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Kommentar: Warum das Tesla Model 3 kein großer Wurf ist - Das Model 3 fährt nur mit, nicht voraus

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Viel Hype, wenig Innovation: Das Model 3 von Tesla bekommt mehr Aufmerksamkeit, als es verdient. Wenn es auf den Markt kommt, wird es nichts Besonderes mehr sein.

Klatschen geht nicht, das Handy-Video ist wichtiger: Premiere des Model 3 in den USA Klatschen geht nicht, das Handy-Video ist wichtiger: Premiere des Model 3 in den USA Quelle: dpa/Picture Alliance

Ein Kommentar von MOTOR-TALK Redakteur Heiko Dilk

Berlin – Mit Hype kennt sich Elon Musk aus. Er präsentierte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag den ersten bezahlbaren Tesla für den Massenmarkt. Enthüllung. Jubel. „Whoos“ und „Wows“. Nur wenig Applaus, aber das lag daran, dass die Zuschauer Handy-Filme drehten. Direkt nach der Enthüllung des Model 3 gab es laut Musk bereits 115.000 Bestellungen. Und Headlines auf der ganzen Welt.

Die Aufmerksamkeit hat Tesla verdient. Für Verdienste um die Elektromobilität. Das Model 3 verdient sie nicht. Es ist nichts Besonderes. Oder besser: Das Model 3 wird nichts Besonderes sein, wenn es auf den Markt kommt. Ende 2017 soll die Produktion beginnen. Wenn alles glatt läuft. Läuft nicht alles glatt, so wie beim Model X, das sich um zwei Jahre verspätete, dauert es länger. Vielleicht Mitte, vielleicht erst Ende 2018 wird es einen Tesla mit 340 Kilometern Reichweite für 35.000 Dollar geben. Toll.

Beziehungsweise: Na und? Bis dahin wird auch der Chevrolet Bolt EV auf den Straßen sein. Noch in diesem Jahr soll die Produktion beginnen. Reichweite? 320 Kilometer. Preis? 37.000 Dollar in den USA. Der Bolt EV kann, was das Model 3 kann - nur viel früher. Und der Opel Ampera-e kann genau das Gleiche. Er wird schon 2017 durch Deutschland surren. Während Tesla-Fans hierzulande noch vom Model 3 träumen.

Zwischen 2010 und 2015 war Tesla Innovationsführer

Auch andere Hersteller holen auf: Nissan hat für 2018 die zweite Generation des Leaf angekündigt. Der soll Spekulationen zufolge fast so viele Meilen schaffen, wie das Model 3 Kilometer – umgerechnet also mehr als 500 Kilometer. Der aktuelle Leaf mit 250 Kilometern Reichweite kostet knapp 35.000 Euro inklusive Akku.

Weiter fahren kann man bald auch mit dem gelifteten BMW i3. Die Reichweite soll ab Mitte 2016 um rund 50 Prozent steigen. Bei jetzt 190 Kilometern nähert er sich der 300-Kilometer-Marke. Auch e-Golf (190 km), Kia Soul EV (212 km) oder Renault Zoe (240 km) könnten im Jahr 2018 deutlich weiter kommen. Wenn die Hersteller wollen. Klar, all das sind NEFZ-Werte – aber auch ein Tesla Model S schafft in der Praxis nicht annähernd, was die Theorie verspricht.

Trotzdem trieb Tesla die Automobilindustrie damit vor sich her. Das Center of Automotive Managment (CAM) hat gerade eine Studie zur Innovationsstärke bei der E-Mobilität veröffentlicht. Demnach hat Tesla zwischen 2010 und 2015 die meisten Weltneuheiten vorgestellt. Darunter eben auch das Model S als weltweit erste elektrische Oberklasse-Limousine mit sensationeller Reichweite. Die etablierten Hersteller sehen dagegen schlecht aus. Pioniergeist aus dem Silicon Valley gegen altes Eisen.

Zurück auf dem Boden der Tatsachen

Allerdings verdiente Elon Musk mit dem Model S kein Geld und wollte es auch nie. Beim Model 3 sieht das anders aus. Das muss schon wegen der hohen geplanten Stückzahlen profitabel werden - und rollt plötzlich auf dem harten Boden der Tatsachen. Genau da, wo alle anderen mit der Elektromobilität auch rumkrebsen. Insofern beweist die Präsentation des Model 3, lange bevor es auf den Markt kommt, vor allem eines: Dass es im Moment noch sauschwer ist, ein wirklich praxistaugliches, bezahlbares Elektroauto zu bauen. Nicht mal Tesla schafft das.

Mit dem Model 3 treibt Tesla die Autoindustrie nicht mehr vor sich her. Tesla läuft nur noch mit. Und Elon Musk kocht auch nur mit Wasser. Er verkauft es aber als H20. Das klingt besser und macht mehr Schlagzeilen.

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