Jetzt bekommt der Kombi Turnschuhe: VW steckt die Technik des Golf R in den Variant, inklusive abschaltbarem ESP - aber nur mit Doppelkupplungsgetriebe. Erste Fahrt.
Ascari/Spanien – So teuer war noch kein anderer Serien-Golf: Die R-Version des Variant kostet mindestens 42.925 Euro. Mit großem Navi, Ledersitzen und allen Assistenzsystemen steigt der Preis auf mehr als 50.000 Euro. Trotzdem war bei VW ein 300 PS starker Kombi noch nie so günstig: Der Golf R Variant tritt die Nachfolge des „Passarati“ R36 an, das Passat-Topmodell von 2008 bis 2010. Der war langsamer, durstiger und gut 2.000 Euro teurer. Mehr Platz im Kofferraum gab es nur bei umgelegter Sitzbank. Der Golf R Variant folgt der üblichen Preispolitik von VW. Das serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe und das Variant-Heck kosten jeweils knapp 2.000 Euro Aufpreis. Das macht den Kombi rund 4.000 Euro teurer als den Golf R, den es aktuell ab 39.000 Euro gibt. Die Technik ist identisch: 2,0-Liter-Turbobenziner mit 300 PS, Allradantrieb mit Haldex-5-Technik, Sportfahrwerk mit sanfter Tieferlegung, vollständig deaktivierbares ESP, dicke Schürzen und ein Endrohr pro Zylinder. Alles, was die Limousine ausmachte, bekommt jetzt der Lange. VW Golf 7 R Variant: Sport-Kombi mit Launch-ControlDas Kombi-Heck wiegt etwa 70 zusätzliche Kilogramm. Das kostet zwei Zehntelsekunden und ein paar Tropfen Sprit. Der Variant rennt in 5,1 Sekunden auf Tempo 100 und verbraucht in der NEFZ-Welt sieben Liter pro 100 Kilometer. Um das zu erreichen, müssen die Einspritzdüsen im Zylinderkopf trocken bleiben. Eine zusätzliche Saugrohreinspritzung versorgt den „EA888“-Motor im Teillastbereich mit Kraftstoff. Doch „R“ steht bei VW für großen Sport, also Volllast, gern auf der Rennstrecke. Der Verbrauch steigt dann schnell auf 10, 15, 20 Liter. Dafür hilft der Kombi mit einer Launch Control beim Sprint und versteift im „Racing“-Modus Lenkung, Stoßdämpfer und Gaspedalkennlinie. Die Auspuffanlage grummelt besonders böse, allerdings etwas künstlich mit Resonanzunterstützung aus dem Motorraum. Der dicke Kombi-Hintern verbessert nicht nur die Ladekapazität des stärksten Golf: Er verbessert die Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Wenn vorn die Traktion nachlässt, baut eine Ölpumpe an der Hinterachse Druck auf und schließt die Visco-Kupplung des Allradantriebes. Bis zu 50 Prozent des Moments gelangen so nach hinten. Per Bremseingriff vorn simuliert das System eine hecklastige Auslegung. Der GTI-Motor fehlt im ProgrammDamit kann der Golf R Variant rutschen und driften, am liebsten auf glatten Untergründen. Auf der Piste bleibt er neutral, im Grenzbereich schiebt er kontrollierbar über alle vier Räder. Das Getriebe kaschiert den Anlauf des Turbos mit niedrigen Gangstufen, der Turbobenziner zieht den Kombi flink und berechenbar aus der Kurve. Auf dem Papier macht VW im Golf R Variant alles richtig. Zu einem echten Sportler fehlt ihm aber der Biss. Er beschleunigt flink, aber zu unspektakulär, zu vernünftig und ohne kräftigen Kick. Mit der R-Version entsteht eine große Kluft im Motorenprogramm des Golf Variant. Alle anderen Benziner sind maximal 150 PS stark und 1,4 Liter groß. Zwischenstufen gibt es nur als Selbstzünder mit bis zu 184 PS. Ein GTI könnte diese Lücke füllen – oder zumindest sein 2,0-Liter-Motor mit 220 PS. Entsprechende Versionen gab es bereits bei Golf 3, 4 und 5 Variant. VW Golf R Variant: Technische Daten
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