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Opel Calibra: Fans und Fahrzeuge, DTM-Edition, Final Edition - Den Calibra fanden sogar VW-Fans cool

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Einst veränderte er die Spielregeln zwischen Opel- und VW-Fans. Heute ist Opels Calibra fast ein respektierter Klassiker. Wir trafen zwei eingefleischte Calibra-Liebhaber.

Der V6 DTM-Edition von Bernd Müller erinnert an die erfolgreichen Rennsportzeiten des Calibra Der V6 DTM-Edition von Bernd Müller erinnert an die erfolgreichen Rennsportzeiten des Calibra Quelle: Bernd Müller

Von Haiko Prengel

Tyrolsberg/Pirna – Deutschland im Jahr 1989: Zwischen VW- und Opel-Fans tobt ein regelrechter Glaubenskrieg. Golf- und Kadett-Fahrer liefern sich erbitterte Ampelrennen. Und im Radio läuft der Hit „Manta“ der Band Norbert und die Feiglinge. Dann verändert Opel das Spiel. Die Rüsselsheimer bringen ein neues Sportcoupé auf den Markt. Eines, das ganz anders ist als der legendäre, aber oft verspottete Manta.

Der 1997er „Last Edition“ von Hendrik Franz muss aufs H-Kennzeichen noch ein paar Jahre warten Der 1997er „Last Edition“ von Hendrik Franz muss aufs H-Kennzeichen noch ein paar Jahre warten Quelle: Hendrik Franz Der Neuling ist zwar kein Hecktriebler mehr. Aber so schick, dass sogar die Anhänger der gegnerischen Marke applaudieren. „Als der Calibra auf den Markt kam, änderte sich etwas", erinnert sich Bernd Müller. „Da haben die VW-Leute gesagt: Opel ist scheiße. Aber der Calibra ist cool.“ Es liegt wohl an seinem schicken Design, das schon bei der Markteinführung als zeitlos gefeiert wird.

Bernd Müller ist eingefleischter Calibra-Fan. Er selbst fährt einen schwarzen 2.5i V6 (C25XE) DTM-Edition von 1995. Wenn man etwas über das fesche Sportcoupé der wilden Neunziger erfahren will, ist er der richtige Gesprächspartner: Müller ist fast alle Modellvarianten des Calibra gefahren. „Bis auf den 2.0 16V (X20XEV) mit 136 PS habe ich alle Motoren durch“, sagt der Kfz-Mechaniker aus Tyrolsberg in der Oberpfalz. Auch die Motorvarianten sind für eingefleischte Calibra-Fans eine Art Glaubensfrage. Doch dazu später mehr.

Man nennt ihn "Unterlegkeil"

Als der Calibra 1989 auf die Straßen rollt, schafft er sofort den ersten Rekord: Mit einem Luftwiderstandsbeiwert von bemerkenswerten 0,26 cw darf sich das Coupé „Aerodynamik-Weltmeister“ nennen. Mit seiner schnittigen Form duckt sich der Wagen geschickt weg und bietet dem Gegenwind kaum Angriffsfläche. „In der Szene nennen wir ihn liebevoll Unterlegkeil“, sagt Bernd Müller und lacht.

Dabei war auch der Manta B schon schnittig. Aber sein Nachfolger Calibra sollte ein völlig neues Auto werden. Denn beim Calibra, der auf dem 1988 vorgestellten Vectra A basiert, setzen die Ingenieure auf zeitgemäßen Frontantrieb und quer verbaute Motoren. Abkehr von Hinterradantrieb und Längsmotoren des Opel Manta. Kenner sind sich daher einig, dass Manta und Calibra im Prinzip nichts miteinander gemein haben außer dem Blitz auf dem Kühlergrill.

Der Opel Calibra sollte gegen Konkurrenten wie VW Corrado, Honda CRX, Toyota Celica oder Ford Probe antreten. Bei den Motoren wurde von Anfang an geklotzt. Schon die Einstiegsmotorisierung, ein Zweiliter-Vierzylinder mit 116 PS, erwies sich für den nur rund 1,3 Tonnen schweren Wagen als ausreichend. Richtig zügig wird es mit dem 2.0 16V (C20XE) und 150 PS, der auch im Opel Kadett GSi 16V verbaut wurde und als einer der besten Vierventiler seiner Zeit gilt. 1992 reichte Opel dann noch den 4x4 Turbo mit 204 PS und 1993 einen 2.5i-V6-Zylinder mit 170 PS nach.

