Plastikverschlüsse von Getränkeflaschen, Schilfgras, Hanf oder DDR-Stahl. Die Autohersteller recyceln fleißig. Wir verraten Euch die verrücktesten Recyclingmethoden.
Von Focus-Online-Redakteur Sebastian Viehmann
München - Neue Materialien im Automobilbau bieten den Entwicklern mehr Möglichkeiten als Blech, Glas und Plastik. Eine Richtlinie der EU bestimmt, dass ein neues Auto - bezogen auf das Gewicht - bis zu 85 Prozent wiederverwertbar sein muss. Ab 2015 sollen es sogar 95 Prozent sein. Wir verraten, aus welchen ungewöhnlichen Materialien manche Autoteile gefertigt werden. Flaschenverschlüsse in der StoßstangeDer Lifestyle-Flitzer Opel Adam ist „made in Germany“ – er läuft im Werk Eisenach vom Band. Und da ![]() Deckel von Getränkeflaschen bilden die Grundlage für ein Kunststoffgranulat, aus dem unter anderem Stoßfänger-Befestigungen und Scheinwerfergehäuse entstehen. „Aus diesen schwarzen Körnern entstehen im Spritzgussverfahren Hightech-Komponenten“, sagt Opels Entwicklungsvorstand Michael Ableson. Die „Rezyklate“, wie die Recyclingmaterialien genannt werden, seien zum Teil sogar Neuware überlegen, weil sie weniger zu Maß- und Formveränderungen neigten. Beim Opel Adam werden insgesamt 170 Komponenten aus recycelten Kunststoffen verbaut. Insgesamt nutzen die Rüsselsheimer nach eigenen Angaben pro Jahr 45.000 Tonnen Rezyklate. Grünes Aluminium im BMW i3Der BMW i3 ist das ökologische Leuchtturmprojekt der Münchner, für das man sich sogar den Grünen-Promi Joschka Fischer als schwergewichtige Marketing-Lokomotive an Bord holte. Kein Wunder also, dass das Thema Nachhaltigkeit bei BMWs Elektroauto eine zentrale Rolle spielt. So werden laut BMW zum Beispiel folgende Materialien wiederverwertet:
![]() Hanf im Golf 7Das ist wirklich ganz legal: In der Innenverkleidung des Golf 7 wird Hanf verarbeitet. Zur Schonung der Umwelt setzt Volkswagen verstärkt auf nachwachsende Rohstoffe und webt Hanffasern in die Tür-Innenverkleidung sowie Recyclingmaterial in die Radhaus- und Unterbodenschalen des Golf. Eine geradezu geschichtsträchtige Form des Recyclings machte vor einigen Jahren beim Golf 6 Schlagzeilen. Als der Palast der Republik, auch bekannt als „Erichs Lampenladen“ und eins der berühmtesten Relikte der DDR, abgerissen wurde, hat man den Stahl des riesigen Gebäudes natürlich recycelt. Und genau dieser Stahl wurde unter anderem beim Motorblock des Golf 6 verwendet. Mit der Neuauflage des Focus im Frühjahr 2011 gab der Hersteller bekannt, dass sich zum Beispiel weiterverarbeitete Jeansreste in Türverkleidungen und Innenraumbezügen wiederfinden. „Die Hosen dienen als Baumwoll-Lieferant“, erläutert Ford-Sprecher Isfried Hennen. ![]() Fahrradreifen und SchlafsäckeAuch Fahrradreifen sind ökologisch optimierbar. Deshalb benutzt man zum Beispiel für den Pneu „Schwalbe Marathon“ eine „grüne Ader“, die zu einem Drittel aus wiederverwertetem Material besteht. Das Unternehmen entnimmt den Anteil an echtem Latex aus Gummihandschuhen, Schläuchen oder Gummibändern und anderen Gegenständen und mischt ihn mit hochelastischem Naturkautschuk. Daraus entsteht ein gut drei Millimeter dicker Schutzgürtel, den Schwalbe „GreenGuard“ nennt und der zusammen mit der Reifenlauffläche reichlich Gummi zwischen Schlauch und Straße bringt. Nicht nur ein Schrottauto kann eine wertvolle Rohstoffquelle sein. Auch während der Produktion von Neuwagen fallen oft Dinge an, die sich sinnvoll verwenden lassen. Weil bei der Produktion und beim Recycling von Isolationsmaterialien für neue Autos immer Reste zurückbleiben, sammelt General Motors Isolationsmaterial namens „Sonozorb“ und lässt den Stoff aufbereiten. Das Material wird für Innenfutter von Schlafsäcken benutzt, die man in der US-Metropole Detroit an Obdachlose verteilt. Quelle: www.focus.de |
