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Ölverbrauch bei „EA888“ TFSI-Motoren - Das TFSI-Öl-Problem

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Seit 2009 diskutieren MOTOR-TALKer über erhöhten Ölverbrauch bei TFSI-Motoren. Schuld ist oft ein verstopfter Kolbenring. Hier sind alle Infos zu Ursache und Lösung.

Ölverbrauch: Einige Fahrer eines TFSI-Motors der Familie "EA 888" berichten von bis zu drei Litern Öldurst pro 1.000 Kilometer Ölverbrauch: Einige Fahrer eines TFSI-Motors der Familie "EA 888" berichten von bis zu drei Litern Öldurst pro 1.000 Kilometer Quelle: SWR

Berlin – Motoren dürfen Öl verbrauchen. Nur eben nicht zu viel. Audi schreibt im Handbuch der 1,8- und 2,0-Liter-Turbobenziner: Nach 1.000 Kilometern darf im Ölvorrat ein halber Liter fehlen. Übliche Werte, andere Hersteller haben ähnliche Toleranzen.

Speziell bei jenen Audi-TFSI-Motoren kann der Verbrauch jedoch drastisch steigen. Seit 2009 diskutieren MOTOR-TALKer über hohen Öldurst – während der Einfahrphase und danach. Im entsprechenden Thread beschreiben auch Fahrer anderer VW-Konzernmarken ihre Erfahrungen. Denn die Motoren stecken auch in Autos von VW, Seat und Skoda: zum Beispiel in Golf, Octavia und Leon.

Seitdem wird viel über den Motor gesprochen. Die Fachzeitschrift „Auto Bild“ schrieb von einem möglichen Konstruktionsfehler. Heute berichtet die TV-Sendung "Marktcheck" des Südwest-Rundfunks (20:15 Uhr) über das Thema. Wir haben alle wichtigen Informationen zusammengefasst.

Welche Motoren sind betroffen?

Ein Kolben mit Kolbenringen: Der Abstreifring (ganz unten) sorgt dafür, dass nicht zu viel Öl an der Zylinderwand bleibt. Er funktioniert in einigen TFSI-Motoren nicht Ein Kolben mit Kolbenringen: Der Abstreifring (ganz unten) sorgt dafür, dass nicht zu viel Öl an der Zylinderwand bleibt. Er funktioniert in einigen TFSI-Motoren nicht Quelle: SWR Das Problem tritt vor allem bei Motoren des VW-Konzerns mit 1,8 und 2,0 Litern Hubraum auf. Es handelt sich um Motoren mit der internen Bezeichnung „EA 888“. Diese Motorenfamilie setzt der Konzern heute noch in Neuwagen ein, mittlerweile aber in der vierten Generation.

Problem-Motoren stammen meist aus Generation 1, es geht also um Fahrzeuge aus den Baujahren 2008 bis 2011. Besitzer berichten zum Teil von bis zu drei Litern Ölverbrauch pro 1.000 Kilometer – viel zu viel. Wie viele Motoren betroffen sind, ist nicht bekannt. Audi nennt keine Zahlen. Die „Auto Bild“ hat seit November 2015 etwa 80 Fälle gesammelt. Der Motor steckt in 800.000 Audi-Fahrzeugen.

Was ist die Ursache für den Ölverbrauch beim TFSI-Motor?

Verantwortlich für den hohen Ölverbrauch sind verstopfte Ölbohrungen in den Kolbenringen. Der unterste Ring am Kolben, der sogenannte Ölabstreifring, zieht den Ölfilm bei der Abwärtsbewegung des Kolbens von der Zylinderwand ab. Er lässt nur so viel Schmierstoff an der Wand, dass die beiden anderen Ringe gleiten können. So wird möglichst wenig Öl verbrannt.

Bei den betroffenen Motoren funktioniert der Abstreifvorgang nicht richtig. Durch Verstopfungen im Abstreifring fließt nicht genug Öl zurück in die Ölwanne. Eine zu große Menge bleibt an der Zylinderwand zurück und wird verbrannt.

Undichtigkeiten am Motor treten dadurch nicht auf. Von außen deutet nur blauer Qualm aus dem Auspuff auf den Defekt hin. Die höchsten bekannten Ölverbräuche lassen sich aber bereits nach etwa 100 Kilometern im Bordcomputer erkennen. Laut Audi sei der Verbrauch nicht auf einen bestimmten Zulieferer zurückzuführen.

