Neue Autos sind teuer. Alte Autos noch mehr. Bei einer Auktion im Sommer wurde ein Ferrari für mehr als 40 Millionen Euro verkauft.
Pebble Beach – Blech kann zu Gold werden. So geschehen bei Sotheby's an einem Samstag im Juli. Als der Hammer fiel, fiel wieder ein Rekord bei Oldtimerpreisen. Das Auktionshaus versteigerte während der Monterey Car Week in Kalifornien ein Exemplar des legendären Sportwagens Ferrari 250 GTO. Experten erwarteten einen Erlös von rund 45 Millionen US-Dollar, rund 39 Millionen Euro, am Ende wurden es 48 Millionen Dollar. Rekord. Der derzeitige Besitzer bezahlte für den Ferrari im Jahr 2000 rund sieben Millionen US-Dollar. Wahnsinn oder clevere Wertanlage? Vielleicht beides. Von dem italienischen Rennwagen entstanden ab 1962 nur 36 Fahrzeuge, neu kostete der Rennwagen mit Straßenzulassung rund 72.000 D-Mark. Eine wahnsinnige Wertsteigerung – und eine exzellente Geldanlage. Ein Trend, auf den Experten schon seit Jahren setzen. Nicht alle Besitzer halten einen Klassiker aus purer Liebe zum Automobil. Historische Fahrzeuge können wertbeständiger als Aktien, Immobilien oder Gold sein. Sie bieten Inflationsschutz, da sie von der allgemeinen Finanzwelt abgekoppelt sind und versprechen wachsende Rendite. Die Nachfrage übersteigt das Angebot, und damit klettern die Preise. Oldtimer-Gewinne sind steuerbefreit"Oldtimer als Wertanlage haben auch steuerliche Vorteile und sind deshalb für einige Investoren interessant – für sie müssen im Gegensatz zu Aktien oder Immobilien keine Steuern bei Gewinnen bezahlt werden", sagt Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach bei Köln. Darüber hinaus haben Oldtimer oftmals einen Liebhabereffekt. Die Wertanlage macht vielen Investoren auch Spaß. Sie zu besitzen und zu pflegen, aber auch damit zu fahren. Dieses Jahr wurden bei Auktionen rund um den Concours d´Elegance in Pebble Beach gleich mehrere seltene Fahrzeuge versteigert. Neben dem Ferrari 250 GTO auch ein Ford GT 40 Le Mans und Aston Martin DP215. "Es ist sehr selten, dass so viele exklusive Fahrzeuge auf Auktionen an einem einzelnem Ort angeboten werden. Das zeigt, wie zuversichtlich der Markt derzeit ist", sagt Frank Wilke, Oldtimer-Experte und Geschäftsführer von Classic Analytics, ein Unternehmen zur Marktbeobachtung und Bewertungen für Oldtimer. Denn solche Pretiosen werden nur versteigert, wenn sich der Auktionator einen hohen Preis verspricht. Beliebtester Oldtimer ist der VW KäferOldtimer als Wertanlage sind nach Einschätzung von Frank Wilke in den vergangenen 10 bis 15 Jahren beliebter geworden. Auf deutschen Straßen fahren nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) rund 674.000 Autos mit einem Alter von mehr als 30 Jahren auf dem Blech. 422.000 davon mit einem H-Kennzeichen – vor zehn Jahren waren es nur 164.000. Damit gelten sie laut Gesetzgeber als Oldtimer und genießen eine pauschale Kfz-Steuer sowie freie Fahrt in Umweltzonen. Beliebtester Oldie ist der VW Käfer, rund 36.000 besitzen ein H-Kennzeichen, dahinter folgt der Mercedes W123 (Vorgänger der E-Klasse) mit knapp 20.000 Fahrzeugen. "Ein Oldtimer ist nicht nur eine Wertanlage, sondern mittlerweile auch ein Lifestyle-Produkt. Es zieht nicht nur Schrauber an, sondern auch Liebhaber, die Spaß an der Optik und an der Mechanik haben", sagt Wilke. Im Gegensatz zu anderen Wertanlagen wie Aktien, Kunst oder Wein können Besitzer mit ihren Oldtimern Spaß haben und sie aktiv benutzen. Mit neun bis zehn Prozent Rendite pro Jahr können Anleger rechnen, vor allem bei Fahrzeugen mit einem Wert von mindestens 100.000 Euro. Dann gleicht die Wertsteigerung auch Nebenkosten wie Kraftfahrzeug-Versicherung, Kfz-Steuer, Garagenmiete, Reparaturen und Wartungsarbeiten aus. Oldtimer-Nachfrage ist zuletzt gesunkenDie Nachfrage nach den meisten klassischen Oldtimern sei in den vergangenen zwei Jahren aber nicht gestiegen. "Der Markt hat sich nach dem großen Wachstum der Jahre davor konsolidiert, jetzt erst zieht er wieder leicht an", sagt Wilke. Dazu zählen