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Intel kauft israelisches Roboterauto-Startup Mobileye - Computerkonzern kauft Kameraspezialisten

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Es ist die bisher größte Übernahme in der israelischen Startup-Branche: Der US-Konzern Intel kauft Mobileye. Deren Spezialität sind Kamerasysteme für autonome Autos.

Intel kauft sich einen Spezialisten für Kamerasensorik: Mobileye wird damit zum bisher teuersten israelischen Tech-Startup Intel kauft sich einen Spezialisten für Kamerasensorik: Mobileye wird damit zum bisher teuersten israelischen Tech-Startup Quelle: dpa/Picture Alliance

Tel Aviv - Mit der zunehmenden Digitalisierung der Kraftfahrzeugtechnik wird der Bedarf an entsprechenden Computersystemen nicht kleiner. Der amerikanische Chip-Gigant Intel will an der automobilen Zukunft mitverdienen und kauft den auf Kameras für Roboterwagen spezialisierten Zulieferer Mobileye.

Intel zahlt für das Start-up aus Jerusalem insgesamt 15,3 Milliarden Dollar. Mobileye stellt mit seinen Kameras die Augen für Assistenzsysteme und selbstfahrende Autos. Zudem entwickelt die israelische Firma ein Steuersystem, das Signale verschiedener Sensoren verarbeitet. Intel wird damit wichtiger für die Autobranche und könnte viel stärker als bisher bei der Entwicklung von Fahrzeugen der Zukunft mitmischen.

Intel und Mobileye hatten bereits unter anderem bei der Entwicklung künftiger Roboterwagen von BMW kooperiert. Dabei stellt Mobileye große Teile der autonomen Technologie rund um die Erfassung der Umgebung und Intel die Rechenleistung. Zusammen mit dem Zulieferer Delphi wollten beide Partner Autoherstellern ein günstiges System zum autonomen Fahren "für einige tausend Dollar" bieten. Außerdem kooperiert Mobileye mit dem Kartendienst Here der deutschen Autobauer Daimler, Audi und BMW.

Intel werde seine Entwicklung von Systemen für selbstfahrende Autos bei Mobileye in Israel einbringen, hieß es in einer E-Mail an die Mitarbeiter des Start-ups. "Unser Ziel ist es, zum führenden Team beim autonomen Fahren zu werden." Durch den Zusammenschluss mit Intel könne man das Tempo hochschrauben und die Risiken drücken. Die Mobileye-Führung rund um die Mitgründer Amnon Schaschua und Ziv Aviram bleibe an Bord. Das Unternehmen aus Jerusalem hatte im vergangenen Jahr etwas mehr als 600 Mitarbeiter.

Intel ist bereit, für Mobileye tief in die Tasche zu greifen: Der Kaufpreis von 63,54 Dollar pro Aktie bedeutet einen Aufschlag von gut einem Drittel auf den Schlusskurs vom Freitag. Es ist der bisher größte Deal in der israelischen Tech-Industrie.

Alternativen zum PC-Geschäft

In der Autobranche gibt es verschiedene Konzepte für die Sensorik des autonomen Fahrens. Die Google-Schwesterfirma Waymo und Ford setzen auf rotierende Laser-Radare, die das Umfeld abtasten. Andere Hersteller planen mit einer Kombination aus Radar und Kameras - und hier kommt Mobileye ins Spiel. Das israelische Start-up rüstete ursprünglich auch Teslas Fahrassistenten Autopilot mit seinen Kameras aus, beendete jedoch die Zusammenarbeit mit dem Elektroauto-Hersteller nach einem tödlichen Unfall im vergangenen Jahr.

Die Mobileye-Übernahme ist der nächste Schritt im Vormarsch von Tech-Firmen in die Autobranche. Erst vergangene Woche schloss Samsung den Kauf des Elektronik-Ausrüsters Harman für rund acht Milliarden Dollar ab. Intel beschleunigt mit der Übernahme seine Neuausrichtung. Das PC-Geschäft, in dem Intel mit seinen Prozessoren dominiert, ist in den vergangenen Jahren drastisch geschrumpft. Und obwohl es zuletzt Zeichen von Erholung gab, wird es nie wieder so groß wie früher.

Im boomenden Smartphone-Geschäft konnte der Konzern nie Fuß fassen, es wird von Technologie des britischen Chip-Entwicklers ARM beherrscht. Intel setzt in dieser Situation stärker auf das Geschäft mit Chips für Rechenzentren. Als neue Geschäftsbereiche erschließt Intel den Markt für vernetzte Geräte im Internet der Dinge sowie Drohnen unter anderem mit dem Kauf der deutschen Firma Ascending Technologies.

 

 

Quelle: dpa

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