Liebe zum Detail: Zu den Extras der „Last Edition“ gehörte auch die Sonderplakette auf dem Aschenbecher Liebe zum Detail: Zu den Extras der „Last Edition“ gehörte auch die Sonderplakette auf dem Aschenbecher Quelle: Hendrik Franz Das reichte für eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 240 km/h im V6, die Höchstgeschwindigkeit des 4x4 Turbo wurde sogar mit 245 km/h angegeben. In der Realität erweisen sich beide Modelle aber als etwa gleich schnell, weil die Mehr-PS aus dem Turbo durch den Allradantrieb praktisch aufgefressen würden, erklärt V6-Fahrer Bernd Müller. „Auch ist der 4x4 kein richtiges Allradauto. Es ist eher ein Fronttriebler, der bei entsprechendem Schlupf noch ein wenig Unterstützung auf die Hinterachse bekommt.“

Karge Basis, üppige Sondermodelle

Karg geriet beim Calibra indes die Basisausstattung. Obwohl der Grundpreis bei 25.000 Mark lag, mussten sich Käufer der Buchhalter-Ausführung mit Kurbelfenstern und einfachen Stoffsitzen begnügen. Auch eine Zentralverriegelung gab es erst gegen Aufpreis. Wer etwas mehr Geld in die Hand nahm, konnte das Sportcoupé mit Ledersitzen, elektrischen Fensterhebern, Klimaanlage und anderen Extras aufbrezeln. Ab 1992 bot Opel dann die ersten Sondereditionen an, auch um die kleineren Motoren zu pushen.

Den Anfang machte die Color Selection mit Sonderlackierungen etwa in Solargelb oder Riojarot, gepaart unter anderem mit elektrischen Fensterhebern und elektrischem Schiebedach, Anthrazit-Polsterung und Leichtmetallrädern. Dann folgten diverse weitere Sondereditionen wie "Keke Rosberg", "DTM Edition" oder "Cliff Motorsport Edition" – in Anlehnung an die Erfolge des Calibra im Motorsport.

Den Abschluss markierte zum Produktionsende im Frühjahr 1997 die "Last Edition" unter anderem mit Irmscher-Sportfahrwerk, Klimaanlage und Bordcomputer. Damals kostete ein gut ausgestatteter Calibra mit V6 oder Turbo locker 60.000 Mark. Professoren, Doktoren und andere Gutverdiener gehörten zu den Käufern.

Kilimaautomatik ist sehr selten

Hendrik Franz aus dem sächsischen Pirna fährt so einen Calibra „Last Edition“, Baujahr Oktober 1997. Der Werkzeugmechaniker kaufte seinen „Cali“ vor zehn Jahren aus zweiter Hand. Damals hatte der Wagen, ein 2.5i V6 (X25XE), erst 64.000 Kilometer gelaufen. „Als Last Edition hatte der V6 ja eh schon eine gute Grundausstattung“, sagt Franz und listet auf: Irmscher-Front, Irmscher-Seitenleisten, Irmscher-Fahrwerk, BBS-Felgen in 16 Zoll, Klima, ZV, Traction Control (TC), zwei Airbag, Nebelscheinwerfer und Bordcomputer. Zusätzlich hatte der Erstbesitzer Ledersitze, Bose-Soundsystem, Wurzelholz und eine Sonderlackierung in Karibikblau geordert.