beliebte, aber nicht seltene Oldtimer wie der Mercedes SL als 190er und "Pagode", der 300 SL Flügeltürer und Roadster sowie der Porsche 911. Der durchschnittliche Wert von Oldtimern ist laut Deutschem Oldtimer Index (Dox) im vergangenen Jahr nur um 1,4 Prozent gestiegen und lag damit unterhalb der Inflationsrate. Der Index wird seit 1999 aus Daten der Preisentwicklung von 88 Fahrzeugtypen aus sieben Herstellernationen berechnet, seit 2008 stieg er von 1.690 auf 2.552 Punkte. "Bei sehr seltenen Fahrzeugen steigen die Preise stark, wie der Ferrari 250 GTO. Davon gibt es in der Welt nur wenige Exemplare und nur alle paar Jahre wird davon ein Exemplar versteigert", sagt Wilke. Potenzielle Käufer wissen, dass die Chance auf ein Auto nur sehr selten kommt. "Wenn ein Interessent die haben will, muss er mitsteigern", sagt Wilke. In Pebble Beach steigerten im absoluten Hochpreissegment keine Händler oder Spekulanten mit, sondern Privatpersonen, die sich die Autos leisten können. "Es schmerzt sie nicht, wenn sie sich ein Auto für 40 Millionen Dollar kaufen", schätzt Wilke. Seiner Meinung nach investieren selbst Oldtimer-Liebhaber aber keinesfalls nur in Klassiker. Besitzer haben meist einen Bezug zu alten Autos, merken auch, dass es, je nach Fahrzeug, eine stabile Wertanlage sei ist. "Die meisten Besitzer streuen ihr Portfolio, investieren auch in Immobilien oder Aktien", sagt Wilke. Seit ein paar Jahren ändern sich nicht nur die Preise, sondern auch die Käufer: Mittlerweile kaufen sich drei von zehn Kunden teure Klassiker bewusst als Geldanlage. Potenzial zur Wertsteigerung vor allem bei YoungtimernBeliebt seien Klassiker bekannter Marken, sportlich, offen und mit starken Motoren. Unbekannte Marken hätten es schwerer. „Wer von Anfang an auf den Wiederverkauf schaut, sollte bekannten Modellen mit einer großen Ersatzteilversorgung und einem stabilen Netzwerk den Vorzug geben“, rät Wilke. Geheimtipps gebe es keine mehr – jedes Auto habe mittlerweile einen Liebhaber. Wer jetzt investieren will, sollte sich nach einigen Youngtimern umsehen. Bei jüngeren Fahrzeugen mit etwa 20 Jahren auf dem Blech stecke noch Potenzial in der Wertsteigerung. Frank Wilke zählt dazu den BMW M3 E36 als Limousine oder den Audi TT quattro Sport. Tipps sind auch der Mercedes E 500, Mercedes 190 E 16 V oder der Mercedes SL der 1990er-Jahre (R129). Auch ein BMW Z1 sei eine gute Wahl, wie überhaupt einige BMW-Fahrzeuge der 1970er- und 1980er-Jahre. Grundsätzlich gelte: Sportwagen gehen besser als Limousinen. Auf eine lückenlose Dokumentation achtenBeim Kauf eines Oldtimers als Wertanlage sollten Interessenten zum besseren und vermeintlich teureren Exemplar greifen sowie zum besten Modell mit dem stärksten Motor und größten Ausstattung einer Modellreihe. Gefragt sind originale, authentische und gut erhaltene Fahrzeuge. Neben dem Zustand seien die Historie und die Dokumentation des Autos entscheidend. Anhand von HU-Berichten, Scheckheft-Einträgen, alten Fahrzeugbriefen und Rechnungen gewinnt ein altes Auto an Wert. "Lieber zu einem gut dokumentierten Auto greifen als zu einem, das technisch perfekter dasteht, dafür aber keine Historie hat", sagt er. Beim Kauf sollte unbedingt ein Fachmann dabei sein. Auch das Wertgutachten eines Kfz-Sachverständigen hilft bei der Auswahl. Die Noten der Gutachten von Classic Data, Classic Analytics, TÜV oder Dekra reichen von eins bis fünf und geben eine Preiseinschätzung ab. Experten raten dazu, ein mo?glichst originales Auto in einem guten Zustand mit der Note 3+ oder besser zu kaufen. Denn eine Restauration kann leicht zu einem Fass ohne Boden werden. Dann ist schnell auch die Rendite dahin. Generell stellen sich aber bei Autos mit einem Marktwert von rund 100.000 Euro nur selten hohe Wertsteigerungen ein. Dafür können aber Besitzer ein einige Jahre lang kostenlos ein paar Tausend Kilometer mit dem Auto fahren, selbst wenn sie Nebenkosten wie Steuer, Versicherung, Wartung und Reparatur einbeziehen. Wo gibt es schon sonst ein kostenloses Hobby? |