• Online: 3.317

EU: E-Call ab 31. März 2018 Pflicht in neuen Autotypen - Der automatische Notruf wird obligatorisch

verfasst am

Ab 31. März müssen neu zugelassene Automodelle in der EU über das Notrufsystem "E-Call" verfügen. Das System setzt bei schweren Unfällen einen automatisierten Notruf ab.

Das E-Call-System wird ab 31. März Pflicht für alle neuen Autotypen in der EU Das E-Call-System wird ab 31. März Pflicht für alle neuen Autotypen in der EU Quelle: Picture Alliance

Köln - Lange hat es gedauert, nun ist es soweit: Ab 31. März müssen neue Automodelle in der EU über das Notrufsystem E-Call verfügen. Es alarmiert bei einem Unfall automatisch die Rettungskräfte und sendet dabei den Standort. Der obligatorische Einbau soll Leben retten.

Bei schweren Autounfällen könne E-Call den entscheidenden Zeitvorteil bringen, hat die EU-Kommission 2014 befunden und eine entsprechende Einbaupflicht auf den Weg gebracht. Nach ihren Schätzungen können Rettungskräfte dank des Systems bis zu 50 Prozent schneller am Unfallort sein und so europaweit jährlich zusätzlich 2.500 Menschenleben retten.

Das automatisierte Notrufsystem soll Rettungskräften wertvolle Minuten verschaffen Das automatisierte Notrufsystem soll Rettungskräften wertvolle Minuten verschaffen Quelle: Picture Alliance Auch durch Verkehrsunfälle verursachte Staus und wegen ungesicherter Unfallstellen verursachte Folgeunfälle soll die neue Technik verringern, da die Leitstelle schneller Maßnahmen ergreifen kann.

Die Technik hinter E-Call ist simpel: Wenn zum Beispiel der Airbag auslöst, stellt das System über eine fest integrierte SIM-Karte europaweit eine Telefonverbindung zur nächsten Notrufzentrale her und übermittelt automatisiert ein Datenpaket zum Unfall. Es enthält den Zeitpunkt des Crashs, den genauen Standort des verunfallten Fahrzeugs und seine vorherige Fahrtrichtung - besonders wichtig auf Autobahnen und in Tunneln. Außerdem wird eine Sprechverbindung hergestellt, so dass die Leitstelle gegebenenfalls mit den Fahrzeuginsassen kommunizieren kann. Das E-Call-System kann auch manuell, etwa durch einen Zeugen eines Unfalls, ausgelöst werden, indem er einen SOS-Knopf im Auto betätigt.

Sicherheit trifft auf Datenschutz

An das europaweit einheitliche e-Call-System stellt die Kommission strenge Anforderungen. So muss ein Notruf immer direkt an die nächste Rettungsleitstelle gehen. Die Positionsdaten müssen von der Leitstelle kontinuierlich gelöscht werden. Die Datenschutzvorgaben sind erst im Nachhinein eingezogen worden. Das war ein Grund für die Verzögerung bei der Einführung des Systems als Pflichtausstattung.

Bedenken bezüglich des Datenschutzes hatten die Einführung des Systems verzögert Bedenken bezüglich des Datenschutzes hatten die Einführung des Systems verzögert Quelle: Picture Alliance Kritisch ist aus Sicht der Datenschützer vor allem, dass durch E-Call faktisch jeder neue Pkw mit einem Ortungssystem ausgestattet ist. Die EU verlangt hier die Technik des europäischen Galileo/Egnos-Satellitennavigationssystems. Die dadurch generierten Daten seien sicher. Zudem lassen sich die gesendeten Informationen nur schwer mit einem konkreten Fahrer in Verbindung bringen, da der Dienst nicht personalisiert ist. So wird außerdem bei einem Halterwechsel keine Aktualisierung nötig.

Die Kosten für E-Call zahlt aufgrund des obligatorischen Einbaus jeder Neuwagenkäufer. Rund 100 Euro kostet die Technik, sagen Experten. In einer zunehmenden Zahl von Autos sind SIM-Karte, Antenne und Navigationsmodul sowieso an Bord, sei es als Teil des Navigationssystems oder von Konnektivitäts-Diensten. Eine spürbare Teuerung beim Neuwagenkauf wird es also eher nicht geben.

Nur für Neuwagen verpflichtend

Die E-Call-Pflicht gilt lediglich für neue Automodelle. Bereits zugelassene Fahrzeuge oder Neuwagen von Modellen, die vor dem Stichtag homologiert wurden, benötigen das System nicht - viele sind jedoch bereits damit ausgestattet. Für ältere Modelle gibt es Nachrüstlösungen in Form von Handy-Apps, Adaptern für die 12-Volt-Steckdose oder sogenannten OBD-Dongles. Diese Stecker werden in den OBD-II-Anschluss des Fahrzeugs gesteckt und setzen den Notruf entweder über eine integrierte SIM oder ein per Bluetooth angeschlossenes Handy ab.

Teilweise werden solche Notrufsysteme von Autoversicherungen als Teil eines telematikbasierten Vertrags angeboten, dann oft ohne Zusatzkosten oder gegen eine geringe Gebühr. Wer eine Dongle-Lösung sucht, sollte mit rund 100 Euro und/oder monatlichen Servicekosten rechnen. Auch für Motorradfahrer sind unterschiedliche E-Call-Systeme verfügbar, die in der Regel allerdings mit mehreren Hundert Euro noch sehr teuer sind.

Quelle: SP-X

Avatar von MOTOR-TALK (MOTOR-TALK)
93
Hat Dir der Artikel gefallen? 7 von 10 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
93 Kommentare: