Hot Hatches sind schneller als je zuvor. Doch was können die Kompakten besser als ihre Vorgänger? In unserer Serie vergleichen wir sie. Teil 5: BMW 1er M und M2 Coupé.
Berlin – Heiße Coupés kauft man nicht, um anzukommen. Man kauft sie zum Fahren. Umleitungen sind kein Problem und Aussteigen macht traurig: Die kleinsten M-Modelle sind Fahrmaschinen reinsten Wassers. Beide. Hinterradantrieb, Sechszylinder, wenig Karosserie, viel Leistung – das bieten nicht viele Autos, vor allem nicht nicht in der Kompaktklasse. Deshalb haben beide Modelle einen Parkplatz in unserer imaginären Traumgarage verdient. Doch wenn man nur einen Platz frei hat, welches Modell sollte man nehmen? Das zwischen 2011 und 2012 gebaute, 340 PS starke 1er M Coupé? Oder das aktuelle M2 Coupé mit 370 PS? Sechs Zylinder, Turbo, Hinterradantrieb und ein austariertes Fahrwerk haben beide. Die Unterschiede liegen im Detail. Motor und LeistungDer BMW-Reihensechser ist ein Jahrhundertmotor, laufruhig, stark und haltbar. Bei beiden M-Modellen kommt ein 3,0-Liter-Sechszylinder mit Turboaufladung zum Einsatz. Der Biturbo-Motor im 1er M Coupé leistet 340 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment (500 Nm im Overboost) zwischen 1.500 und 4.500 Umdrehungen. 4,9 Sekunden bis Tempo 100, 250 km/h Spitze, aber keine Exklusivität: Der gleiche Motor sitzt im Z4 35is. Der Motor des M2 basiert auf dem alten „N54B30“ des 1er M. Statt zweier Turbos dreht sich am neuen „N55B30“ aber nur ein Twinscroll-Lader. Er kommt auf 370 PS bei 6.500 Umdrehungen sowie 465 Newtonmeter zwischen 1.450 und 4.750 Umdrehungen. Mit manuellem Sechsgang-Getriebe und einer flotten Hand rennt der M2 aus dem Stand in 4,5 Sekunden auf Tempo 100, mit Doppelkupplungsgetriebe sind es 4,3 Sekunden. Bei 250 km/h macht die Elektronik dicht. Gegen Aufpreis („Driver’s Package“) rennt der M2 270 km/h. Bei beiden Motoren setzt die Aufladung sanft ein, baut dann mächtig Druck auf und gibt ihnen ordentlich Kraft. Die 30 PS Unterschied lassen sich auf einer Rennstrecke herausfahren, vielleicht bei intensiven Sprints, aber nicht im Alltag. Die heißen BMW-Modelle genehmigen sich laut Datenblatt mindestens 9,6 Liter auf 100 Kilometer (1er M) bzw. 8,5 Liter (M2). Soweit die Theorie. Bei normaler Handhabung fließen jeweils eher elf bis zwölf Liter durch die Brennräume. Beinahe nebensächlich: Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Versionen liegt in der Schadstoffeinstufung. Das neue Modell kann Euro 6, der Vorgänger nur Euro 5. Die Motoren gelten als haltbar. Probleme bereiten vor allem getunte Maschinen. Theoretisch gibt es Reserven bis 500 PS. Darunter leiden aber Zündspulen, Injektoren und Hochdruckpumpe. Ein Tausch kann dann bis zu 2.000 Euro kosten. Also: Finger weg von Bastelbuden. FahrspaßSechszylinder und Hinterradantrieb stehen für Fahrspaß. Kommt noch ein M hinzu, kribbelt der Fuß schon beim Einsteigen. Die Sitze sind eng geschnitten und das Lenkrad liegt griffig in der Hand. Das 1er M Coupé kommt auf ein Leistungsgewicht von 4,62 Kilogramm pro PS. Beim gleich schweren M2 sind es 4,24 Kilo pro PS. Klingt gut, ist gut. Differenzialsperren helfen beim Start, standfeste Bremsen beim Stopp. Besonders das Schalten durch das manuelle Sechsganggetriebe bei höherer Drehzahl verzaubert jeden Petrolhead. Dazu gibt es feinen Sound aus den vier Endrohren. Bei vollem Ladedruck und rund 3.000 Touren säuselt leise das Wastegate-Ventil, dann stehen die Nackenhaare senkrecht. Beim M2 hat BMW die Dämmung an der Spritzwand weggelassen, die Musik dringt jetzt ungehinderter ins Innere. Ein Sound, für den man seinen Führerschein riskiert. Nebenbei spart der M2 dadurch rund zehn Kilogramm