Was ist die erste Maßnahme bei zu hohem Ölverbrauch?

Verbraucht ein Auto zu viel Öl, muss die Werkstatt das überprüfen. Dafür macht sie einen Ölwechsel und lässt den Kunden 1.000 Kilometer fahren. Danach wird gemessen, wie viel Öl noch im Kreislauf ist. Hat der Motor in dieser Zeit mehr als einen halben Liter Öl verbraucht, wird eine der zwei folgenden Maßnahmen angeordnet.

Bei einem geringfügig höheren Verbrauch folgt die Werkstatt den Anweisungen in der „TPI 1“, der Technischen Produkt-Information 1. Hier bekommt der Motor ein Software-Update. Ein (bereits vorhandenes) Druckregelventil im Motorblock sorgt für andere Druckverhältnisse im Kurbelgehäuse. In einigen Fällen genügt das, um den Ölverbrauch zu normalisieren – allerdings nicht bei übermäßigem Öldurst.

Was passiert, wenn das nicht hilft?

Betroffen sind Vierzylinder-Benziner mit 1,8 bzw. 2,0 Litern Hubraum. Sie wurden unter anderem im Audi A4 verbaut Betroffen sind Vierzylinder-Benziner mit 1,8 bzw. 2,0 Litern Hubraum. Sie wurden unter anderem im Audi A4 verbaut Quelle: Audi Wenn ein viel höherer Ölverbrauch festgestellt wird, bekommt der Motor Neuteile. „TPI 2“ sieht den Tausch von Kolben und Kolbenringen vor. Ersatzteile aus der ersten Generation sind nicht mehr vorrätig. Die Werkstätten installieren dann neuere Versionen aus aktuellen Motorgenerationen.

Im Motor selbst sind die Maße gleichgeblieben. Bohrung und Hub der Motorenfamilie „EA 888“ haben sich nicht geändert. Der Durchmesser des Pleuelauges ist bei aktuellen Generationen aber größer – das alte Pleuel passt nicht mehr und wird ebenfalls ersetzt.

2015 trugen einige MOTOR-TALKer ihre Erfahrungen mit den Reparaturmaßnahmen zusammen. Sie berichten, dass der Ölverbrauch auf ein verträgliches Maß zurückging.

Gibt es Kulanz auf die „TPI 1“ und „TPI 2“ Maßnahmen beim TFSI-Motor?

Besonders die „TPI 2“ geht ins Geld. Für die Reparatur muss der Motor ausgebaut werden. Die Werkstatt wechselt alle Bauteile von unten, der Zylinderkopf bleibt auf dem Motor. Je nach Modell und Aufwand kostet das bis zu 6.000 Euro. Ärgerlich, zumal die Probleme oft nach Ablauf der Garantie auftreten.

Erfahrungsgemäß gewährt der VW-Konzern bis zum Alter von fünf Jahren Kulanz. In den Markenforen berichten Betroffene, dass ein ausgefülltes Serviceheft wichtig sei. Besonders die Ölwechselintervalle müssen eingehalten worden sein. Stempel von freien Werkstätten können problematisch sein. Einige Nutzer schreiben von vollständiger Kulanz trotz eines höheren Fahrzeugalters.

Auf Nachfrage von MOTOR-TALK empfahl ein Audi-Sprecher, sich im Zweifelsfall an die Audi-Kundenbetreuung zu wenden. Sie hätte mehr Möglichkeiten als Händler oder Werkstatt und könne zusätzliche Kulanz gewähren. Verwehrt Audi die Kulanz, empfiehlt sich eine Anfrage bei einem Motoren-Instandsetzer.

In jedem Fall gilt: Fahren mit zu wenig Öl kann zum Motorschaden führen. Zu viel Öl ist ebenfalls schädlich. Der Motor drückt den überschüssigen Schmierstoff aus dem Kreislauf und verbrennt ihn. Das kann die Katalysatoren beschädigen. Ein Motor, der Öl verbraucht, benötigt also Aufmerksamkeit.

Hier geht es zum SWR-Beitrag.

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