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KBA-Zulassungsstatistik: Der Automarkt im freien Fall - Der deutsche Automarkt wird zum Sorgenkind

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Die Wahrheit über Deutschlands Automarkt steht im Report des KBA. Während der VW Golf tausende Kunden verliert, gewinnt der Dacia Sandero hunderte dazu. Eine Bestandsaufnahme.

Auf dem deutschen Automarkt geht es momentan für viele Topseller bergab Auf dem deutschen Automarkt geht es momentan für viele Topseller bergab Quelle: seanelliott - istockphoto.com

Flensburg - Deutsche Autoverkäufer leiden. Nichts geht auf dem Markt, der sonst so blüht. Allein im Mai sanken die Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr um fast 10 Prozent. Zweifler mögen granteln: Ein direkter Vergleich zum Vorjahresmonat sei nicht aussagekräftig. Schließlich hatte der Mai 2013 weniger Werktage als der Mai 2012.

Stimmt. Allerdings sehen die Zahlen für die ersten fünf Monate des Jahres nicht besser aus: rund 1,22 Millionen verkaufte Neuwagen bedeuten minus 8,8 Prozent.

Zehn prominente Flops aus der KBA-Statistik Zehn prominente Flops aus der KBA-Statistik Quelle: Motor-Talk Dabei sind die Privatkunden noch am kauffreudigsten. Gewerbliche Zulassungen sanken um 13,7 Prozent, die Privatverkäufe nur um 3,9 Prozent.

Doch die gewerblichen Zulassungen stützen das Neuwagengeschäft. Brechen sie ein, tut das in der Jahresbilanz richtig weh. Selbst sichere Umsatzbringer der vergangenen Jahre straucheln, wie die jetzt veröffentlichten Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zeigen.

VW: Minus trotz neuem Auto

Zum Beispiel der VW Golf: Erst seit November 2012 verkauft der erfolgsverwöhnte VW-Konzern die siebte Generation. Trotzdem brach 2013 der Absatz hier stärker ein als der Gesamtmarkt. Mit minus 11,4 Prozent rollt der Golf VII dem Auslaufmodell des Vorjahres hinterher.

Und ist damit noch gut bedient. Minus 20,8 Prozent beim Polo, minus 22,6 Prozent beim Passat (mit satten 90,1 Prozent gewerblicher Zulassungen). Das zeigt deutlich: VWs große Umsatzbringer sind derzeit fast durchgängig Sorgenkinder. Denen steht nur ein echter Stabilisator gegenüber: der Tiguan mit fast 25.000 verkauften Autos. Ein mageres Plus von 3 Prozent (knapp 750 Autos).

Opel: Astra trotz Facelift im Keller

Doch der Konkurrenz geht es noch schlechter. Opel verlor beim wichtigsten Modell, dem Astra, fast ein Drittel, verkauft nur noch 22.000 Autos. Der ebenfalls volumenstarke Corsa verlor 13,6 Prozent (- 3.122). Immerhin: mit den 7.629 verkauften Adams hat Opel im Kleinwagenmarkt zugelegt.

Der Opel Astra hat 32,7 Prozent verloren Der Opel Astra hat 32,7 Prozent verloren Quelle: Opel Trotzdem sieht es für Opel insgesamt schlecht aus. Der Opel Meriva verliert 34,9 Prozent (-3.995), der Zafira 40,4 Prozent (- 5934) und der Insignia 29,2 Prozent (- 2879). Nur der neue Mokka bringt etwas Freude: 9.269 Fahrzeuge kauften die Deutschen und zwar in einem Segment, das Opel bisher nicht besetzt hatte. Unterm Strich bleibt trotzdem ein großer Verlust.

Ford: Mit einem blauen Auge

Der Kölner Konkurrent Ford leidet nicht ganz so stark unter dem Nachfragetief: Fiesta (-12,3 Prozent) und Focus (-13,8 Prozent) verloren zwar deutlich, aber nicht so deutlich wie die Opel-Konkurrenz.

Ford hatte die Strategie zuletzt stark auf den Privatkundenmarkt ausgerichtet: Dank hoher Nachlässe und spezieller Finanzierungen stieg der Marktanteil bei Privatkunden von 4,4 Prozent auf 7,9 Prozent. (Angaben: Ford).