Gewicht. Fürs Protokoll: Die Nordschleife schafft der M2 in 7 Minuten und 58 Sekunden. Der 1er M ist etwa 17 Sekunden langsamer. Beide Modelle sind nicht fürs Cruisen oder Stop-and-go-Verkehr gebaut, sondern für die freie Bahn oder gleich die Rennstrecke. Getriebe und AntriebDoppelkupplungsgetriebe mögen praktisch, schnell und effizient sein. In den M2 gehört trotzdem ein Schaltknüppel. Der 1er M macht es vor: Ihn gibt es nur mit manuellem Sechsganggetriebe. Es gibt wenige Motor-Getriebe-Kombinationen, bei denen Schalten mehr Spaß macht. Die Sechsgangbox hat BMW eng gestuft, die Gänge lassen sich präzise, mit oder ohne Zwischengas, exakt und schnell durch die Gassen jagen. Dazu kommt ein fast feingewuchtetes Fahrwerk mit ein paar Hilfsmitteln. Die Fahrstabilitätsregelung des BMW 1er M Coupé umfasst unter anderem eine dynamische Bremskontrolle, Cornering Brake Control (CBC), Fading-Ausgleich und eine Trockenbremsfunktion. Weit ausgestellte Radhäuser und riesige Lufteinlässe vorn sowie 19-Zoll-Alu-Räder mit Mischbereifung lassen den 1er M in Kurven kleben. Im M2 Coupé ändert BMW zusätzlich Vorder- und Hinterachse. Die stammen vom nächstgrößeren M-Modell, wiegen dank Alu-Einsatz weniger und arbeiten präziser. Insgesamt fährt sich der M2 einen Tick verwindungssteifer, spurgenauer als sein Vorgänger. Karosserie und Gewicht1er M und M2 gibt es nur als Coupé. Für den Alltag sind sie manchmal unpraktisch. Doch wer ein praktisches Auto sucht, kauft ohnehin lieber einen Touring. Vorteil bei den Coupés: Sie sind sehr handlich, gut überschaubar und finden schnell eine Lücke – im fließenden wie im ruhenden Verkehr. Der 1er M misst 4,38 Meter, der M2 kommt auf 4,47 Meter. Deutlicher setzt sich der M2 aber in der Breite ab. Statt 1,80 Meter wie beim 1er M kommt der M2 ohne Spiegel auf 1,85 Meter. Beim Gewicht gibt es keine Unterscheide. Beide Autos wiegen 1.570 Kilogramm inklusive Fahrer und Betriebsflüssigkeiten. Mit dem optionalen Doppelkupplungsgetriebe wird der M2 25 Kilogramm schwerer. Das macht sich beim Fahren kaum bemerkbar, zumindest nicht im Alltag auf öffentlichen Straßen. Emotion und SoundDer Sechsender ist BMWs Paradedisziplin, da macht den Bayern keiner etwas vor. Im unteren Drehzahlbereich surrt er leise vor sich hin, erhöht mit steigender Drehzahl seine Stimme. Erst oberhalb von 5.000 Touren schreit der Sechszylinder über die vier Auspuffendrohre seine Kraft hinaus. Im Sport-Plus-Modus des M2 lässt die Stabilitätskontrolle Schlupf an den angetriebenen Hinterrädern zu und macht kontrollierte Drifts möglich. Fürs Angeben gibt es eine Burnout-Funktion – Reifenqualm für Nichtkönner. Wer`s braucht. SondermodelleDie M-Modelle sind schon so selten, dass es von beiden Varianten keine Sondermodelle gibt. Bisher. Regelmäßig tauchen Gerüchte auf, dass BMW an einem leichten M2 CSL bastelt. Bestätigt ist das aber nicht. Marktlage und PreiseBMW produzierte das 1er M Coupé zwischen Mai 2011 und September 2012, insgesamt liefen 6.331 Fahrzeuge von den Bändern. Dementsprechend selten ist das Modell heute zu finden. Bei mobile.de werden derzeit rund 50 Fahrzeuge angeboten, zwischen 38.000 Euro und 70.000 Euro. Viel Geld für ein Auto, das damals in der Basis 50.500 Euro kostete. Das aktuelle Modell mit 370 PS kostet mindestens 56.700 Euro. Dafür gibt es allerdings eine Gewährleistung. Und ein modernes Infotainment-System mit allem Schnickschnack. Aber bitte ohne Doppelkupplungsgetriebe.
Hier geht es zum ersten Teil der Hot Hatches: Ford Focus RS Hier geht es zum zweiten Teil der Hot Hatches: Volvo V40 Hier geht es zum dritten Teil der Hot Hatches: Honda Civic Type R Hier geht es zum vierten Teil der Hot Hatches: Subaru WRX STI |