Der Nimbus von Aston Martin ist mit der Zeit verblasst. Die Technik ist alt, die Modellpalette zu klein und es fehlt an Geld. Die Wende soll eine Finanzspritze bringen.
Köln - Wer James Bond sagt, denkt auch an Aston Martin. Die britischen Sportwagenmodelle lassen Männerherzen höher schlagen, doch mittlerweile steckt in der Regel betagte Technik unter dem stilvollen designten Blechkleid. Angefangen beim Vantage. Das Modell ist im Grundkonzept (VH-Architektur) bereits zehn Jahre alt. Der größere DB9 wurde 2012 überarbeitet. Den viertürigen Rapide gibt es seit 2009. Mit zwei Jahren ist das jüngste Modell momentan der Vanquish. Lediglich zwei Motoren hat Aston Martin im Angebot: Ein 4,7-Liter-V8 und ein 6,0-Liter-V12. Kunden in diesem Segment verlangen nicht nur Spitzenmotoren, sondern auch modernste Elektronik (Infotainment, Vernetzung, Navigation, Fahrerassistenz) im Cockpit. Der 102 Jahre alten Traditionsmarke aber fehlte bislang schlicht das Geld für Neuentwicklungen. Gewinne erwirtschaftet Aston Martin seit Jahren nicht. Die Produktion ist zu teuer, die Angebotspalette zu klein. Man hält sich mit Derivaten und limitierten Sondermodellen mehr schlecht als recht über Wasser. Frisches Geld soll die Wende bringenNun spricht Aston Martin von einer Neuausrichtung. „Wir schauen in eine aufregende Zukunft, die weit bis in die nächste Dekade reicht“, so Vorstandschef Dr. Andy Palmer. Der Grund für den Optimismus ist eine kürzlich erhaltene Einzahlung von über 300 Millionen Euro. Der Betrag stammt von den Haupt-Anteilseignern Investindustrial (ein italienischer Privat Equity Fund) und Tejara Capital. Damit soll nun das Projekt „Second Century“ in Angriff genommen werden. „Bis 2020 werden wir jedes bestehende Modell ersetzt haben und zusätzlich drei neue auf den Markt bringen“, prognostiziert Palmer. Eines davon zeigte Aston Martin bereits als Studie im März in Genf. Der DBX ist ein Crossover aus SUV und Sportwagen. „Die Reaktionen haben uns überwältigt“, so Palmer, der den DBX als „key change“ und als Katalysator für zukünftige Technologien sieht. Unterm Blech steckt eine Kombination aus Allrad und Elektroantrieb. Palmer glaubt, dass der DBX, wenn er 2018 auf die Straße kommt, auch Frauen anspricht. Bislang war man stark auf männliche Kunden fixiert. Das Investment erlaubt Aston Martin nicht nur den Bau des DBX. Weitere neue Modelle sollen entwickelt, die Produktionsanlagen erweitert werden. Bis Ende des Jahres wachsen die Werkshallen um 10.000 Quadratmeter. Um die Exklusivität zu sichern, soll der Jahresabsatz „nicht über 7.000 Einheiten steigen“, wie Palmer sagt. Schon für das nächste Jahr rechnen Branchenkenner mit einem neuen Modell, dem Nachfolger des DB9. Mercedes-AMG-Technik für den neuen VantageFür das Sport-Coupé nutzen die Briten noch nicht die technische Unterstützung von Mercedes-AMG. Diese dürfte erst beim nächsten Vantage greifen. Daimler hält etwa fünf Prozent an Aston Martin und hat, wie es aus Stuttgart heißt, „Beobachterstatus im Bord of Directors von Aston Martin“. Die Beteiligung beinhaltet die Lieferung von V8-Turbo-Aggregaten und Komponenten für die Entwicklung einer elektronischen Architektur. Ein wichtiger Markt für Aston Martin ist China. Hier denkt man über eine elektrische Version des Rapide nach. Weltweit schickt Aston Martin nächstes Jahr den Lagonda Taraf an den Start. Die Luxus-Limousine mit langem Radstand ist auf 200 Einheiten limitiert. Gebaut wird der Taraf von der firmeneigenen Sparte „Q by Aston Martin“. Sie wurde nach dem Waffenmeister von 007 benannt, der die Wagen von Bond mit allerhand technischer Spielereien versah. „Q by Aston Martin“ soll zum Individualisierungs-Programm ausgebaut werden. Was dort möglich ist, zeigen die Briten mit dem DB10. Der Sportwagen – zehnmal gebaut – dient 007 im neuen Bond-Streifen als adäquater Untersatz. Liebhaber, die sich bereits auf eine Kleinserie freuen, werden enttäuscht. Der DB10 bleibt nur dem Filmhelden 007 vorbehalten. Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht |