Alte Autos brauchen altes Werkzeug. Das klingt logisch. Wenn McLaren heute ein MS-DOS-Notebook zur Wartung von F1-Supersportlern benutzt, sieht das trotzdem seltsam aus.
Quelle: utensilia via YouTube & McLaren Woking – Irgendwie ist er immer noch modern, der McLaren F1. Klar, Bugatti und Hennessey haben ihn längst überholt. Aber kein anderer Hersteller hat bisher einen schnelleren Sportler mit Saugmotor gebaut. Der 6,1-Liter-V12 von BMW leistet 627 bis 680 PS. Ein Stück Automobilgeschichte, von 1992 bis 1999 gebaut und heute mehr als zehn Millionen Euro wert. Deshalb ist es wichtig, dass McLaren die verbliebenen 100 Exemplare wartet und repariert. Genau hier gibt es aber ein Problem. Denn bei der Entwicklung des McLaren F1 gab es noch keinen generellen Standard für On-Bord-Diagnose-Schnittstellen. Deshalb findet man im F1 keinen üblichen OBD-Stecker, sondern eine Eigenentwicklung. Der Hersteller wollte verhindern, dass clevere Besitzer die Software ihrer Autos manipulieren. Gut 15 Jahre nach Produktionsende wird dies für die eigene Werkstatt zum Problem. McLaren F1: Service per Uralt-PCQuelle: McLaren Laut eines Berichts des Autoblogs „Jalopnik“ gibt es nämlich nur einen Computertyp, mit dem McLaren auf die Steuergeräte des F1 zugreifen kann. Es muss ein Compaq-Laptop der Serie LTE 5280 aus den 1990er Jahren sein. Eine speziell angefertigte Hardware-Zugangskontrolle sichert ab, dass nur McLaren den Code auslesen und ändern kann. Besagtem Laptop machte die Zeit deutlich mehr zu schaffen als McLarens Supersportler. Die musealen Daten: 120 Megahertz, 32 Megabyte Ram, Betriebssystem: Dos. Dagegen ist jedes moderne Smartphone ein Supercomputer. Trotzdem programmiert McLaren die F1-Software auf diesen Laptops, investiert viel Geld auf Basis eines vergilbten Uralt-Rechners. Immerhin: Ersatz gibt es noch, und zwar günstig bei Ebay. Aktuell verkaufen dort weltweit aber nur vier Anbieter passende Laptops. Kompatibles Interface geplantDie Compaq-Zeit läuft langsam ab. Der Nachschub ist endlich, und McLaren denkt über Ersatz nach. Der Service ist wichtig für F1-Fahrer, denn ihre Autos sind stark im Wert gestiegen. 106 Exemplare wurden insgesamt gebaut. Ein Prototyp soll abgebrannt sein, ein anderer beim Crashtest zerstört. Vier Fahrzeuge wurden nach Unfällen nicht neu aufgebaut, denn ihr Wert war damals zu gering. Mittlerweile lohnt sich jeder Aufbau. Zur Einordnung: Rowan Atkinson bezahlte vor drei Jahren mehr als eine Million Euro für die Reparatur seines Exemplars. Bei diesem Unfall soll der Motor 18 Meter weit geflogen sein. Derzeit repariert McLaren den F1 mit der Chassis-Nummer 72. Der verunglückte im vergangenen Jahr in Italien. Es gibt also genug Bedarf – und deshalb bald neues Werkzeug. McLaren plant derzeit ein neues Interface. Kompatibel zu modernen Computern. |