Essen - Der Diesel steht im Kleinwagen kurz vor dem Aussterben. Denn in der kleinen Klasse fallen die Kosten für Stickoxid-Speicherkat und SCR-Katalysator viel stärker ins Gewicht als bei großen und teuren Autos. VW sieht Erdgas-Fahrzeuge als saubere und sparsame Alternative. Und hofft auf Nachfrage für den 90 PS starken Polo TGI. Der Fünftürer mit bivalentem CNG-Antrieb steht ab sofort beim Händler und kostet mindestens 19.800 Euro.
Ein Schnäppchen ist der Gas-Polo also nicht. Gegenüber dem vergleichbaren Modell mit reinem Benzinantrieb beträgt der Aufpreis 2.600 Euro. Vielfahrer können das durchaus herausfahren: Wer Knapp 2.600 Euro Aufpreis kostet die Erdgasvariante gegenüber dem reinen Benziner Quelle: Volkswagen
konsequent Gas statt Super tankt, kommt mit rund dem halben Kraftstoff-Budget aus. Auch gegenüber einem Diesel liegt der Kostenvorteil bei rund 30 Prozent. Hinzu kommen Vorteile beim Schadstoffausstoß: Bei der Verbrennung von Erdgas entstehen rund ein Drittel weniger CO2, rund zwei Drittel weniger Stickoxide und 99 Prozent weniger Feinstaub.
Beim Fahren in diesem CNG-Polo merkt man den Unterschied zum Benziner nur akustisch. Der Dreizylindermotor läuft im Gasbetrieb ein wenig rauer und metallischer, als wenn er mit Benzin fährt. Weil der Innenraum des Kleinwagens gut verarbeitet ist, ist aber kaum über Vibrationen zu spüren.
Bei Kraft und Durchzug muss sich der kleine VW nicht verstecken. Der kleine Turbomotor lässt den Polo im Stadt- und Landstraßenverkehr locker mithalten, etwas Schaltarbeit vorausgesetzt. Auf der Autobahn kommt das kleine Triebwerk hingegen schnell an seine Grenzen – das ist bei einem vergleichbaren Benziner in dieser Leistungsklasse nicht anders.
Für jeden Tag im Jahr einen Kilometer
Nachteile hat das Antriebskonzept bei der Reichweite. Die 11,3 Kilogramm CNG, die in den Tank unter dem Kofferraumboden passen, reichen für 365 Kilometer Fahrt. Dann schaltet der Polo automatisch und kaum spürbar auf Benzinbetrieb. Anders als beim kleineren Eco-Up steckt im CNG-Polo zwar der vollwertige 40-Liter-Tank, der für runf 800 Kilometer gut ist.
365 Kilometer fährt man mit den 11,3 Kilogramm-Gastank Quelle: Volkswagen
Die Kosten- und Umweltvorteile des Gasmotors gehen dann aber verloren. Wer den Erdgasantrieb im Polo wirtschaftlich nutzen will, muss ihn daher möglichst ausschließlich nutzen. Was nicht überall in Deutschland einfach ist: Es gibt hierzulande zwar 900 Tankstellen. Die sind aber eher ungleich verteilt und vor allem an Fernstraßen kaum zu finden. Am besten eignet sich Erdgasantrieb daher für Kunden, die in der Nähe ihrer Heimat-Tankstelle bleiben, etwa für mobile Pflegedienste, Kurierfahrer oder Besitzer eines zusätzlichen Erstwagens.
VW will mit dem exotischen Antrieb durchaus Geld verdienen. Zumindest indirekt: Dem Konzern droht eine deutliche Verfehlung seiner CO2-Ziele für 2020 – spätestens seit dem Abgas-Skandal und dem damit verbundenen Nachfrageeinbruch beim Diesel. Die Erdgasautos – inklusive des Polo und des ebenfalls neuen Seat Ibiza sind es mittlerweile 15 Modelle – sollen die entstandene Lücke zumindest teilweise schließen.
Bislang allerdings waren die Erdgas-Offensiven der Autoindustrie in Deutschland wenig erfolgreich: Lediglich rund 100.000 der insgesamt rund 45 Millionen deutschen Pkw fahren mit CNG-Antrieb. In Südeuropa verkauft sich CNG aber etwas besser – und auch das zählt ja in den Flottenschnitt hinein.
Technische Daten – VW Polo TGI:
VW Polo TGI |
Motor |
1,0-Liter-Dreizylinderbenziner, |
Leistung |
90 PS |
Drehmoment |
160 Nm bei 1.800 - 3.800 U/min |
Vmax |
183 km/h |
0-100 km/h |
11,9 s |
Durchschnittsverbrauch |
CNG: 3,2 kg/100 Kilometer, Verbrauch Benzin: 4,9 l/100 Kilometer |
CO2-Ausstoß |
CNG: 87 g/km, CO2-Ausstoß Benzin: 112 g/km |
Abgasnorm |
Euro 6 |
Effizienzklasse |
A+ |
Preis |
ab 19.800 Euro (Comfortline) |
Quelle: SP-X