Er wird der 17. Opel-Chef seit 1970. Am 1. März beginnt der Marathonläufer und dreifache Vater Karl-Thomas Neumann den derzeit schwierigsten Job in der deutschen Auto-Szene.
Rüsselsheim - Der neue Opel-Vorstandsvorsitzende Karl-Thomas Neumann ist kampferprobt. Er ist Marathonläufer, hat während seiner Zeit bei Conti tausende Mitarbeiter entlassen und musste am Ende doch noch selbst gehen. Auch seine Zeit bei VW kostete Kraft. Erst legten die Wolfsburger ihm das Chinageschäft zu Füßen. Dann rissen sie ihm das Podest, auf dem er stand, unter den Füßen weg. Doch der Vater von drei Söhnen hat seine persönliche Leidensgrenze offenbar noch nicht überschritten. Neumann wagt sich am 1. März an die Spitze von Opel. Dort erwartet ihn sein bislang schwierigste Aufgabe: Die Rettung des Blitzes. Nummer 17 seit 1970An dieser Aufgabe scheiterten zuletzt eine ganze Reihe von Herren. Der 51-jährige Neumann ist der 17. Opel-Chef seit 1970. Zuletzt spielte Thomas Sedran eine kurze Gastrolle und füllte von Juli 2012 bis jetzt die Lücke. Diese hatte Karl-Friedrich Stracke nach einem guten Jahr im Amt hinterlassen. Trotz vieler neuer Produkte häuften sich die Verluste unter seiner Regie, seine Strategie missfiel den Bossen in Amerika. So musste Stracke Büro und Parkplatz räumen. Von Januar 2010 bis April 2011 kämpfte Nick Reilly gegen die Miesen und hatte kurzzeitig Erfolg. Nach einem Moment der schwarzen Zahlen färbten sich diese rasch wieder rot. Reilly wanderte in den Aufsichtsrat der Rüsselsheimer. Vorgänger Hans Demant gilt als Ausdauerndster unter den Opel-Chefs. Fünfeinhalb Jahre lenkte er Opel. Das überzeugte VW, wo Herr Demant nun tätig ist. VW, Conti, VWZurück zum Neuen. Neumanns Werdegang begann bodenständig, als Student der Elektrotechnik an der Uni Dortmund. Nach der Promotion arbeitete er als Ingenieur für das Fraunhofer-Institut in Duisburg, dann ein paar Jahre bei VW. 2004 tauschte er den Job, um für Continental zu entwickeln und entwickelte sich dort 2008 zum Vorstandsvorsitzenden. Nur für ein Jahr allerdings. Nach Sanierungsversuch und Kündigungswelle verlor er den Kampf mit Hauptaktionär Schaeffler. Für VW durfte er dann in China mehr Autos verkaufen. Neumanns Erfahrungen lassen GM fest an die Fähigkeiten des neuen Vorstandsvorsitzenden glauben. "Er hat bewiesen, dass er profitables Wachstum und Turnarounds umsetzen kann. Er wird das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Turnarounds in der europäischen Automobilgeschichte führen", sagte Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky zur offiziellen Bekanntgabe der Personalie. Der Manager übernimmt neben dem Vorstandsvorsitz bei Opel auch den Posten des Europachefs bei der Opel-Mutter General Motors (GM) und wird GM-Vizepräsident. Damit ist er eng an GM gebunden und hat laut Opel eine "hochvernetzte Rolle im Konzern". Das klingt gut. Denn ein Netz und einen doppelten Boden kann Neumann in nächster Zeit wirklich gut gebrauchen. Update: Der Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sprach exklusiv mit MOTOR-TALK. Lest hier Teil 1 und Teil 2 des Interviews.
Quelle: MOTOR-TALK |