Aktuell verkauft VW Nutzfahrzeuge keine Autos in den USA. Doch Volkswagens neuer Lkw- und Bus-Chef Andreas Renschler sieht dort Chancen. Zumindest theoretisch.
Quelle: dpa/Picture Alliance (Flagge) und VW Nutzfahrzeuge Hannover – In den USA ist der VW Bulli Kult. Trotzdem verkauft Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) dort seit 22 Jahren keinen Transporter. 1993 stellte der Hersteller den Eurovan, so heißt der T4 in den USA, wegen schlechter Absatzzahlen ein. Später gab es dort noch einige Wohnmobile des Herstellers Winnebago auf T4-Basis, außerdem ein Kooperationsmodell mit Chrysler (VW Routan), aber keinen T5, T6, Amarok oder Caddy. Im vergangenen Jahr sprach VW-Nutzfahrzeuge-Vorstand Eckhard Scholz Nordamerika wieder an. „Wir haben den Markt soweit verstanden. Unser weiteres Vorgehen beim Thema USA diskutieren wir derzeit sehr, sehr ernsthaft“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa auf der IAA Nutzfahrzeuge. Andreas Renschler: Große Chance in NordamerikaSeit dem 5. Mai 2015 leitet Andreas Renschler die Lkw- und Busmarken des VW-Konzerns. In einem Interview mit der VWN-internen Zeitung „Newstransporter“ sprach er über eine mögliche Expansion in die USA und Südostasien (genannt Asean): „Ich sehe für VWN den nordamerikanischen Raum und Asean als große Chance. In den USA hat der Bulli ein hervorragendes Image. China hingegen ist noch kein so großer Transportermarkt. Hier müssen wir die Entwicklung genau beobachten.“ Trotzdem wird es in absehbarer Zeit keinen Bulli-Nachfolger in den USA geben. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK sagte ein VWN-Sprecher, dass es keine akuten Pläne für diesen Markt gebe. Der Hersteller prüfe derzeit die Möglichkeiten. 2014 vertrat Ex-VW-Patriarch Ferdinand Piëch übrigens noch eine andere Meinung als der VWN-Vorstand. Er sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg: „Wir verstehen Europa, wir verstehen China und Brasilien, aber die USA verstehen wir bisher nur zu einem gewissen Grad.“ Chicken Tax: 25 Prozent Steuer auf NutzfahrzeugeNeben der Marktanalyse gibt es für Volkswagen Nutzfahrzeuge ein weiteres Problem. In den USA gelten Transporter und Amarok als „Light Truck“. Auf solche Fahrzeuge erhebt das Land die sogenannte „Chicken Tax“, eine Einfuhrsteuer von 25 Prozent. Präsident Lyndon B.Johnson führte die Steuer 1963 für landwirtschaftliche Produkte und leichte Nutzfahrzeuge ein, um US-Farmer vor billigen Importen zu schützen. Bis heute verhindert sie, dass viele Fahrzeuge in die USA importiert werden. Sie wären im Vergleich zu einheimischen Produkten schlicht zu teuer. Zu möglichen Exporten nach Mexiko und Kanada ist derzeit noch nichts bekannt. |