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Lynk & Co 03 Concept: Premiere in Shanghai - Der chinesische Volvo aus dem Netz

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Mit Lynk & Co will der chinesische Geely-Konzern ab 2019 Europa erobern. Die Plattform stammt von Volvo. Die Chinesen setzen auf Digitalisierung und Onlineverkauf.

Lynk & Co 01: In Shanghai zeigt die Marke ihr erstes Serienmodell. Mit Volvo-Technik, aber made in China Lynk & Co 01: In Shanghai zeigt die Marke ihr erstes Serienmodell. Mit Volvo-Technik, aber made in China Quelle: Fabian Hoberg

Shanghai – Lynk & Co, den Namen sollten wir uns merken. Nie gehört? Kein Wunder: Erst seit vergangenem Oktober gibt es die Marke. Doch was nach Start-up klingt, hat einen finanzkräftigen und Europa-erfahrenen Hintergrund: Lynk & Co gehört zum chinesischen Autokonzern Geely, und dem wiederum gehört die schwedische Traditionsmarke Volvo. Lynk & Co soll nach Volvo Geelys zweite wichtige Marke in Europa werden.

Auf der Shanghai Auto Show stellt die neue chinesische Marke erstmals auf einer Messe ihre Studie 03 vor – und zeigt dazu das erste Serienmodell 01. „Mit den beiden Modellen haben wir nur fünf Monate nach Firmengründung bewiesen, dass wir unsere Versprechen in Bezug auf Reichweite, Qualität, Technologie und Konnektivität einhalten“, sagt Alain Visser, Senior Vice President von Lynk & Co.

Lynk & Co will sich mit "Premium zu Volumen-Preisen" sowie einer lebenslangen Garantie vom Wettbewerb absetzen. Die Verbindung zu Volvo soll helfen, in Europa Vertrauen zu schaffen Lynk & Co will sich mit "Premium zu Volumen-Preisen" sowie einer lebenslangen Garantie vom Wettbewerb absetzen. Die Verbindung zu Volvo soll helfen, in Europa Vertrauen zu schaffen Quelle: Fabian Hoberg Der gebürtige Belgier ist in der Autobranche kein Unbekannter. Als ehemaliger Ford-, GM- und Volvo-Manager fädelte er 2010 den Deal mit dem chinesischen Konzern Geely ein. Nun soll er die neue Marke und ihren neuen Marketingansatz etablieren. Lynk & Co ist ein Kunstname und soll so viel bedeuten wie „link to the future“, das „& Co“ unter anderem für Connection, cool oder Community stehen.

Eingebautes Carsharing

Im Vergleich zu den traditionellen Herstellern setzt Lynk & Co nicht nur auf Verbrenner und Elektrofahrzeuge, sondern auch auf einen anderen Vertrieb. Händler? Fehlanzeige. Ähnlich wie Tesla wollen die Chinesen ihre Fahrzeuge übers Netz oder Markenshops vertreiben. Und: das reine Besitzen muss nicht mehr sein.

Wer will, nutzt die Fahrzeuge temporär, kann sein Auto zur Miete anbieten oder selbst eins mieten. Das funktioniert, so Vissers Vision, ganz einfach über eine markeneigene App. „Der 01 ist das erste Auto mit einem eingebauten Carsharing“, sagt Visser bei der Präsentation der Studie in Shanghai. Einen großen Vorteil hat die neue Geely-Marke gegenüber anderen Neueinsteigern: Für Wartung und Kundendienst steht in Europa das dicht geknüpfte Volvo-Händlernetz zur Verfügung.

Lebenslange Garantie

Die Marke Lynk & Co soll nicht nur Chinesen, sondern auch Europäern gefallen. Und darf dabei gern vom guten Ruf der schwedischen Geely-Tochter profitieren. Technik und Design der beiden Fahrzeuge stammen von Volvo, wie Visser betont. Designer Peter Horbury arbeitete vorher unter anderem an Volvos 70er- und 80er-Serie, Ford Focus und Lincoln MK. Das gemeinsame CEVT(China Euro Vehicle Technology)-Entwicklungszentrum liegt in Göteborg. Produziert werden die Autos aber im Osten Chinas, wo schon Volvo-Fahrzeuge entstehen: im Werk Luqiao.

