Der Woodward Dream Cruise in Detroit ist die größte Oldie-Parade der Welt. 30.000 bis 40.000 Klassiker rollen über den Boulevard, der von mehr als einer Million Besuchern gesäumt ist. Sie wollten schon immer mal eine 1954er Chevrolet Corvette sehen, einen 69er Dodge Charger oder einen 59er Cadillac Eldorado - am besten in pink, so wie in Elvis Presley bestellen würde? Beim Woodward Dream Cruise ist das kein Problem, man muss sich einfach nur an die Straße stellen und warten. Weltgrößte Oldtimer-Parade - natürlich in Detroit Die Wahrscheinlichkeit, dass früher oder später jeder beliebige US-Klassiker der letzten 60 Jahre mit einem satten V8-Grummeln an einem vorbei gleitet, ist enorm hoch. Die Chrom-Parade Woodward Dream Cruise mitten im Herzen von "Motown", die 2010 bereits zum 16. Mal stattfand, ist weltweit das größte Spektakel seiner Art. Die legendäre Woodward Avenue zieht sich von Downtown Detroit bis in den Norden der Autostadt. So romantisch wie in den 50er Jahren, als zahllose Drive-In Restaurants, Autokinos und prächtige Tankstellen die Straße zierten, ist es heute zwar nicht mehr. Doch wenn einmal im Jahr am vorletzten August-Wochenende aus ganz Nordamerika die "Classic Cars" nach Detroit strömen, wird die goldene Automobil-Ära der 50er, 60er und 70er Jahre wieder lebendig. Tausende Klassiker - die Veranstalter des Woodward Dream Cruise gehen jedes Jahr von 30.000 bis 40.000 Autos aus - rollen die achtspurige Straße hin und her, das ganze den ganzen Tag lang und eng umschlungen mit dem normalen Verkehr. Samstag ist der offizielle Cruising-Tag, doch schon ab Mittwoch ist die Woodward Avenue voll gestopft mit einer herrlich nostalgischen Blechlawine. Die beiden äußeren Spuren pro Seite sind eigentlich für Classic Cars reserviert, doch die Oldies cruisen in bunter Mischung mitten im Verkehrsgetümmel. Ob Muscle Cars wie der Dodge Challenger oder Pontiac GTO, chrombeladene Schlachtschiffe von Buick, Cadillac und Mercury oder hochgezüchtete Hot Rods - alles was in der Automobilhistorie Rang und Namen und nach Möglichkeit einen fetten V8-Motor unter der Haube hat, ist beim Cruise dabei. Zwischen den riesigen V8-Straßenkreuzern wird der Fiat 500 präsentiert Hin und wieder erblickt man beim Woodward Dream Cruise ein paar Exoten von Jaguar oder Porsche, doch rund 90 Prozent aller Oldies stammen aus amerikanischer Produktion. Dass der Dream Cruise in Detroit stattfindet, ist selbstverständlich - obwohl die Stadt seit Jahrzehnten mit wirtschaftlichem Niedergang, Bevölkerungsschwund und in manchen Vierteln mit steigender Kriminalitätsrate zu kämpfen hat, bleibt sie das Herz der US-Automobilindustrie. Und die Autogiganten zeigen Flagge: Ford präsentierte auf dem 16. Dream Cruise seinen neuen Mustang Boss 302, eine Verbeugung vor dem Original aus den späten 60ern. Auf dem Chrysler-Stand tummeln sich Dodge Charger, Plymouth GTX und andere Musclecar-Klassiker, und ein Dodge Ram mit riesigen Monstertruck-Reifen darf als Showobjekt einen Mazda plattwalzen. Ganz verloren am Rande wird sogar der Fiat 500 präsentiert - Chrysler gehört ja mittlerweile zum Fiat-Konzern - doch der Italo-Zwerg wirkt wie ein Fremdkörper zwischen all den V8-Boliden. "Es ist einfach unglaublich, was hier abgeht", freut sich Steve Meehan, der zum Woodward Dream Cruise mit seinem Plymouth Barracuda extra aus Kanada angereist ist. Im Schlepptau hat er ein paar Kollegen, die perfekt restaurierte Musclecars wie einen 71er Plymouth Duster oder den 69er Dodge Super Bee vorweisen können. "Einfach nur die Woodward Avenue entlang cruisen, mit Freunden fachsimpeln und Spaß haben", bringt Steve das Wesen der Veranstaltung auf den Punkt. Barbecue und Fachsimpeln am Straßenrand Am Straßenrand sitzen tausende von Zuschauern auf Campingstühlen und schauen den vorbeiströmenden Oldies mit feuchten Augen hinterher. Andere hocken mit Bierdosen in der Hand auf der Ladefläche von Pick-Ups, jubeln den Klassikern zu und unterhalten sich mit Kumpels darüber, welche Tuningmaßnahme wohl unter den jeweiligen Hauben zum Einsatz kam. "Die Veranstaltung ist über die Jahre hinweg immer größer geworden - für manche sogar zu groß", berichtet Tom Greenwood, Kolumnist der Zeitung Detroit News. Geschäftsleute ärgern sich über den Mega-Stau und die zahllosen Autos, die auf den Wiesen am Straßenrand parken. Die Polizei hat vor allem abends und nachts alle Hände voll zu tun, wen dem ein oder anderen Cruiser mit zuviel Bier im Bauch der Gasfuß ausrutscht. Doch schnelle Ampelrennen und Gummi-mordende Burnouts bleiben beim Woodward Dream Cruise die Ausnahme. Auch wenn in diesem Jahr der verregnete Samstag den Höhepunkt der Veranstaltung etwas trübte, werden im nächsten Jahr wieder zehntausende Klassiker die Autostadt Detroit ansteuern. Dass in Krisenzeiten so manche Sponsoren abgesprungen sind, tut dem Charme des Woodward Dream Cruise jedenfalls keinen Abbruch: "Der Cruise gehört allein uns Fans", sagt der Fahrer eines perfekt restaurierten 57er Chevrolet Bel Air, "und das wird hoffentlich immer so bleiben."
Quelle: Motor Klassik |
verfasst am 24.08.2010
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