Silvester und Autofahren, das passt nicht zusammen. Silvester und leckere Cocktails schon. Wir haben zum Jahreswechsel sechs Cocktails verkostet, die heißen wie Autos.
Berlin – Erst mal vorab: Guten Rutsch. Die Frage, was man an Silvester über Autos schreiben sollte, ist nicht leicht zu beantworten. Anders als die Frage, was man an Silvester mit dem Auto tun sollte: nichts, im Normalfall. Zumindest dann nicht, wenn man sich an Silvester verhält wie die meisten Deutschen und ordentlich auf das neue Jahr anstößt. Deshalb unser Vorschlag für nicht-abstinente Petrolheads: An Silvester gehört der Stoff in den Drink und nicht in den Tank. Also Auto stehenlassen und stattdessen Cocktails trinken, die heißen wie Autos. Ein paar davon haben Redakteur Björn und Community-Manager Christoph für Euch verkostet. Wir zeigten unsere Rezept-Recherchen dem Barman einer hochpreisigen Bar im Berliner Szenebezirk. Der schüttelte bei vielen Rezepten nur den Kopf: Dubonnet Rouge, Blue Curacao, Sahne, Kaffeelikör – „das ist nicht unser Anspruch und es sollte nicht Deiner sein“. Klare Kante vom Profi. Also kein Bentley, kein Roadster – und leider auch kein Flaming Lamborghini. Dabei hätte uns der interessiert, zumindest zum Zugucken: „Den Drink anzünden und schnell austrinken. Wenn der Drink fast ausgetrunken wurde, Blue Curaçao und Bailey's zum Löschen der Flamme verwenden und weiter austrinken“. Autsch. Testarossa: Lecker Nachtisch
Wir bedanken uns bei der Bar für die Unterstützung. Und respektieren den Wunsch: Sie möchte nicht genannt werden. Begründung: „Wenn hier morgen Leute kommen und einen Testarossa wollen, hab ich ein Problem“. Woran mag das liegen? Besagter, nach dem klassischen Ferrari benannter Drink ist eine Art süßsaure Sektschorle mit Himbeerpüree. Eher was Leichtes mit ausgeprägter Wassereisnote, durch den Sekt sehr sprudelig. Es entstehen Erinnerungen an Berliner Weiße mit Schuss. Wie diese passt das Zeug gut in den Sommer, an den Strand – und vielleicht auch als Nachtisch zum Silvestermenü. Aber nicht unbedingt als Getränk. Hinzu kommt: Für einen Ferrari dreht er definitiv zu niedrig, der Testarossa. Porsche: Lecker Gummibärchen
Die meisten Drinks heißen wie Sportwagen. Nach diesem hier sollte man nicht mal in einen Kleinwagen steigen. Im ersten Eindruck nicht ganz ausgewogen – aber einen älteren 911 musst Du ja auch erst mal zügig um die Ecke kriegen. In der Nase passiert jedenfalls nicht viel bei diesem Porsche. Die Grundnote schmeckt leicht bitter, aber auch sehr süß – Gummibärchen für Erwachsene, haben wir notiert. Wegen des Champagners durchaus silvestertaugliches Sprudeln. Hinten raus kickt noch mal eine kräftige Alkoholnote – ein Hinweis auf den Heckmotor bei klassischen Porsche? Insgesamt ein kontroverser Drink. Björn mochte ihn nicht, Christoph fand ihn lecker. Rolls-Royce: Lecker trocken
Das Edle, das der Name suggeriert, geht diesem Rolls zum Trinken etwas ab. In der Nase leicht herb mit ausgeprägter Zitrusnote, und: ziemlich dry. Damit der Gegenentwurf zum knallsüßen Porsche. Auch hier keine Einigung: Björn fand ihn lecker, Christoph „furchtbar“. Im Abgang notieren wir eine leichte Kerosin-Note. Passt, denn ein Teil des historischen Rolls-Royce baut ja bis heute Flugzeugtriebwerke. Was den Abbau der Fahrtüchtigkeit angeht: hochwirksam. Sidecar: Lecker-frisch klassisch
Einer der wenigen Klassiker in dieser Liste. Und ein Klassiker ist er zu Recht, wie wir finden. In der Nase frisch und zitronig süßsauer. Geschmacklich fehlt im Anlauf etwas Substanz, aber dann wird es spritig. Definitiv kein E10: viele PS, viel Drehmoment, und sehr erfrischend. Sollte man mal probieren. Virgin Screwdriver: Lecker O-Saft Unser illustres Sextett nach der ersten Proberunde Quelle: Ausblenden | Marlene Gawrisch
Kleiner Scherz des Recherche-Teams? Wir fragten uns, was ein Jungfrauen-Schraubenzieher nun direkt mit Autos zu tun hat. Fest steht: Nach einigen Virgin Scewdriver hat man eventuell einen Zuckerschock, aber keinen sitzen. Denn der Drink besteht nur aus Orangensaft, Eis und Deko. Der Test-Drink mit viel Eis schmeckte schön kühl und cremig, und das Beste: Die Fahrtüchtigkeit bleibt erhalten. Ford: Klassiker mit klarer Kante
Ein Ford unter lauter Luxuskarossen? Nicht täuschen lassen, besonders bodenständig kommt dieser Drink nicht daher. Der Geruch: leichtes Mandelbitter, milde Spritnote. Aber auch frisch und sauber. Geschmacklich dann eher so „Neuer Edge“ als Gelsenkirchener Granada-Barock. Wir empfanden den Drink als klar und kantig. Aber auch als ziemlich gefährlich. Egal, ob Ford, Opel oder Testarossa: Das Auto sollte danach stehenbleiben. |
bjoernmg 
