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Porsche distanziert sich nach Winterkorn-Kritik von Piëch - Der Anfang von Piëchs Ende?

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Update: Erstmals seit Jahren gibt Ferdinand Piëch ein Kommando, doch niemand springt. Nach der Winterkorn-Kritik distanziert sich die Porsche-Familie vom VW-Patriarchen.

Ferdinand Piëch gab Martin Winterkorn öffentlich zum Abschuss frei. Doch die Mehrheit im VW-Aufsichtsrat könnte diese Entscheidung nicht teilen Ferdinand Piëch gab Martin Winterkorn öffentlich zum Abschuss frei. Doch die Mehrheit im VW-Aufsichtsrat könnte diese Entscheidung nicht teilen Quelle: dpa/Picture Alliance

Wolfsburg - Bei Volkswagen droht ein erbitterter Machtkampf um die Führungsspitze. Dabei geht es um die Zukunft des Vorstandvorsitzenden Martin Winterkorn, nachdem Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch von seinem langjährigen Wegbegleiter abgerückt war. Winterkorn aber will sich von Piëch nicht vom Hof jagen lassen, wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" aus dem Unternehmen erfuhr. So schnell werfe er den Bettel nicht hin, hieß es. Zuvor hatten sich VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hinter Winterkorn gestellt. Beide sitzen im VW-Aufsichtsrat.

Update: Am Sonntag dann die große Überraschung. Auch VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche distanziert sich vorerst von Piëchs Äußerung. Er ist der Sprecher des Porsche-Familienstamms. "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist", ließ Wolfgang Porsche über einen Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mitteilen. Er und Piëch sind die Enkel des Porsche-Gründers und VW-Käfer-Ingenieurs Ferdinand Porsche, dessen Arbeit die historische Keimzelle des Volkswagen-Konzerns darstellt.

Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche: Das VW-Aufsichtsratsmitglied distanzierte sich am Sonntag (12. April 2015) überraschend von Piëch Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche: Das VW-Aufsichtsratsmitglied distanzierte sich am Sonntag (12. April 2015) überraschend von Piëch Quelle: dpa/Picture Alliance Fest steht damit: Piëch hat nach seiner Attacke auf Winterkorn zumindest keine öffentliche Unterstützung aus dem VW-Aufsichtsrat, und er wirkt als dessen Chef isoliert. In der ohne weitere Piëch-Erklärungen derzeit unklaren Motivlage scheint das Vertrauensverhältnis zwischen dem Vorstandschef Winterkorn und seinem Förderer Piëch nachhaltig zerstört. Die jetzige Konstellation mit den zwei zentralen VW-Führungsfiguren steht unter großem Fragezeichen.

Keine Mehrheit im Aufsichtsrat?

Für eine Absetzung Winterkorns bräuchte es die Mehrheit von 11 Stimmen in dem 20-köpfigen VW-Aufsichtsrat. Doch die ist nicht in Sicht, denn neben den zehn Plätzen der Arbeitnehmerseite und denen der Porsche-Familie entfallen bei den Kapitalvertretern zwei Stimmen auf Niedersachsen. Zwar könnte Piëch als Vorsitzender von einem Doppelstimmrecht Gebrauch machen. Doch auch das würde ihm nach derzeitigem Stand nichts nützen.

Piëch (77) war völlig überraschend öffentlich von Winterkorn abgerückt. Er sagte dem Nachrichtenmagazin "Spiegel": "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Dies kommt einer Demontage Winterkorns (67) gleich. Der VW-Aufsichtsratschef sagte außerdem: "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen." Die Kandidaten dafür seien bereits im Unternehmen.

Der einflussreiche VW-Betriebsratschef Osterloh stärkte Winterkorn den Rücken: "Wir haben eine klare Haltung, an der sich nichts geändert hat: Wir haben mit Dr. Winterkorn den erfolgreichsten Automobilmanager an Bord." Der Betriebsrat mache eine Personaldebatte nicht mit. Niedersachsens Regierungschef Weil sagte: "Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich." Aus Kreisen des oberen VW-Managements verlautete am Wochenende: "Die Erfolgsgeschichte mit Herrn Winterkorn wird fortgeschrieben werden."

Der VW-Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh stellte sich öffentlich hinter Winterkorn Der VW-Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh stellte sich öffentlich hinter Winterkorn Quelle: dpa/Picture Alliance

Betriebsrat steht hinter Winterkorn

Winterkorns Vertrag läuft Ende nächsten Jahres aus. Konzerninsider hatten zuletzt übereinstimmend berichtet, dass Winterkorn Piëch im Kontrollgremium ablösen dürfte. Nur der Zeitpunkt schien unklar. So ließ es auch Winterkorn zuletzt offen, ob für ihn eine Vertragsverlängerung infrage komme.

Der "Spiegel" führt für die Verstimmung zwischen Winterkorn und Piëch auch die großen strategischen Probleme an, vor denen Volkswagen allem Erfolg zum Trotz seit Jahren steht. Die Gewinnkraft der Kernmarke VW-Pkw hinkt der Konkurrenz beständig hinterher. Daher greift seit vergangenen Sommer ein milliardenschwerer Sparplan. Im Juli gibt Winterkorn das Amt als VW-Markenchef, das er in Personalunion mit dem des Konzernvorstands führt, an den früheren BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess ab.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen bezeichnete Winterkorn nach den Äußerungen Piëchs als "lame duck" (lahme Ente). "Das weiß jetzt auch der Pförtner bei VW. Von daher wäre es für Winterkorn besser, er würde sich nicht in den nächsten Monaten selbst beschädigen, sondern zurücktreten", sagte Dudenhöffer.

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