Dazu kommt ein vollmundiges Qualitätsversprechen. Und das wollen die Chinesen mit einer lebenslangen Garantie umsetzen. „Wir werden Komfort, Ambiente und Ausstattung wie ein Premiumhersteller bieten und dafür nicht mehr verlangen als ein Volumenhersteller", sagt Visser. Für das SUV werden rund 30.000 Euro angepeilt.

2014: Alain Visser in Diensten der Lynk & Co Schwestermarke Volvo 2014: Alain Visser in Diensten der Lynk & Co Schwestermarke Volvo Quelle: dpa/Picture Alliance Auf eine lange Optionsliste verzichten die Chinesen: „Unsere Autos sind voll ausgestattet, es gibt keine zusätzlichen Optionen“, sagt Visser. Dafür aber eine ständige und lebenslange Wifi-Internetverbindung. Always on ist in China ein wichtiges Kaufargument. Beim Sharing füttert der Fahrer seine Cloud und bedient nebenbei das Auto, öffnet und startet es. Die wichtigsten Fahrer-Einstellungen wie Sitzposition, Temperatur oder Lieblingssender übernehmen die Fahrzeuge mit dem Einsteigen - egal, ob Leihauto oder Privatwagen.

Volvo-Plattform und neue Limousine

Die neue Studie 03 gibt sich als klassische Mittelklasselimousine, wie man sie in China braucht, um auf Stückzahlen zu kommen. Einzig die schmalen und länglichen Scheinwerfer wirken futuristisch und erinnern ein wenig Modelle europäischer Hersteller. Technische Daten für die viertürige Limousine gibt es nicht, dafür aber die Bemerkung, dass das Fahrzeug in nur zwei Jahren entstand.

Das in China bald erhältliche kompakte SUV 01 steht wie der ab Herbst angebotene Volvo XC40 auf der Volvo-CMA-Plattform (Compact Modular Architecture) und misst 4,40 Meter. Die Überhänge fallen kurz aus, von der Seite ähnelt der Lynk einem geschrumpften Porsche Cayenne. Zwischen 01 und 03 wird noch ein 02 folgen, vermutlich ein sportliches Schrägheckmodell.

Als Antrieb dienen unter anderem 1,5- und 2,0-Liter-Turbomotoren als Drei- und Vierzylinder mit einer Leistung zwischen 150 und 200 PS, wahlweise mit Front- oder Allradantrieb sowie mit Sechsgang-Handschaltung oder Siebengang-Doppelkupplung. Beide Fahrzeuge wird es in China von Anfang an als Elektro-, Hybrid- und Plug-in-Hybridvariante geben.

Ab 2019 in Europa

Ende dieses Jahr soll der 01 in China verkauft werden, 2019 auch in Europa: "In Europa starten wir im ersten oder zweiten Halbjahr 2019, in den USA einige Monate später", sagte Alain Visser in Shanghai gegenüber "Automotive News". Erster Markt in Europa soll die deutsche Hauptstadt Berlin sein, wo es bereits ein dicht geknüpftes Carsharing-Netz gibt. Das US-Pendant dazu ist San Francisco, von wo aus die Marke die USA erobern will.

Ursprünglich sollte Lynk & Co in Europa schon Ende 2018 starten. Was die Chinesen aufhält, sagt Visser, sei der Aufbau des Händlernetzes. Wie das bei einer Marke, die gar nicht über den Autohandel verkaufen will? Ähnlich wie Tesla, setzt Lynk & Co zwar auf Online-Shopping - aber auch auf Flagship Stores und Ausstellungsräume, in denen Kunden die Autos ansehen können. Die Ladenflächen dafür seien noch nicht komplett, sagt Visser. Bestellt wird online, die Autos werden nach Hause geliefert.

Wie schon nach der Übernahme von Volvo, will Geely in jedem Fall keine halben Sachen machen. 2020 soll Lynk & Co weltweit bereits 500.000 Fahrzeuge verkaufen, davon mehr als die Hälfte in China.

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