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Daihatsu: Die Gründe für den Rückzug aus Europa

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Wie MOTOR-TALK am 13. Januar berichtete,hat die japanische Marke Daihatsu für 2013 den Rückzug vom europäischen Markt angekündigt. Die einbrechenden Umsätze scheinen das Aufrechterhalten eines eigenen Händlernetzes in der Tat zu einem reinen Zuschussgeschäft zu machen. Das ist aber nicht der einzige Grund.

Schaut man sich die weltweiten Absatzzahlen der Marke Daihatsu an, fällt sofort ins Auge, dass der europäische und darin der deutsche Umsatz seit Jahren nur einen winzigen Teil der Umsätze für Daihatsu ausmachen. Den Löwenanteil von über 60 Prozent der verkauften Einheiten hat die Marke in den letzten Jahren immer in Japan verkauft – 2010 waren das 567.840 Fahrzeuge. Exportiert wurden dagegen im vergangenen Jahr nur 300.621. Autos. Davon landeten wiederum nur 5,3 Prozent in Europa.

Absatz auf dem Niveau von Premium-Nischenmarken

Die in 2010 auf dem alten Kontinent verkauften 19.300 Pkw bedeuteten im zweiten Jahr in Folge einen massiven Absatz-Rückgang. Bereits 2009 verkaufte Daihatsu in Europa mehr als 20.000 Autos weniger als 2008 – und das trotz der Umweltprämie auf dem wichtigen deutschen Markt, der die hiesigen Umsätze noch einigermaßen stabil hielt.

Mit Kleinwagen kontinentweit auf dem Stückzahlniveau eines Nischenherstellers wie Porsche oder Jaguar zu liegen – das konnte kaum funktionieren, deshalb ist der Rückzug vom europäischen Markt ökonomisch durchaus nachvollziehbar.

Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum man bei Daihatsu vermutlich wenig Tränen für Europa übrig hat. Wie kaum ein zweiter Automobilhersteller ist der Klein-und Kleinstwagenspezialist Daihatsu dem speziell japanischen Marktsegment der Kei Cars (besonders kleine Kleinstwagen sozusagen) verbunden. Sie dürfen höchstens 3,39 Meter lang und 1,475 Meter breit sein und nicht mehr als 660 Kubik Hubraum haben. Diese Modelle dürfen in Japan besonders steuerbegünstigt fahren. Gleich 15 Modelle, Kleinwagen, Mini-Vans und Kei Cars, umfasst die Daihatsu Modellpalette in Japan.

Überschaubare Modellpalette für Export

Nach Europa exportiert wurden dagegen zuletzt nur noch vier Modelle: Der Kleinstwagen Cuore, der Kleinwagen Sirion, das SUV Terios und der exzentrische Würfel Materia. Vom Roadster Copen werden derzeit noch Restexemplare verkauft. Allein das Verhältnis 15 Modelle in Japan zu vier bis fünf Modelle in Europa macht deutlich: Besonders wichtig war den Japanern der hiesige Markt nicht.

Zudem waren die Fahrzeuge preislich zuletzt nicht mehr attraktiv genug. Hyundai, Kia, Nissan, Fiat oder Renault – sie alle hatten im unteren Marktsegment zuletzt die attraktiveren Pakete im Angebot. Grund: Daihatsu produzierte bislang anders als viele andere konsequent in Japan anstatt in Billiglohnländern. Zusätzlich verteuert der starke Yen die Autos. Daihatsu sieht den starken Yen und die dadurch hohen Preise als Hauptgrund für die starken Umsatzeinbußen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren.

Überreguliertes Europa

Als letzten Grund nennt Daihatsu, leicht beleidigt wie es scheint, die stark gestiegenen Entwicklungskosten, die nötig seien, um den europäischen Zulassungsbestimmungen weiterhin zu genügen. Gerade die Kleinwagen Cuore und Sirion erfüllen auch tatsächlich bis heute nicht nicht die seit 01. Januar 2011 vorgeschriebene Euro 5 Norm, ebenso wenig wie Materia und Copen. Die immer strengeren Abgasvorschriften haben auch hierzulande erfolgreichere Hersteller bereits zur Einstellung ganzer Modell-Linien veranlasst.

Dass Daihatsu in diesem Zusammenhang allerdings explizit ausgerechnet die Vorschriften zu CO2-Emissionen nennt, verblüfft. Mit der jahrzehntelangen Erfahrung im Bau kleinster, sparsamster Motoren besitzt man schon seit Jahren gerade im Bereich Verbrauch und damit CO2-Emissionen durchaus konkurrenzfähige Technik. Downsizing brauchen die unter einem Liter großen Dreizylindermotoren sicherlich nicht, und mit NEFZ-Verbräuchen von um die 4 Liter/100km ist Daihatsu durchaus auf der Höhe der Zeit.

Neuer Charade=Alter Yaris?

So bleibt unterm Strich die Schlussfolgerung: Der Markt in Europa war den Japanern nicht wichtig genug, um zu investieren – und als er dann auch noch schrumpfte, u.a. weil man es nicht schaffte, Währungsschwankungen aufzufangen, wurde er einfach zu teuer. Trösten können sich die (offenbar nicht vielen) Fans der Marke damit, dass die kleinen, robusten und sparsamen Motoren beim Mutterkonzern Toyota weiterhin erfolgreich im Programm sind. Einen neuen Charade soll es eventuell auch noch zum Abschied geben – auf Basis des gerade auslaufenden Toyota Yaris, und aus europäischer Produktion. Ob so eine Recycling-Aktion zu einem versöhnlichen Abschied beiträgt?

(bmt)

 

Quelle: MOTOR-TALK

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