Große Klappe: Mit umgeklappten Rücksitzen kann man im Calibra zur Not sogar mal eine Waschmaschine oder ein paar Umzugskisten transportieren Große Klappe: Mit umgeklappten Rücksitzen kann man im Calibra zur Not sogar mal eine Waschmaschine oder ein paar Umzugskisten transportieren Quelle: Hendrik Franz Hendrik Franz war das aber noch zu wenig. „In den folgenden Jahren habe ich die Ausstattungsmöglichkeiten des Calibras auf die Spitze des Machbaren getrieben“, erzählt der 30-Jährige. Unter anderem Klimaautomatik („Sehr selten, ich kenne da nur eine Hand voll weitere Fahrzeuge“), Diebstahl-Warnanlage, Motor-Unterfahrschutz, Glashubdach mit Regensensor und abnehmbare Anhängerkupplung baute er nachträglich ein. Die Felgen tauschte er gegen 17-Zöller vom Vectra B i500 inklusive 308er-Bremse und Bremskraftverstärker. Der LCD-Tacho stammt aus dem Vectra AX 2000.

Mit seinem karibikblauen Schätzchen kurvte Hendrik Franz die ersten vier Jahre Sommer wie Winter durch die Sächsische Schweiz. Ein Fehler, wie er im Nachhinein eingesteht. Das ein oder andere Rostloch musste verschlossen und verzinnt, zwei Bereiche nachlackiert werden. Im Rahmen der Restauration ließ Franz den Unterboden seines Calibra komplett mit Trockeneis strahlen und alle Hohlräume mit 15 Kilogramm Rostschutz versiegeln. „Aktuell hat er circa 160.000 Kilometer weg und wird jetzt nur noch sehr selten zu ausgewählten Treffen bewegt“, sagt Hendrik Franz.

Gute Calibra werden rar

Getunt wurden Calibra oft, in vielen Fällen auch verbastelt. Gepflegte Modelle im Originalzustand sind selten geworden und werden von den Besitzern nur noch selten hergegeben. Mit etwas Geduld kann man aber noch einen ordentlichen Calibra finden. Immerhin wurden fast eine Viertelmillion Exemplare des schnittigen Sportcoupés hergestellt.

Ein Pluspunkt ist die relativ entspannte Ersatzteillage. Hier zahlt sich aus, dass der Calibra auf dem Vectra A basiert. Bis heute sind die Regale gut gefüllt mit Großserientechnik aus den Neunzigerjahren. Das betrifft aber nur die üblichen Verschleißteile. Problematischer wird es bei Calibra-spezifischen Karosserie-Komponenten, hier heißt es bei Opel meist: nicht mehr lieferbar. Auch diverse Innenraumteile, Zierleisten oder die Verkleidungen an A-, B- und C-Säule sind neu nicht mehr zu bekommen.

1993 kam der Calibra erstmals in der DTM zum Einsatz, allerdings erst beim Saisonfinale. 1994 saß Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg am Steuer 1993 kam der Calibra erstmals in der DTM zum Einsatz, allerdings erst beim Saisonfinale. 1994 saß Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg am Steuer Quelle: Bernd Müller Und so hegt und pflegt auch Bernd Müller aus Tyrolsberg seinen V6 DTM-Edition mit viel Hingabe. Gelegentliche Ausfahrten mit seinem 170-PS-Coupé durch die schöne Oberpfalz genießt er besonders. „Dort gibt es schöne Cruising-Strecken“, sagt Müller.

Auch wenn der Manta-Fraktion und vielen anderen Alt-Opel-Fans der Frontantrieb beim Calibra ein Grauen ist: Bernd Müller findet das Antriebskonzept des Calibra super. An steileren Berghängen habe er schon manchen Hecktriebler abrutschen sehen, sagt der Kfz-Mechaniker. Sein Auto habe dort nie Probleme gehabt. Nur Driften, das werde mit dem Calibra schwierig. "Der Arsch will einfach partout nicht rum."

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Technische Daten: Opel Calibra 2.5i V6 (C25XE), 1993 bis 1996

  • Motor: V6-Benziner
  • Hubraum: 2.498 cm³
  • Leistung: 170 PS (125 kW)
  • Max. Drehmoment: 227 Nm bei 4200 U.
  • Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe
  • 0-100 km/h: 7,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 237 km/h
  • Verbrauch: ca. 9 l/100 km
  • Leergewicht: 1.300 kg
  • Länge: 4,492 m
  • Breite: 1,688 m
  • Höhe: 1,320 m
  • Radstand: 2,600 m

 

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