Ein Lkw rast ungebremst in eine stehende Blechkolonne auf der Autobahn - ein Horror-Szenario mit meist fatalen Folgen. Neue Assistenten könnten den Unfall verhindern.
Aldenhoven - Der Verkehr auf der Autobahn läuft. Der Lkw-Fahrer ist im Feierabend-Modus, in Gedanken vielleicht schon daheim. Noch schnell über die Kuppe, eine kurze Linkskurve und dann die Abfahrt nehmen. Doch plötzlich leuchten die Rückleuchten des Vordermannes auf. Ein Stauende. Manchmal gehen solche Situationen nicht glimpflich aus. Wenn das tonnenschwere Gefährt ungebremst mit den Vorausfahrenden kollidiert, sind die Folgen verheerend. Um dieses Szenario zu verhindern, haben die Zulieferer ZF und Wabco eine neue Technik vorgestellt. Mit dem sogenannten Evasive Maneuver Assist (EMA) werden Sattelzüge an Gefahrenstellen automatisch vorbeigelenkt. Automatisches Bremsen und AusweichenKernbaustein des Systems ist der autonome Notbremsassistent, der heute bereits weit verbreitet ist und mit dem spätestens 2018 alle neuen Nutzfahrzeuge ausgestattet werden müssen. Per Radar erkennt dieser Hindernisse vor dem Lkw und leitet eine Notbremsung ein. Im Idealfall reicht das, um aus Tempo 80 vor dem Stauende zum Stehen zu kommen. Sind die Straßen beispielsweise nass oder verschneit, kann es jedoch eng werden. In solch einem Fall greift dann der zusätzliche Lenkassistent ein und leitet ein Ausweichmanöver ein. Der plötzliche Spurwechsel während einer Notbremsung wäre für menschliche Fahrer extrem schwierig. Vor allem das Gespann auch noch sauber in der Spur zu halten ist schwierig. Hingegen beherrscht das EMA-System das stabile Ausweichen mittels Vernetzung mit den Stabilitätssystemen von Zugfahrzeug und Anhängern problemlos: Der Lkw kommt während der Präsentation auf einem Testgelände in Aachen exakt parallel zur blockierten Spur sicher zum Stehen. Der Mensch bleibt weiterhin EntscheiderBei dem vorgestellten Prototypen ist der Assistent allerdings weiterhin auf den Menschen angewiesen. Der Fahrer muss dem Fahrzeug per Lenkimpuls signalisieren, welche Nebenspur frei ist und wohin ausgewichen werden soll. Über eine Umfeldüberwachung, die dem Fahrzeug eine solche Entscheidung selbst ermöglichen kann, verfügt das EMA-System noch nicht. Auch aus rechtlichen Gründen ist es zudem so ausgelegt, dass der Fahrer die automatisierte Lenkung jederzeit überstimmen könnte. In der Praxis dreht der Assistent das Lenkrad jedoch so schnell und kraftvoll, dass ein Eingriff eher theoretisch bleibt. Ob der Assistent für das Stauende jemals in dieser Form in Serie geht, ist ungewiss. Bislang handelt es sich um einen Prototyp im frühen Entwicklungsstadium. Neben dem künftigen Einsatz als Einzelsystem wäre auch eine weitere Verknüpfung mit Sensoren zur Umfeldbeobachtung denkbar. Dann müsste nicht mehr der Fahrer die Ausweich-Richtung vorgeben. Zudem könnten Kollisionen mit Fahrzeugen aus dem nachfolgenden Verkehr vermieden werden. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht Quelle: Spotpress |