik- und Elektrikpannen begleiteten viele Teilnehmer an diesem Wochenende, aber keinen traf es so hart wie Dani Sordo. Mit hohen Erwartungen war das Prodrive-Team mit einer Evolutionsstufe des Mini Countryman an den Start gegangen, aber ausgerechnet auf der ersten von drei Nachtprüfungen am Freitag war es rund um den Mini dunkel. Ein gebrochener Lichtmaschinenstecker hatte das Notlaufprogramm aktiviert und ließ nur noch einen von sechs Scheinwerfern leuchten. Bevor die Batterie ganz den Geist aufgab, gab Sordo auf und fand sich am Freitag mit zehn Strafminuten auf Rang 43 wieder. Aber der Spanier zeigte anschließend mit sechs Bestzeiten eindrucksvoll das Potenzial des überarbeiteten Mini. Die entfesselte Aufholjagd bremste allerdings ein abgefallenes Auspuffrohr, das die Heckschürze ankokelte. Die Dämpfe strömten ins Auto und zwangen die Crew zu einer sechsminütigen Atempause. Sordo gewann als Trostpreis die abschließende Powerstage und damit drei WM-Punkte. Kommissare streichen Hirvonen aus der Wertung Von den Topleuten gab es nur einen einzigen, der ohne besondere Vorkommnisse über die 22 Prüfungen an der Algarve kam. Mikko Hirvonen zeigte die Leistung eines Champions. Am chaotischen Freitag fuhr er ohne Fehl und Tadel durch Matsch, Regen und Nebel. Am Samstag behielt er den zweitplatzierten Östberg im Auge, am Sonntag brachte er seinen DS3 sicher zurück zum ehemaligen EM-Stadion in Faro und sorgte für einen Jubelsturm im Citroën-Zelt. Hirvonen war keine einzige Bestzeit gefahren, holte aber souverän mit 1:51 Minuten Vorsprung seinen ersten Sieg für den neuen Arbeitgeber. Sieben Stunden später ereilte den Finnen ein Anruf von Teamchef Yves Matton. Hirvonens Auto war bei der technischen Nachkontrolle auf- und nach dreistündiger Beratung durchgefallen. Die Technischen Kommissare bemängelten eine nicht homologierte Kupplung und einen zu großen Turbolader. Östberg erbt Portugal-Sieg Und so ging am Ende der Sieg an Mads Östberg Ford Fiesta des Adapta-Rallye-Teams. Der 24-Jährige ist der erste Nicht-Werksfahrer, der in der 16-jährigen Geschichte der World Rally Cars eine WM-Rallye gewinnen konnte. Durch die Disqualifikation rückte Evgeny Novikov auf Rang zwei vor, Petter Solberg komplettiert das aktualisierte Podium als Dritter. Auch Vorjahressieger Sébastien Ogier rückte durch das Urteil der Stewards einen Platz auf. Der Franzose hatte im Skoda Fabia Super 2000 des VW-Werksteams sieben stärkere World Rally Cars hinter sich gelassen und wurde am Ende Siebter.
Quelle: Auto Motor und Sport |
verfasst am 02.04.2012
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