Mercedes: Schwache B-Klasse

Im Vergleich dazu stehen die deutschen Premium-Marken stabil da: Mercedes verlor gegenüber den ersten fünf Monaten des Vorjahres 2,3 Prozent, Audi 4,1 Prozent und BMW 6,3 Prozent.

Die Schwaben freuen sich vor allem über die neue A-Klasse. Sie verkaufte sich mit 21.969 Fahrzeugen zwar weniger gut als der neue Audi A3 (22.166; +12,3 Prozent) und der BMW 1er (22.744 Fahrzeuge). Im Vergleich zum Vorgänger entspricht der Absatz dennoch einem Plus von 64,8 Prozent.

Mit den anderen zwei Volumenmodellen dürfte Mercedes weniger zufrieden sein: 20.902 verkaufte C-Klassen bedeuten ein Minus von 30,4 Prozent. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass schon 3.572 CLA verkauft wurden.

Die E-Klasse, bei der im April das Facelift startete, verlor modellwechselbedingt 15,8 Prozent. Viel schlimmer dürfte die Schwaben jedoch die Entwicklung der 2011 erneuerten B-Klasse treffen. Sie verlor 11,9 Prozent (- 2786). Nichtsdestotrotz bleibt das Modell der meistverkaufte Van in Deutschland.

Audi: Sorgenkind A6

An Audi scheint die Krise fast vorbeizurauschen: A3, Q3, A4, Q5, fast alle wichtigen Volumenmodelle Der BMW X3 wurde ebenfalls viel seltener gekauft als vor einem Jahr Der BMW X3 wurde ebenfalls viel seltener gekauft als vor einem Jahr Quelle: BMW verkaufen sich stabil oder besser. Einzig der A6 (inklusive S6, A7) tanzt aus der Reihe und fand 2013 nur 16.990 Abnehmer – 30,6 Prozent weniger als in den ersten fünf Monaten des Vorjahres.

BMW: Danke für Amerika

Ein Blick auf die BMW-Zahlen verrät, warum die Münchner so glücklich über die guten Absätze in den USA und China sind: Zwar legte der umsatzstarke 3er hierzulande um 4,6 Prozent zu. Doch bei den SUVs gingen die Umsätze in den Keller (X3: - 22 Prozent, X5: - 28 Prozent, X6: - 16 Prozent). Und was der 3er gewann, verlor der 5er wieder (- 6,2 Prozent).

Topseller: Gebrauchte und Dacia

Dass die Manager an Deutschland zurzeit wenig Freude haben, liegt nicht an den Privatkäufern: Sie kaufen Autos wie eh und je, der Gebrauchtwagenmarkt wuchs erneut (Januar bis Mai 2013: + 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Auch manche Neuwagen, die von Privatkunden gekauft werden, laufen klasse. Wie der Dacia Sandero (88,1 Prozent Privatkunden), der 6.998-mal verkauft wurde (+ 26 Prozent).

Citroen mit Elektro-„Erfolg“

Elektroautos verkaufen sich nach wie vor höchstens in homöopathischen Dosen. Nissan fand zwischen Januar und Mai 252 Käufer für den Leaf, Opel 137 für den Ampera. Überraschender Topseller im Segment: Der Citroen C-Zero (267 Stück, plus 48,3 Prozent). Wie kommt das? Ganz einfach: Seit Citroen das rein elektrische Carsharing Multicity betreibt, besteht regelmäßiger Eigenbedarf an frischen Stromern.

Fazit: Die Prognose für die Jahre 2013 und 2014 war schlecht und sie bestätigt sich. Aufschwung erhoffen sich die Hersteller von der IAA im Herbst. Doch für Marken, die vor allem vom europäischen Geschäft leben, werden die kommenden zwei Jahre eine harte Prüfung.

Mancher wird mit Schrammen davonkommen. Bei anderen könnten die Schäden auf lange Sicht gravierender ausfallen. Dem Handel geht hier und da bereits heute die Luft aus, die Kunden sind kritischer, besser vorbereitet und oft nicht mehr bereit, für jedes Schmankerl einen Tausender zu zücken.

Sicher ist nur eines: Am Ende gewinnen die, die sich am besten auf die neuen Bedürfnisse einstellen. Und die genug Kraft haben, die Flaute zu überstehen.

Avatar von bjoernmg
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